Biathlon-WM - Franziska Preuß gewinnt Gold
Franziska Preuß hat es endlich geschafft. Spät in ihrer Karriere wird die Bayerin endlich Einzel-Weltmeisterin. Jetzt bleibt nur noch ein sportliches Ziel übrig.
Franziska Preuß konnte ihre Tränen nicht zurückhalten, als sie am Ziel ihrer sportlichen Träume mit WM-Gold um den Hals die deutsche Nationalhymne hörte. Ergriffen vom größten Moment ihrer turbulenten Karriere wischte sich die 30-Jährige die Augen schnell wieder trocken und feierte dann mit dem Biathlon-Team in Lenzerheide ihr beeindruckendes Meisterstück. In der Schweiz krönte sich die Bayerin ungefährdet zur Weltmeisterin in der Verfolgung und feierte ihren ersten großen Titel in einem Einzelrennen.
"Das war ein Traum, der heute in Erfüllung gegangen ist. Ich bin echt stolz auf mich", sagte Preuß: "Ich bin echt durch einige Täler gegangen, aber ich habe nie den Glauben verloren. Es ist egal, was kommt, ich bin jetzt einfach glücklich." Für die Weltcup-Gesamtführende war es nach Silber im Sprint und Bronze in der Mixedstaffel im dritten Rennen bereits die dritte Medaille bei dieser für sie schon jetzt außergewöhnlichen WM. "So schnell werde ich das Rennen nicht vergessen", sagte Preuß: "Das war wirklich das perfekte Rennen und das bei der WM - Wahnsinn!"
Mit Deutschland-Fahne ins Ziel
Mit der deutschen Fahne in der Hand jubelte Preuß bereits weit vor der Ziellinie und ließ sich vor dem herrlichen Alpen-Panorama von 13.500 Zuschauerinnen und Zuschauern feiern. "Der Zieleinlauf war wirklich ein Genuss", sagte sie. Für die von vielen gesundheitlichen Rückschlägen gebeutelte Skijägerin war es ein Tag, der ohne Schießfehler und mit einem Vorsprung von 39,1 Sekunden nicht besser hätte laufen können. Mehrfach dachte sie in der Vergangenheit schon an ein Karriereende, kämpfte sich aber immer wieder zurück.
Nachdem Preuß 2015 mit Silber im Massenstart ihre zuvor einzige WM-Einzelmedaille geholt hatte, erlebt sie das erfolgreichste Großereignis ihrer Laufbahn. Sie blieb im Jagdrennen in allen vier Schießeinlagen tadellos und ließ der Konkurrenz keine Chance. Auf der letzten Runde musste sie schon nicht mehr alles gegeben, die Schwedin Elvira Öberg hatte sie ebenso längst geschlagen wie Bronze-Gewinnerin Justine Braisaz-Bouchet aus Frankreich. Zweitbeste Deutsche war Selina Grotian auf Rang zehn.
Trainer rasiert sich die Haare ab
"Ich bin nicht überrascht, ich bin sehr, sehr glücklich. Sie ist so stark", sagte Frauen-Trainer Sverre Olsbu Röiseland, der eine Wette einlösen muss, über Preuß. Der Norweger hatte angekündigt, sich eine Glatze zu rasieren, wenn Preuß der WM-Coup tatsächlich gelingt. "Vielleicht heute Abend, aber vielleicht auch erst morgen" werde das passieren, sagte der Ehemann von Rekordweltmeisterin Marte Olsbu Röiseland.
Preuß ist die erste deutsche Weltmeisterin in der Verfolgung seit Denise Herrmann-Wick 2019 in Östersund. Insgesamt ist es ihre zehnte WM-Medaille und ihr zweiter Titel nach Staffel-Gold 2015 in Kontiolahti. "Man hat immer mal wieder kurz den Glauben verloren", sagte Preuß. Oft war sie knapp an den Podesträngen gescheitert und ohne Edelmetall geblieben. "Es hat immer mal wieder was gefehlt. Dass es jetzt so läuft, da bin ich so dankbar und glücklich, ich kann es noch gar nicht so richtig glauben", sagte sie.
Preuß war mit hohen Erwartungen in den Schweizer Kanton Graubünden gereist. Und sie lieferte ab. Inklusive der WM stand sie nun schon in 12 von 16 Einzelrennen auf dem Podest. Es ist längst ihr bester Winter überhaupt. Wie ihr Lebensgefährte Simon Schempp, Massenstart-Weltmeister von 2017, hat sie nun auch einen großen Einzeltitel in ihrer Vita stehen.
Eine Operation brachte Besserung
Jahrelang warfen die Bayerin Infekte und Erkrankungen immer wieder zurück, sie musste auf Weltmeisterschaften verzichten und Saisons früher beenden. Erst eine Operation der Nasennebenhöhlen im vergangenen Jahr nach dem Saisonende brachte die erhoffte Besserung. Preuß ist lockerer, weiß um ihr Können und strahlt das auch aus. Und sie erntet endlich den Erfolg ihrer jahrelangen Plackerei. Preuß ist zudem Vorbild für die junge Generation.
Im vergangenen Sommer erhöhte sie ihr Trainingspensum, ist viel belastbarer als in der Vergangenheit und kann so in der Weltspitze den Takt vorgeben. Ihr großes Ziel sind die Olympischen Spiele im kommenden Jahr mit den Biathlon-Rennen in Antholz. In Südtirol trainierte sie schon alleine zusammen mit Partner Schempp, um für die Winterspiele bereit zu sein. Auch dort Gold zu gewinnen, ist nun ihr letzter sportlicher Traum.
Nach einem Tag Pause geht es am Dienstag (15.05 Uhr/ZDF und Eurosport) im Einzel schon um die nächsten Medaillen. Für Preuß ist es zwar die einzige Solo-Disziplin, in der sie noch nie gewinnen konnte, beim Weltcup-Heimspiel in Ruhpolding war sie im Januar aber immerhin schon Zweite über 15 Kilometer. Danach folgen bei der WM bis zum kommenden Sonntag noch drei weitere Medaillenchancen im Single-Mixed, in der Staffel und im Massenstart.
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