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Schönen guten Tag Herr Madeo. Guten Tag. Sie sind Fastenexperte, wenn ich das mal so nennen darf. Es ist jetzt, ich schaue, kurz nach 12 mittags. Was haben Sie heute schon gegessen? Ich habe heute noch nichts gegessen. Noch gar gar nichts? Auch keine Nüsse, wie Sie es mal verraten haben? Ich habe gegessen insgesamt einen Kaffee mit Mandelmilch. Manchmal esse ich morgens Nüsse dazu, manchmal nicht. Heute nicht. Ich habe einen Kaffee mit Mandelmilch. Okay. Wann gibt es denn dann die erste Mahlzeit für Sie heute? Ich habe ein Essfenster in der Regel zwischen 16 und 20 Uhr. Also ich bemühe mich ungefähr 20 Stunden Fastenpausen zu machen, wenn man diese Nüsse am Morgen abzieht. Oh wow, 20 Stunden. Das ist lange. Ziehen Sie das so jeden Tag durch? Nein, nicht jeden Tag, aber an den meisten Tagen. Ich mache es an ungefähr sieben bis acht von zehn Tagen. Manchmal, wenn ich auf Dienstreise bin, dann kapituliere ich vor dem Frühstücksbuffet. Das ist völlig okay. Man muss da nicht dogmatisch sein, darf sich auch Ausnahmen gönnen, sonst ist man ja kein Mensch mehr. Man muss manchmal auch einfach den gegebenen Bedingungen Tribut zollen. Wenn man jetzt zum Beispiel reist oder im Hotel ist, dann bietet sich das natürlich an, morgens zu frühstücken. Vielleicht kommen wir mal auf die Effekte des Fastens zu sprechen. Warum ist Fasten gut für uns alle? Es gibt, und das wissen wir mittlerweile wirklich aus vielen, vielen Tierstudien, eigentlich angefangen von Bakterien über Hefezellen bis zu Fliegen, Mäusen und sogar Affen, Experimente, die zeigen, dass Fastenpausen gut für die Gesundheit sind. Und das ist auch nicht verwunderlich, denn im Grunde genommen sind wir ja so evolviert. Das heißt, 99,99 Prozent der Menschheitsgeschichte haben die Menschen täglich gefastet. Und somit ist das eigentlich ganz normal, dass man eher selten ist. Ich betrachte eher diese drei oder fünf Mahlzeiten am Tag als eine komische Form der Diät. Die wir erst seit einem Wimpernschlag der Geschichte tun. Nun gibt es ja verschiedene Formen von Fasten. Also eine Woche lang Heilfasten oder eben dieses Intervallfasten. Das heißt, dass die Menschen dann so ein Essfenster von acht Stunden haben im Gegensatz zu Ihnen jetzt mit den vieren. Was ist die beste Methode? Ist es wirklich wichtig, so lange wie möglich zu fasten? Ja, da muss ich Ihnen offen sagen, wir haben überhaupt keine Ahnung, was die beste Methode ist. Keinen systematischen Vergleich zwischen unterschiedlichen Fastenregimes. Ich glaube auch, dass es wahrscheinlich sogar individuell unterschiedlich ist. Selbst wenn Sie dasselbe Fastenregime anschauen bei unterschiedlichen Menschen, wird es unterschiedlich wirken. Deswegen glaube ich, dass jeder da seinen Weg finden muss. Es gibt Leute, die schaffen es eher, mal ein paar Wochen am Stück eine Fastenkur zu machen. Einmal im Jahr oder zweimal im Jahr. Und es gibt Leute, die schaffen es eher, das in ihr tägliches Leben zu integrieren. Okay, aber schön, dass Sie so ehrlich sind und sagen, dass Sie keine Ahnung haben, welches die beste Methode ist. Wie halte ich dann am besten Fasten durch? Ist es tatsächlich so, dass Sie sagen, finde dein eigenes Zeitfenster, mach dir keinen Druck oder haben Sie wirklich spezielle Tipps, was man tun kann für die Motivation? Also ich habe festgestellt, dass es