Wurde ich angelogen? Experte verrät wie du Mimik und Gestik deutest

25.10.2022, 16:00 Uhr

Wurde ich gerade angelogen? - Experte: So deutet ihr Gestik und Mimik

Ihr wollt wissen, wie euer Geschenk ankam? Ob das Kompliment, das euch die Kollegin gerade gemacht hat, ernst gemeint war oder fragt euch, ob es möglich ist, die eigene Gestik und Mimik in stressigen Situationen zu kontrollieren? Wir haben mit Dirk Eilert gesprochen. Er ist Experte für Mimik und Körpersprache und hat darüber auch ein Buch geschrieben.

„Oh du warst beim Friseur - sieht gut aus!“, kommentiert der Kollege im Büro. Aber ist dieses Kompliment auch ernst gemeint? Dirk Eilert könnte das ganz schnell feststellen. Er ist Experte im Bereich Mimik und Körpersprache und analysiert auch die Mimik und Gestik von Politikern und Prominenten. Bestseller-Autor Sebastian Fitzek hat sich Eilert zur Seite geholt, als er für seinen neuen Krimi „Mimik“ recherchiert und geschrieben hat.

Ratgeber: "Was dein Gesicht verrät"

Eilert selbst ist auch schon unter die Autoren gegangen und gibt sein Wissen und seine Tipps im Buch „Was dein Gesicht verrät“ (Jetzt bei Amazon bestellen) weiter.

Mimik im Alltag entschlüsseln

Stefan Frech, unser neuer Moderator am Nachmittag, hat mit Dirk Eilert gesprochen, ihm bestimmte Alltagssituationen vorgestellt und gefragt, wie man Mimik und Gestik da deuten kann.

Lügen-Mythos aus Hollywood

Wichtigste Frage: Wie erkenne ich, ob mich mein Gegenüber belügt? Dirk Eilert erklärt: „Der Spruch: ‚Wer nach oben links blickt, der lügt‘, ist ein Mythos aus einem Hollywood-Streifen."

Die Augen beobachten

Ist ein Kompliment ernst gemeint? Das verraten die Augen. „Wenn die Augen beim Gegenüber lachen, sprich wenn sich an den Augenwinkeln kleine Fältchen bilden, dann ist das Kompliment ernst gemeint“, sagt Dirk Eilert.

So erkennt ihr echte Freude und Rührung

Ebenso solltet ihr auf die Augen achten, wenn ihr euch fragt, ob das Geschenk, das ihr gerade überreicht habt, wirklich so gut ankommt, wie euch versichert wird. „Achtet nicht auf den lächelnden Mund, sondern wieder auf die Augen, die kleine Lachfältchen an der Außenseite zeigen sollten“, rät Dirk Eilert. „Außerdem ist es ein Zeichen von echter Rührung, wenn sich die. Innenseite der Augenbrauen nach oben hebt.“

Potentielle Lüge aufdecken: So geht's

Um herauszufinden, ob man gerade angeschwindelt wird, gibt es verschiedene Methoden. Da es ja auch hunderte Signale gibt, die auf eine Lüge hindeuten. Experte Dirk Eilert hat einen Tipp für die FFH-Hörer parat: „Sprecht mit der Person über überprüfbare Fakten und achtet darauf, wie sie gestikuliert und was mit ihrer Mimik passiert, wenn über die Wahrheit gesprochen wird. Dann fragt nochmal nach der Sache, bei der ihr eine Lüge vermutet und seht, ob und wie sich Mimik und Gestik verändern.“

Kann man Mimik und Gestik kontrollieren?

Spannend! Da wäre es doch am besten, wenn man einfach trainieren würde, seine Mimik und Gestik in brenzligen oder stressigen Situationen unter Kontrolle zu halten, oder? Leider nein. Denn Dirk Eilert erklärt: „Wer versucht, Gestik und Mimik zu kontrollieren und gezielt einzusetzen, wirkt sehr schnell künstlich und gestellt.“ Doch es gebe einen Trick: Man solle zur Beruhigung einfach langsam in 2er-Schritten von 100 rückwärts zählen. Das beruhige unser inneres Alarmsystem messbar.

Pokerface? Gibt's nicht

Da liegt auch nahe, dass es das sogenannte Pokerface gar nicht gibt, weil Mimik schneller ist als unser Verstand und wir Mimik nicht kontrollieren können. Das erklärt auch, warum Pokerspieler oft mit tief ins Gesicht gezogenen Basecaps und dunklen Sonnenbrillen am Pokertisch sitzen: Ihre Mimik könnte den anderen so ungewollt verraten, wie es gerade im Spiel läuft.

Noch mehr interessante Fakten und Tipps findet ihr auf dem Instagram-Kanal von Dirk Eilert.

