Der Tod von Alexej Nawalny bedrückt mich zutiefst. Er hat sich in Russland für Demokratie und Freiheit eingesetzt und offenbar seinen Mut mit dem Leben bezahlt. Die furchtbare Nachricht zeigt einmal mehr, wie sich Russland verändert hat und was für ein Regime in Moskau regiert.
— Bundeskanzler Olaf Scholz (@Bundeskanzler) February 16, 2024
Wo ist Nawalnys Leiche? - Nach Tod des Kremlgegners im Straflager
Seit Tagen wird gerätselt, wo die Leiche des Kremlkritikers Alexej Nawalny ist. Der 47-Jährige soll am Freitag (16.02.) nach einem Spaziergang im Straflager in Sibirien zusammengebrochen sein. Die Mutter Nawalnys hat bislang vergebens versucht, ihren toten Sohn abzuholen.
Die Leiche wird einem Medienbericht zufolge im Bezirkskrankenhaus der Stadt Salechard im hohen Norden Sibiriens aufbewahrt. Eine Obduktion habe noch nicht stattgefunden, berichtete die kremlkritische "Nowaja Gaseta Europa" am Sonntag (18.02.) unter Berufung auf eigene Informanten. Zudem soll der Körper des Toten blaue Flecken aufweisen. Eine offizielle Bestätigung für diese Angaben gab es zunächst nicht.
Informant nicht wirklich informiert
Die "Nowaja Gaseta" zitiert einen anonymen Mitarbeiter des Notfalldienstes. Die blauen Flecken zeugen dessen Angaben nach davon, dass Nawalny vor dem Tod Krämpfe gehabt habe und von Mitarbeitern des Straflagers festgehalten wurde. Ein Bluterguss auf der Brust sei zudem Indiz für tatsächlich vorgenommene Wiederbelebungsversuche. Allerdings geht aus dem Zeitungsbericht hervor, dass der Informant selbst Nawalny nach dessen Tod ebenfalls nicht gesehen, sondern über seinen Zustand nur von Kollegen informiert worden sei.
Mutter und dessen Anwalt suchen Nawalnys Leiche
Nawalnys Leiche scheint zunächst unauffindbar zu sein. Wie seine Sprecherin Kira Jarmysch auf der Plattform X (vormals Twitter) berichtete, konnten Nawalnys Mutter und dessen Anwalt im Leichenschauhaus der Stadt Salechard, knapp 50 Kilometer vom Straflager Charp im Norden Russlands, keine Spur vom Leichnam entdecken. Das Leichenschauhaus sei geschlossen und über die am Eingang ausgehängte Kontakt-Telefonnummer sei der Anwalt auch nicht zu einer zufriedenstellenden Antwort gekommen. "Ihm wurde gesagt, dass er bereits der siebte Anrufer an diesem Tag sei", schrieb Jarmysch. "Und der Leichnam Alexejs befinde sich nicht bei ihnen im Leichenschauhaus."
Hunderte Festnahmen bei Gedenken
Nach dem Tod des Kremlgegners sind die russischen Sicherheitsbehörden massiv gegen Teilnehmer zahlreicher Gedenkkundgebungen vorgegangen. Nach Berichten von Menschenrechtlern gab es landesweit Hunderte von Festnahmen. Das Internetportal ovd.info schrieb am Samstagnachmittag, dass mindestens 359 Anhänger Nawalnys in 32 Städten festgenommen worden seien, darunter auch in Moskau und St. Petersburg. Das Portal listete zugleich auch die Namen der Festgenommenen auf.
Verurteilung wegen "Extremismus"
Nawalny ist unter anderem wegen angeblichem "Extremismus" zu insgesamt 19 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. International jedoch wird der Politiker, der 2020 nur knapp einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebte, als politischer Gefangener eingestuft. Menschenrechtsorganisationen fordern seit langem Nawalnys Freilassung.
In Straflager verlegt
Nachdem er in Deutschland von den Folgen des Giftanschlags behandelt worden war, kehrte Nawalny am 17. Januar 2021 nach Russland zurück - und wurde noch am Flughafen verhaftet. Schon im vergangenen Dezember war der als politischer Gefangener eingestufte Politiker über mehrere Wochen verschwunden. Im Nachhinein erwies sich, dass die Justiz ihn aus dem europäischen Teil Russlands in ein Straflager im hohen Norden Sibiriens verlegt hat. Nawalny vermutete, dass er dort vor der anstehenden Präsidentenwahl im März möglichst isoliert werden sollte.
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Nawalny immer wieder mit beißender Kritik an Putin
Nawalny führte immer wieder Klagen gegen den Strafvollzug wegen Verletzung seiner Rechte. Er nutzte die Gerichtsauftritte nicht zuletzt zur beißenden Kritik an Putins autoritärem System und Moskaus Krieg gegen die Ukraine. Zuletzt wurde Nawalny mit Beginn des Wahlkampfes zu den Verhandlungen nicht mehr zugeschaltet.
Besorgnis im Ausland groß
Nawalny wurde international als politischer Gefangener anerkannt. Die USA, die EU sowie die Bundesregierung hatten sich in den vergangenen Wochen immer wieder besorgt gezeigt und die russische Führung aufgefordert, über Nawalnys Verbleib zu informieren. Russland wies dies aber als Einmischung in seine inneren Angelegenheiten zurück. Der Kreml teilte auch mit, dass er sich nicht um das Schicksal von Gefangenen in Russland kümmern könne.
Biden macht Putin verantwortlich
US-Präsident Joe Biden hat Kremlchef Wladimir Putin für Nawalnys Tod verantwortlich gemacht. Man wisse zwar nicht genau, was passiert sei, aber es gebe keinen Zweifel daran, dass der Tod Nawalnys eine Folge von Putins Handeln und dem seiner Verbrecher sei, sagte Biden im Weißen Haus. "Putin ist verantwortlich."
Kreml: westliche Reaktion auf Nawalny-Tod sind "überdreht"
Kremlsprecher Dmitri Peskow hat die Reaktionen westlicher Politiker auf den Tod des populären Oppositionspolitikers Alexej Nawalny als "überdreht" und "inakzeptabel" bezeichnet. Es gebe noch keine genauen Informationen von Medizinern, Gerichtsmedizinern oder dem Strafvollzug, sagte Peskow am Freitagabend der Agentur Interfax zufolge. Trotzdem gebe es bereits Reaktionen aus dem Westen.
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