Böller und Raketen - Seit heute läuft das Silvestergeschäft
Mehr Jahreswechsel-Pyrotechnik als in den Vorjahren könnte in diesem Jahr über die Ladentheke gehen. Für manche begann der große Einkauf schon in der Nacht.
Batteriefeuerwerk, Knaller, Raketen, Fontänen und Feuerräder: Das Silvestergeschäft hat mit einem Ansturm auf die Geschäfte begonnen. Teilweise öffneten Händler schon um Mitternacht oder in den frühen Morgenstunden ihre Läden, vor denen sich ungeduldige Menschen versammelt hatten.
Verkauf nur an drei Werktagen im Jahr
Pyrotechnik für die Neujahrsnacht darf nur an den letzten drei Werktagen des Jahres über den Ladentisch gehen. Zahlreiche Menschen begaben sich gleich zum Verkaufsstart in Supermärkte, Discounter und andere Läden auf Einkaufstour - teils mit Einkaufswägen, Rollbehältern oder sogar Hubwägen.
15 Prozent mehr Ware
Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) rechnet gegenüber dem Vorjahr mit 15 Prozent mehr Ware in den Läden. 2023 verzeichnete die Branche nach eigenen Angaben einen Umsatz von 180 Millionen Euro. Die Böller-Branche verzeichnete zuletzt einen Trend weg von bloßen Knallkörpern hin zu Verbundfeuerwerken und Feuerwerksbatterien - diese Produkte machen demnach inzwischen 50 Prozent des Umsatzes aus.
Nicht neben Kliniken, Kirchen und Fachwerk
Raketen- und Böllerfans müssen jedoch auch dieses Jahr in vielen Städten Deutschlands genau darauf achten, wo sie Feuerwerk zünden dürfen - und wo das verboten ist. Aus Brandschutzgründen und zum Schutz vor Verletzungen haben zahlreiche Kommunen Böllerverbotszonen eingerichtet.
Bundesweit untersagt ist Pyrotechnik ohnehin in der Nähe von Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen, Kirchen oder brandempfindlichen Gebäuden wie Fachwerkhäusern. Daneben haben die Städte die Möglichkeit, weitere Gebiete für die Böllerei zu sperren.
Ärzte, Polizisten und Umweltschützer für generelles Verbot
Ärztevertreter, Polizisten, Umwelt- und Tierschützer sowie weitere Organisationen fordern ein generelles Anwendungsverbot für Böller und Raketen und verweisen unter anderem auf die Verletzungsgefahr und die Belastung der Krankenhäuser. Einsatzkräfte befürchten auch erneute Angriffe mit Böllern.
Rücksicht auf Tiere nehmen
Falls doch Feuerwerk gezündet wird, bitten Tierschutzorganisationen, zumindest in der Nähe von Wäldern und Feldern sowie in Parks und an Gewässern darauf zu verzichten. Denn dort lebten Wildtiere, die aus ihrer Ruhe gerissen würden. Vor allem Vögel reagierten stark auf Böller und Raketen, aber auch Rehe und Hirsche würden gestresst.
"Für Wildtiere ist Silvester ein Ausnahmezustand", sagt Lea-Carina Hinrichs, Artenschützerin bei der Deutschen Wildtier Stiftung. "Der Lärm von Feuerwerkskörpern versetzt viele Tiere in Alarmbereitschaft. Das kostet Energie, die sie gerade in der nahrungsarmen Winterzeit dringend brauchen."
Die Gefahren von Pyrotechnik
Immer wieder verletzen sich Menschen beim Umgang mit Pyrotechnik schwer - teils sogar tödlich. Am vergangenen Jahreswechsel starb etwa in Koblenz ein 18-Jähriger beim Zünden eines Böllers. Ein 22-jähriger Mann kam im sächsischen Boxberg beim Zünden einer verbotenen Kugelbombe ums Leben.
Bei Verstößen gegen die Böllerverbote drohen Strafen - teils werden bei Zuwiderhandlungen mehrere Zehntausend Euro fällig. Im sächsischen Zwickau etwa können Geldstrafen von bis zu 50.000 Euro verhängt werden.
Feinstaub unter Nebelglocke
Derzeit herrscht in Deutschland eine besondere Wetterlage, durch die sich Schadstoffe am Boden ansammeln. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) könnte die sogenannte Inversionswetterlage in Teilen des Landes noch bis in die Silvesternacht anhalten. Dann würde der gesundheitsgefährdende Feinstaub, der durch das Abbrennen von Feuerwerk entsteht, nicht nach oben entweichen können.
Dem Umweltbundesamt zufolge werden Tonnen von Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt - in nur einer Nacht etwa ein Prozent der gesamten in einem Jahr freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland. Die Belastung durch schlechte Luft sei in der Silvesternacht vielerorts so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht.
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