Dirk Eilert über Geschenke, Lügenerkennung und einen Mythos

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Sehr, sehr gerne. Also woran erkenne ich jetzt zum Beispiel, dass jemandem mein Weihnachtsgeschenk beispielsweise nicht gefällt, obwohl er lächelt, sich freut und sich überschwänglich bedankt? Kommt ja gerne mal vor. Exakt und der alles entscheidende Trick ist dabei, nicht auf den Mund zu achten, sondern auf die Augen zu achten, weil wenn wir uns wirklich freuen, dann heben sich nicht nur die Mundwinkel, sondern die Augen fangen an zu lachen. Das heißt, die Augen werden so ein bisschen kleiner und in den Augenwinkeln bilden sich kleine Fältchen. Und wenn wir jetzt auch noch merken, dass die Augenbrauen Innenseiten sich leicht heben und das wäre dann der Gesichtsausdruck von Rührung und das heißt, ich habe voll ins Schwarze getroffen. Sehr spannend. Es wäre ja auch ganz clever, wenn wir so Lügen enttarnen. Also woran merke ich, dass ich angelogen werde, wenn jetzt meine Frau beispielsweise ankommt und sagt, ja ich weiß jetzt auch nicht, woher diese Schramme im Auto wieder kommt? Also Lügenerkennung ist an sich ein wahnsinnig komplexes Thema. Es gibt zwei wahnsinnig wichtige Erkenntnisse, die einem dabei helfen können. Die erste ist, es gibt nicht die Pinokionase. Also es gibt nicht das eine Signal, was einem verrät, das ist jetzt die Lüge. Die zweite wichtige Erkenntnis ist, dass alles Entscheidende ist, auf die Baseline für Wahrheit zu achten. Was heißt das? Ich spreche mit der Person erstmal über Dinge, wo ich weiß, dass es wahr ist. Also über überprüfbare Fakten. Und achte darauf, wie ist das Normalverhalten? Wie bewegt sich die Person mimisch? Wie viel gestikuliert sie? In welcher Tonlage spricht die Person? Wie schnell spricht die Person? Und dann frage ich zum Beispiel, sag mal, wo kommt nochmal die Schramme her? Und dann achte ich darauf, ob ich jetzt Abweichungen beobachte in der Mimik, in der Gestik oder in der Stimme. Und diese Abweichung können wir jetzt einen Hinweis darauf geben, dass hier irgendwas nicht stimmt. So ein kurzer Mythencheck noch. Wer lügt, schaut nach links oben, habe ich mir mal sagen lassen. Oder ist das falsch? Das ist definitiv falsch. Dieser Mythos kommt aus einem Thriller mit Samuel L. Jackson, Verhandlungssache. Es ist in der Tat ein Mythos, die Blickrichtung sagt nichts darüber aus, ob jemand lügt oder die Wahrheit sagt.

Dirk Eilert über Komplimente, Verhalten in Stresssituationen und Pokerfaces

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Ein Kollege lobt mich für die Arbeit oder mein tolles neues Outfit. Woran erkenne ich denn jetzt, ob ein Kompliment wirklich ernst gemeint ist? Hier sind die lachenden Augen in der Tat entscheidend, weil wenn der Kollege sich wirklich über das freut, was ich gemacht habe und das Lob ehrlich gemeint ist, dann sollten dabei die Augen lachen, also sich auch wieder hier kleine Fältchen in den Augenwinkeln bilden. Verstehe. Ich habe jetzt ein wichtiges Bewerbungsgespräch, kommt von Zeit zu Zeit vor. Zucken, blinzeln, dann runzeln wir mal mit der Stirn, leckt sich die Lippen. Also wie steuere ich da so am besten meine eigene Mimik und kontrolliere die, dass ich die auch gut für mich nutzen kann? Also der aller allerwichtigste Tipp ist hier, niemals versuchen die eigene Körpersprache oder Mimik zu kontrollieren oder gar irgendwelche Gesten bewusst zu machen. Das wirkt wahnsinnig schnell künstlich und gestellt. Wenn ich merke, ich bin zu aufgeregt, dann ist mein Tipp den Stress vorher runter zu regulieren. Und hier gibt es einen total simplen, aber wahnsinnig wirkungsvollen Trick. Rückwärtszählen, einfach von 100 in Zweierschritten, weil das aktiviert unseren sogenannten präfrontalen Kortex, der ist dafür zuständig, den Stress runter zu regulieren. Und der neigt dazu, in Momenten, wo wir Stress haben, auszusteigen, wie so ein stotternder Motor auszugehen. Und dieses Rückwärtszählen, das konnten Studien zeigen, hilft diesen präfrontalen Kortex wieder zu aktivieren und die Amygdala, die bei Stress wahnsinnig aktiv wird, unser inneres Alarmzentrum, wirklich messbar zu beruhigen. Viele von uns spielen ja auch so mal am Stammtisch eine Runde Mexikon oder pokern gerne mal mit Freunden eine Runde. Jetzt geht es da ja darum, so ein Pokerface aufzusetzen. Wie lernen wir da so unsere Mimik zu beherrschen, damit man da natürlich auch gut zocken kann? Da kommt jetzt die bittere Pille, die wir alle schlucken müssen. Dass es einen Pokerface gibt, ist ein absoluter Mythos, weil die Mimik ist schneller als unser Verstand. Das bedeutet, bis zu einem Zeitpunkt von 500 Millisekunden können wir unsere Mimik nicht kontrollieren oder verbergen. Ah, jetzt ist mir auch klar, warum da manche mit Basecap hocken und mit Sonnenbrille und so. Exakt. Herr Eilert, ich sage schon mal vielen Dank für die tollen, brauchbaren Tipps und mehr von Ihnen gibt es natürlich bei Ihnen auf Ihrem Instagram-Kanal. Sehr, sehr gerne.