Sebastian Fitzek im Interview: Der Thriller-Autor über Körpersprache

Automatisch erstellte Abschrift des Audios:

Es geht um eine Körpersprache-Expertin, Hannah Herbst, die normalerweise die Polizei berät, beispielsweise wenn es darum geht, Gewaltverbrecher zu überführen. Und die hat nun ausgerechnet in einer Operation, wo sie ihr Gedächtnis verloren hat, hat sie jetzt mit ihrem schlimmsten Fall der Karriere zu kämpfen. Sie muss ein Geständnisvideo analysieren. Das kommt von einer Frau, die gestanden hat, ihre gesamte Familie ermordet zu haben. Und das Problem ist, die geständige Mörderin, das ist Hannah Herbst, die Mimikexpertin selbst. Ach du Jemine, es darf wie immer gerne auch mal ein bisschen kompliziert sein bei Herrn Fitzek. Super! Was ich ja immer wieder kriegsentscheidend finde bei Büchern, ist der erste Satz. Was ist der erste Satz bei Mimik? Es ist kalt, Mama. Das haut natürlich noch Keim vom Hocker. Wir Menschen sind immer ungeduldiger geworden. Auch ich. Wenn ich mir eine Pizza bestelle, möchte ich auch nicht zwei Tage darauf warten. Und ich möchte auch bei einem Buch, dass es mich sofort reinzieht. Ja, absolut. Dementsprechend dieses Buch jetzt Mimik. Wie bist du auf dieses Thema allein erst mal gekommen? Durch einen guten Freund, der ist Mimikresonanzforscher und der forscht eben die Mimik von Menschen. Auch die Gestik und die Körpersprache. Und das ist so spannend. Und zwar nicht nur, weil man damit eventuell einen Verbrecher überführen kann, sondern einfach im zwischenmenschlichen Bereich. Ich finde es super spannend, alleine jetzt auch natürlich durch das Maskenzeitalter. Wie wichtig ist Mimik denn für dich eigentlich? Man kann durch Mimik nicht die Gedanken von anderen Menschen lesen. Man kann aber die Emotionen sehen. Und man kann überlegen, stimmt eigentlich das, was derjenige sagt? Nach dem Motto, mir geht es gut beispielsweise, mit dem überein, was sein Körper sagt. Gibt es eigentlich so etwas wie eine Macke, ein Ritual sozusagen, was du immer verfolgst beim Schreiben, damit du weißt, okay, dann wird es gut? Wahrscheinlich erst mal einen Pott Kaffee oder so, oder? Kaffee ist da. Ich brauche Ibuprofen, weil ich werde danach, wenn es sehr intensiv geworden ist, kriege ich immer Kopfschmerzen. Dann Kinderschokolade, das ist das einzige Ritual, was ich habe. Nein! Ich habe schon immer böse Post bekommen, von wegen, es gibt doch viel bessere Schuhe. Ja, gibt es, aber die schmeckt mir einfach. Und das ist so ein Riegel nach jedem Kapitel, weswegen meine Kapitel immer kürzer werden.

Automatisch erstellte Abschrift des Audios:

Ja, das ist wirklich ein sehr aufregendes Gefühl nach wie vor. Und das kann ich schon mal dementieren. Nicht so, dass nur weil ich jetzt schon einige Bücher geschrieben habe, dass diese Nervosität abnimmt. Ich kann es eigentlich nur vergleichen, als man Kinder hat und man lässt sie das erste Mal auf eine Klassenfahrt. Man ist natürlich stolz, dass ein nächster Entwicklungsschritt geleistet wurde. Aber am liebsten würde man natürlich den Bus hinterher rennen und gucken, was passiert denn da jetzt? Man weiß aber, man muss das jetzt allein auf eine Reise gehen lassen und mal gucken, wie es sich verändert. Und genauso ist es mit einer Geschichte auch. Körpersprache, Mimik, darum geht es im neuesten Thriller von dir. Was hast du dabei gelernt? Nehmen wir mal beispielsweise dieses ganz beliebte Thema Lügen. Dass natürlich alle denken, okay, jetzt weiß ich, wenn ich Körpersprache analysiere, weiß ich sofort, wenn mich jemand anlügt. Das ist nicht ganz so einfach, weil zunächst einmal muss ich ja wissen, wie der Mensch normalerweise ist. Das ist die Basislinie, was man, wenn man wie beim Lügendetektortest erst mal abfragt, was hast du heute gefrühstückt und wie heißt du, wo wohnst du? Also alles Sachen, die man aus dem FF sagen kann, ohne großartig darüber nachzudenken. Das ist die Basislinie. Und dann stellt man mal eine Frage, wo waren sie am Abend des 23. Oktober zwischen bla bla bla und bla bla bla Uhr. Und wenn dann derjenige von dieser Basislinie gravierend abweicht, dann lohnt es sich genauer hinzugucken. Wir lernen ganz viel neu sozusagen über Lügen. Wo kannst du denn schlecht lügen, Sebastian? Ich kann generell unglaublich schlecht lügen. Also es gibt einen Trick, den mir jemand erzählt hat, wie man, wenn man lügt, aber der funktioniert nur in ganz bestimmten Lügensituationen, nämlich wenn man erzählen muss, was man gemacht hat. Und wenn man da sozusagen auch von einem Lügendetektor nicht überführt werden will, dann muss man eine wahre Geschichte erzählen, die sich allerdings nicht zu diesem Zeitpunkt zugetragen hat. Also ich war vor kurzem, habe ich mir relativ spät Top Gun im Kino beispielsweise angesehen. Und das war aber nicht gestern. Wenn du mich jetzt fragen würdest, was hast du gestern gemacht? Dann könnte ich natürlich diese Top Gun Geschichte, also ich bin in die Schlossstraße gefahren, ich habe da wie in irgendeinem Parkplatz gesucht. Ich könnte diese gesamte Geschichte abrufen. Es wäre zwar nicht gestern passiert, aber es ist an einem anderen Tag passiert. Deswegen kannst du an meiner Basislinie keine Lüge erkennen.