Vatikan gibt bekannt - Ehemaliger Papst Benedikt XVI. gestorben
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Der gebürtige Bayer starb im Alter von 95 Jahren im Vatikan, wie der Heilige Stuhl bekanntgab.
"Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9:34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist", teilte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, mit. Der Gesundheitszustand des gebürtigen Bayern, der 95 Jahre alt wurde, hatte sich zuletzt verschlechtert.
Ratzinger war von 2005 bis 2013 Papst
Joseph Ratzinger war am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt worden. Knapp acht Jahre später trat er in einem spektakulären Schritt als erster Papst seit mehr als 700 Jahren freiwillig zurück. Auf ihn folgte der Argentinier Jorge Bergoglio als Papst Franziskus. Benedikt lebte seitdem zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten.
Benedikt war erster deutscher Papst seit Jahrhunderten
Benedikt war der erste deutsche Papst seit etwa 480 Jahren. In seinem Pontifikat führte er den konservativen Kurs seines Vorgängers fort. Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Seine Amtszeit wurde aber vor allem von dem Missbrauchsskandal überschattet, der die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzte.
Umgang mit Missbrauchsskandal in den Schlagzeilen
2022 geriet auch sein eigener Umgang mit Missbrauchsfällen in der Zeit als Erzbischof von München und Freising in die Schlagzeilen. Ein vom Münchener Erzbistum in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten warf ihm Fehlverhalten in vier Fällen vor. Benedikt war von 1977 bis 1982 Erzbischof von München und Freising gewesen.
Kurz nach der Veröffentlichung des Gutachtens musste Benedikt über seinen Privatsekretär Georg Gänswein eine Aussage korrigieren: Entgegen einer ersten Darstellung hatte er demnach 1980 doch an einer wichtigen Sitzung teilgenommen, in der über einen Priester gesprochen worden war, der im Bistum Essen mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern auffällig geworden war. Der Fall war deshalb brisant, weil der Priester in Bayern wieder als Seelsorger eingesetzt wurde. In einem öffentlichen Brief entschuldigte sich Benedikt etwas später bei allen Opfern sexuellen Missbrauchs.
Benedikt baute zuletzt körperlich stark ab
Zuvor war es um den Papst im Ruhestand still geworden. Obwohl er bis ins hohe Alter geistig fit war, wie sein Privatsekretär Gänswein immer wieder betonte, baute er körperlich stark ab. Vor ihm starb bereits sein älterer Bruder Georg Ratzinger am 1. Juli 2020 im Alter von 96 Jahren in Regensburg. Benedikt hatte den ehemaligen Kirchenmusiker noch kurz davor am Krankenbett besucht. Der Bruder und seine 1991 gestorbene ältere Schwester Maria standen ihm zeitlebens am nächsten.
Unvergessen: "Wir sind Papst"
Das Papstamt hatte sich Ratzinger nach eigener Aussage nicht gewünscht, es jedoch akzeptiert, da er dahinter den Willen Gottes vermutete. Die anfängliche Begeisterung der Deutschen ("Wir sind Papst") wie etwa beim Weltjugendtag 2005 wich bald Ernüchterung.
Immer wieder löste Benedikt Irritationen aus. So trat er 2006 bei einer Rede an der Universität Regensburg mit einem mittelalterlichen Zitat über das Verhältnis des Islam zur Gewalt eine Welle der Empörung in der muslimischen Welt los. Der Vatikan verteidigte ihn damit, dass das ausgekoppelte Zitat völlig aus dem Zusammenhang gerissen worden sei. Unverständnis erregte er auch mit seiner Entscheidung, die Exkommunikation aller vier Bischöfe der rechts gerichteten Pius-Bruderschaft zurückzunehmen - unter ihnen der Holocaust-Leugner Richard Williamson.
Missbrauchsskandal kam 2010 ans Licht
Um den fünften Jahrestag seiner Wahl zum Papst kam 2010 der Missbrauch an unzähligen Kindern durch katholische Geistliche ans Licht - und wie dies jahrzehntelang vertuscht worden war. Mit der Forderung nach "null Toleranz" gegen die "Sünde in der Kirche" und der Bitte um Vergebung positionierte sich Benedikt in dieser Krise eindeutig. Klar setzte er sich für Aufklärung, Aufarbeitung und Sühne ein und traf mehrfach mit Missbrauchsopfern zusammen.
Der Limburger Bischof Bätzing würdigt Benedikt
Für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, war der verstorbene Papst Benedikt XVI. "ein beeindruckender Theologe und erfahrener Hirte". Die Katholiken trauerten um eine Persönlichkeit, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt habe, teilte der Limburger Bischof der Deutschen Presse-Agentur mit. "Papst Benedikt hat die Stimme des Evangeliums - gelegen oder ungelegen - hörbar gemacht." Mit hohem Respekt denke er an Benedikts mutige Rücktrittsentscheidung 2013 zurück.
Benedikt bat die Missbrauchsopfer um Vergebung
Bätzing erinnerte auch an den Brief, mit dem Benedikt Anfang dieses Jahres auf die Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens reagiert hatte. "Die Betroffenen hat er um Vergebung gebeten und doch blieben Fragen offen", so Bätzing. Das Gutachten hatte Benedikt mehrfaches Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen während seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising vorgeworfen.
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