Umkämpftes Duell zwischen Frankfurts Nathaniel Brown (r.) und Tottenhams Pedro Porro.
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Die Frankfurter Eintracht ist raus aus der Europa League! Im Viertelfinal-Rückspiel verlieren die Hessen gegen Tottenham Hotspurs mit 0:1 und müssen damit alle Hoffnungen auf den erneuten Titelgewinn nach 2022 begraben.
Vor einer fantastischen Kulisse im Deutsche Bank Park wurde die Eintracht kurz vor der Pause kalt erwischt. Nach einem Foul von Frankfurts Keeper Kaua Santos gegen Maddison verwandlelte Dominic Solanke den fälligen Elfmeter zum 1:0 für die Spurs. Es war die Entscheidung in einem hitzigen Europapokal-Duell.
Kein neues Europapokal-Märchen
Gegen den englischen Topklub ließen die Frankfurter ihr glänzendes Europa-Gesicht vermissen - das Ausscheiden war nach den 180 Minuten absolut folgerichtig. Nach dem Aus von Borussia Dortmund und dem bitteren K.o. des FC Bayern ist die europäische Saison damit für die deutschen Clubs vorbei. Dabei hatte die ganze Stadt am Main einem großen Fußball-Abend entgegengefiebert und sehnsüchtig eine Wiederholung des Coups gegen den FC Barcelona erhofft - vor drei Jahren hatten die Hessen ebenfalls am Gründonnerstag den Einzug in die Runde der besten Vier perfekt gemacht.
Götze muss früh runter
Nach dem Hinspiel-Remis vor einer Woche in London waren beide Teams zunächst um Stabilität bemüht. Vor allem die Eintracht stand tief und versuchte mit schnellen Bällen über die Flügel zu kommen. Von einer angriffslustigen Elf in prächtiger Stimmung war nichts zu sehen. Einen sportlichen Dämpfer gab es nach gut 15 Minuten, als Ex-Weltmeister Götze mit Oberschenkelproblemen vom Feld musste. Die Ideen des bestens aufgelegte Kreativspieler wurden nach seiner Auswechslung schmerzlich vermisst.
Krösche: "Extrem schade für die Jungs"
Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche äußert sich direkt nach dem Spiel am FFH-Mikro zum bitteren Ausscheiden.
Direkt nach dem Spiel ist es natürlich schon eine große Enttäuschung, weil wir natürlich heute ins Halbfinale einziehen wollten. Und dann, wenn ihr dann durch so einen Elfmeter dann Rückstand gerät, wo ich sage, den musst du nicht unbedingt geben, ist es natürlich dann schon schwierig. Dann hat man es gut verteidigt. Wir haben aber in der zweiten Halbzeit alles versucht, haben leider vorne nicht diese Effizienz gehabt, die wir dann heute gebraucht hätten. Und von daher ist es natürlich extrem schade für die Jungs.
Koch: "Wir haben alles versucht"
Abwehrchef Robin Koch zeigt sich nach dem Spiel am FFH-Mikro sehr enttäuscht.
Die Mannschaft, die Fans, alle sind extrem enttäuscht nach dem Spiel. Ich glaube, wir haben gerade in der zweiten Halbzeit alles probiert, alles nach vorne geworfen, hatten genügend Chancen, aber einfach nicht das nötige Glück, um dann zumindest einen Ausgleich zu machen, in die Verlängerung zu gehen. Das ist ein schwerer Moment.
Stürmer Hugo Ekitiké (16.) und der für Götze eingewechselte Fares Chaibi (25.) per Kopfball hatten danach die ersten Chancen für die Gastgeber, doch wirklich zwingend wirkte das nicht. Spurs-Verteidiger Micky van de Ven rutschte bei Ekitikés Chance gekonnt rein und verhinderte Schlimmeres. Auf der Gegenseite entschärfte Trapp-Vertreter Kaua Santos einen wuchtigen Schuss von Bayerns Leihgabe Mathys Tel.
Santos kommt zu spät - Solanke trifft
Nach knapp 40 Minuten folgte die Schlüsselszene der ersten Halbzeit: Ein langer Pass in die Spitze flog in Richtung Maddison, der zuerst am Ball war und von Torhüter Kaua Santos umgeräumt wurde. Während beide Profis angeschlagen auf dem Rasen behandelt wurden, schaute sich Referee Davide Massa die Szene noch einmal im Videobild an und entschied auf Elfmeter. Solanke schoss mutig in die Mitte, sein Strafstoß brachte die Führung. Für den benommenen Maddison ging es nicht weiter.
