100 Jahre Radio - Von einem Zigarettenhändler bis zu FFH
An diesem Sonntag wird das Radio in Deutschland tatsächlich genau 100 Jahre alt. Am 29. Oktober 1923 wurde zum ersten Mal eine Unterhaltungssendung ausgestrahlt, zuerst aber nur für ein sehr kleines Publikum.
"Achtung, Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin im Voxhaus auf Welle 400 Meter. Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen davon Mitteilung, dass am heutigen Tage der Unterhaltungsrundfunkdienst mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos-telefonischem Wege beginnt. Die Benutzung ist genehmigungspflichtig!"
Die Geschichte des Radios in Deutschland beginnt erst einmal direkt mit einer bürokratischen Warnung. Als die "Funk-Stunde Berlin" am 29. Oktober 1923 um 20 Uhr auf Sendung geht, dauert es keine 30 Sekunden, bis die Hörer darauf hingewiesen werden, dass man für die Nutzung des neuen Mediums eine Genehmigung bräuchte. Denn schon damals gab es eine Art Rundfunkbeitrag, den Hörer des neuen Mediums entrichten sollten.
Rundfunkgebühr: 350 Milliarden Mark
Kein einfacher Start, herrschte doch zu der Zeit Wirtschaftskrise und Hyperinflation in Deutschland. Der erste, der sich eine Genehmigung zum Radiohören sicherte, war der Berliner Zigarettenhändler Wilhelm Kollhoff - durch die Inflation zum absurd wirkenden Preis von 350 Milliarden Mark. Doch trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen wuchs das Interesse am Radio schnell - gab es Ende 1923 nur wenige hundert Hörer, waren es ein Jahr später schon eine halbe Millionen, die über eine Empfangslizenz verfügten.
Neben Musik wurden auch Sportübertragungen, Nachrichten und Unterhaltungsprogramme übertragen, um verschiedene Interessen und Zielgruppen anzusprechen. Im April 1926 wurde das erste per Rundfunk übertragene Fußballländerspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden in Düsseldorf ausgestrahlt.
Von der Lieblingssendung zum Lieblingssender
Radio hörte man damals noch ganz anders als heute. Bis in die 70er-Jahre hinein wurde Radio gezielt für bestimmte Sendungen eingeschaltet - auf eine Klassik-Sendung folgte möglicherweise ein Hörspiel und dann vielleicht eine Hitparade mit Musik für die jüngeren Hörer. Man hatte damals also keine Lieblingssender, sondern Lieblingssendungen.
Erst mit dem Aufkommen von Privaten Radiosendern in den 80er Jahren änderte sich dies. Statt auf einem Sender für jeden etwas anzubieten, entstanden immer mehr Radioprogramme, die rund um die Uhr Inhalte und Musik für eine bestimmte Gruppe von Hörern anboten. Das Konzept war so erfolgreich, dass auch die letzten öffentlich-rechtlichen Sender nachzogen und ihre Programme an bestimmte Zielgruppen ausrichteten.
Die generelle Verbreitung des Internets führte diese Entwicklung noch einen Schritt weiter. Nun war es möglich mit geringem Aufwand die verfügbaren Radioprogramme noch weiter zu spezialisieren, so dass jetzt sogar Webstreams für einzelne Musikrichtungen, Jahrezehnte oder sogar einzelne Künstler als Ergänzung zum eigentlichen Programm angeboten werden können.
Kuriose Radiosender weltweit
Mittlerweile gibt es weltweit zehntausende Radiosender auf der ganzen Welt. Mitunter auch ziemlich kuriose: Von Frühsport-Radio in Japan, über australische Radiosender mit Vogelstimmen bis hin zum Nordpol und dem "offiziellen" Radiosender des Weihnachtsmanns - natürlich nur mit Weihnachtsliedern.