schon gut ist, wenn Sie es schaffen, eine Mahlzeit am Rande der Nacht wegzulassen. Dann haben Sie schon ein Fastenfenster von 15, 16 Stunden. Also wenn Sie entweder das Abendessen oder das Frühstück weglassen, dann haben Sie schon diese 16 Stunden, bei denen es nachweislich gesundheitlich positive Effekte am Menschen gibt. Und meiner Erfahrung nach treffe ich so in der Regel zwei Typen von Menschen, die einen sagen, ich habe kein Problem, das Frühstück weglassen, aber wenn du mir das Abendessen wegnimmst, dann ich will's. Das geht also nicht. Und umgekehrt, es gibt also die Frühstückstypen und die Abendesstypen. Ich selber komme eher aus süditalienischen Regionen. Wenn man mir das Abendessen wegnimmt, dann ist es schrecklich. Das Frühstück ist mir völlig irrelevant, immer schon gewesen. Und deswegen fällt es mir ganz leicht, morgens nichts zu essen. Und ein bisschen hart muss man da schon auch zu sich sein, zumindest am Anfang, bis man sich umgestellt hat. Nach ein, zwei Wochen hat der Körper sich umgestellt und man spürt fast keinen Hunger mehr dann. Wir haben kurz mal die Effekte angerissen, also dass es die auch gibt, aber vielleicht mal ganz konkret. Ich habe in einem Ihrer Interviews gelesen, dass die Konzentrationsfähigkeit steigt. Ich dachte immer, boah, wenn ich dieses Hungergefühl habe, dann kann ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren als auf die Tatsache, ich möchte was essen. Aber Sie sagen, das ist ein positiver Effekt. Ja, das ist auch Evolution. Wenn der Urmensch zwei Tage lang nichts gegessen hatte, dann sagte ihm sein Gehirn, pass mal auf, du Loser, konzentrier dich mal besser, sonst bist du nämlich bald weg vom Fenster. Und so ist das so ein angenehmer Nebeneffekt, dass man, wenn man sich mal dran gewöhnt hat, sich eigentlich sehr, sehr gut konzentrieren kann. Das geht, das funktioniert gut. Ich würde es eventuell nicht machen, wenn ich jetzt extreme Hochleistungen bringen müsste. Wenn ich eine Klausur schreibe oder eine Radiosendung moderiere, wenn Sie das als Hochleistung bezeichnen. Knöpfchen drücken und mal Hallo sagen. Dann würde ich es nicht machen, weil dann sind Sie ein bisschen unter Druck und da brauchen Sie vielleicht Zucker im Gehirn, um akut wirklich alles abrufen zu können. Aber generell, auf längere Sicht, auch wenn man jetzt den Tag ein paar Stunden lang arbeitet oder so, kann man sich sehr gut konzentrieren. Eine Frage, die mich wirklich ganz persönlich interessiert. Ich bin eigentlich jemand, der lieber abends oder nachmittags Sport macht. Manchmal muss ich es einfach, weil es die Zeit nicht anders hergibt, morgens machen. Und wenn man dann so richtig Krafttraining macht, geht das ohne irgendwas gegessen zu haben? Es erzählt einem immer, da musst du vorher ein bisschen Energie getankt haben. Oder ist das gar nicht so Ihr Fachgebiet? Ja, das ist schon mein Fachgebiet und ich halte das für ein Märchen. Also ich glaube nicht, dass man essen muss, bevor man Sport macht. Im Gegenteil, wenn Sie sich anschauen, wie native Völker gelebt haben und wie sie heute noch leben, dann ist das so, dass die wirklich auch hungrig zur Jagd gehen. Das ist eigentlich das Normale. Nicht vergessen, dass der Mensch zwar das schwache Tier ist, weil es keine Zähne und keine Klauen hat, der Mensch hat aber eine Sache, die er allen anderen Lebewesen voraussetzt. Es ist der beste