Toppmöller: "ich bin stolz auf die Mannschaft"
Eintracht-Trainer Dino Toppmöller analysiert das Spiel und lobt sein Team trotz des Ausscheidens für die Europapokal-Reise.
Ja, leider geht diese wundervolle Reise zu Ende. Wir hatten tolle Erlebnisse, wir hatten tolle Spiele. Wir hätten gerne noch länger in diesem Wettbewerb gespielt. Ich glaube, dass heute die glücklichere Mannschaft gewonnen hat. Man hat gemerkt, dass wir alles dafür getan haben, eine Runde weiterzukommen. Ich glaube, dass die ersten 30 Minuten sehr ordentlich waren, dass wir gut im Spiel waren. Dann kam Tottenham mit dem ersten Schuss, den sie dann hatten, von Tel, den Kauer gut hält. Dann kamen sie dann so mal besser ins Spiel. Dann war es bis zur Halbzeit ausgeglichen. Dann kassieren wir einen dummen Elfmeter. Dass Kauer da rausgeht, machen wir ihm gar keinen Vorwurf, weil am Ende hat er da schon einige Bälle abgefangen. Er kommt diesen berühmten Tick leider zu spät. Wenn ein Tick früher am Ball ist, dann ist es, glaube ich, auch für mich auf keinen Fall ein Elfmeter. So, glaube ich, kann man den auf jeden Fall dann auch geben, auch wenn es unglücklich ist. Es ist natürlich extrem bitter, dass du genau durch diese Situation dann eben das Spiel verlierst. In der Halbzeit hast du schon das Gefühl gehabt, die Jungs glauben voll dran. Wir wussten, wir spielen jetzt auf unsere Kurve, dass wir da Chancen haben werden. Und die hatten wir auch und die haben wir leider nicht nutzen können. Ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft. Wir waren die jüngste Mannschaft in diesem Wettbewerb. Ich glaube, dass wir in dieser Saison als jeder, als Individuum gewachsen ist, wir als Team gewachsen sind über das, was wir jetzt erlebt haben. Jetzt gilt es, sich kurz zu schütteln. Jetzt ist der Fokus natürlich wieder. Wir sind hier logischerweise voll auf der Bundesliga. Und jeder, der heute hier war, wir als Trainer, im Trainerteam, alle aus dem Staff, die Mannschaft, die Fans, alle. Wir lächzen nach mehr von diesen Spielen. Und wir tun alles dafür, dass wir unseren fantastischen Fans auch in der nächsten Saison europäischen Fußball bieten können.
Mit zunehmender Spieldauer wurde die Eintracht aktiver, doch wirklich zielstrebig wirkten die Aktionen nicht. Am ehesten ging noch etwas bei ruhenden Bällen: Ein Freistoß von Chaibi aus großer Distanz zog nur knapp am Tor vorbei. Tottenham spielte abgezockt und ohne große Fehler, verpasste aber die vorzeitige Entscheidung mit einem zweiten Tor, was die Frankfurter in der Schlussphase dann doch fast noch genutzt hätten: Linksverteidiger Rasmus Kristensen hatte in der Schlussphase gleich zweimal den Ausgleich auf dem Fuß, doch verzog in beiden Momenten knapp. Das bittere Ausscheiden der Frankfurter war besiegelt.
Sorgen um Mario Götze
Für die Eintracht geht es nun darum, im Bundesliga-Endspurt die Qualifikation für die Champions League zu sichern. Dabei fehlen wird aber zunächst Mario Götze. Wie nach Schlusspfiff bekannt wurde, zog sich der Mittelfeldstratege "mindestens mal einen Faserriss" zu, wie Trainer Toppmöller berichtete. Eine genaue Ausfallzeit und Diagnose war allerdings noch nicht bekannt.
Die Eintracht-Fans sind nach dem Spiel enttäuscht
"Die Chancen hätte man nutzen müssen", ärgern sich die Eintracht-Fans nach dem Ausschieden am FFH-Mikro, aber blicken auch schon nach vorne.
Ja, tatsächlich war es etwas zu wenig. Also die Chancen hätte man verwandeln müssen. Traurig, aber es war jetzt nicht unverdient. Von Tottenham hat man die ganze Zeit nichts gesehen. Der Elfmeter war es dann und dann ist es einfach schon bedauerlich. Wenn du die Bude nicht machst, dann machst du auch keine Tore. Man wünscht sich, klar, es wäre mehr gekommen, aber es war halt leider nicht so. Aber das nächste Mal dafür umso mehr. Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen. Deshalb alles gut. Nächstes Jahr wird es besser.