Hetzjäger, den es in der Natur gibt. Das heißt, wir sind darauf programmiert, hungrig lange Strecken zurückzulegen. Das ist völlig normal und geht wunderbar. Und wenn man auf Fettstoffwechsel läuft, also seine Fettreserven angreift, kann man sehr gut Ausdauersport machen. Wenn Fasten so gar nichts für jemanden ist, wie kann ich mich dann trotzdem jünger und gesünder essen? Also was sollte auf meinem Speiseplan stehen? Oder sagen Sie, wenn ich esse, dann gucke ich überhaupt nicht drauf. Oder haben Sie bestimmte Sachen, wo Sie sagen, da achte ich drauf, dass ich das dann auch wirklich zu mir nehme? Ja, natürlich. Es gibt viele Leute, die sagen, sie schaffen das nicht. Das ist auch nicht ehrenrührig oder so. Ich meine, schauen Sie sich an, wie viele Leute es schaffen, wirklich dauerhaft Gewicht zu verlieren. Praktisch niemand. Und trotzdem sind die Zeitungen voll von Diäten. Ja, das funktioniert aber einfach nicht. Sie sehen, dass die Leute mal abnehmen und irgendwann wieder zunehmen. Also es ist schwierig, seine Ernährung umzustellen oder auch zu fasten. Das ist jetzt wirklich nicht was für jeden. Man kann es mal eine Zeit lang probieren. Manche finden ein Gusto daran, manche nicht. Was kann man tun, wenn man es eher nicht schafft oder wenn man auch einfach keine Lust hat zu fasten? Es gibt einige Lebensmittel, die sogenannte fastenmimikrierende Stoffe enthalten. Das heißt, Sie gaukeln dem Körper vor, er würde fasten, obwohl er isst, weil Sie nämlich bestimmte molekulare Sachen im Körper anschalten, die beim Fasten auch angeschaltet werden. Prominent möchte ich hier das Spermidin nennen. Das klingt etwas merkwürdig. Das heißt so, weil zuerst ein Sperma entdeckt wurde und weil es ein hoher Konzentration vorkommt. Aber Spermidin kommt auch in einer Reihe von Lebensmitteln vor. Und es ist tatsächlich so, dass es mittlerweile Studien gibt, die zeigen, dass Menschen, die sich konsequent spermidinreich ernähren, zum Beispiel weniger Herzprobleme haben. Und es gibt eine Studie an der Charité Berlin, die zeigt, dass Menschen, die Spermidin-Supplements aus Weizenkeimen einnehmen, dass sie ein besseres Gedächtnis haben. Das heißt, summa summarum kann man also durch Spermidin altersassoziierte Erkrankungen wahrscheinlich hinaus zögern. Und wer jetzt also die molekulare Antwort des Fastens anschalten möchte, aber nicht fasten will oder kann, vielleicht auch kann, weil er krank ist oder weil er jetzt nur sehr alt ist oder so, dann kann man durchaus dieses Fasten, die Diätätik so umstellen, dass man mehr Spermidin einnimmt. Wo ist das drin? Es gibt eine ganze Reihe von Lebensmitteln. Also Sojabohnen, Käse, vor allem wenn er gut gereift ist und praktisch läuft. Frischer grüner Pfeffer, Birnenerbsen, Weizenkeime, all das sind spermidinreiche Nahrungsmittel. Okay, super. Das ist ein sehr wertvoller Tipp. Wir danken Ihnen vielen Mal, Herr Madeux. Und ist es jetzt so, dass Sie sich auf Ihre nächste Mahlzeit total freuen oder ist das so total normal für Sie, dass Sie jetzt erst in ein paar Stunden essen und da gar nicht drüber nachdenken? Ich bin völlig umprogrammiert. Wenn jetzt jemand neben mir isst, ist das wie Plastik für mich. Ich arbeite jetzt bis heute Abend. Aber dann freue ich mich sehr. Okay, dann lassen Sie es sich schmecken, egal was es ist. Und ganz lieben Dank für das Interview. Schönen Tag, hat Spaß gemacht.