Tortenwurf und Nacktprotest: Turbulente Volkswagen-Hauptversammlung
Tortenwurf und Nacktprotest - Turbulente Volkswagen-Hauptversammlung
VW-Chef Blume will durchstarten und den Konzern schnell für die Zukunft fit machen. Doch bei der Aussprache mit den Aktionären kommen vor allem Probleme auf den Tisch - auch mit ungewöhnlichen Aktionen.
Gleich mit den einführenden Worten von Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch (72) ist bei der ersten ordentlichen Präsenzhauptversammlung des Wolfsburger Autoriesen nach der Corona-Pandemie klar geworden, dass das Management nicht mit großer Harmonie rechnen kann. Ein Tortenwurf in Richtung von Wolfgang Porsche (80), Vertreter der Eigentümerfamilie, verfehlte zwar sein Ziel, ließ die Manager auf dem Podium aber schon früh aufschrecken.
Kritik am Dieselskandal und an der Menschenrechtssituation in China
Straßenblockaden auf Zufahrtsstraßen, Klimaproteste vor dem Versammlungsgebäude in Berlin, orchestrierte Störaktionen in der Halle am Mittwoch - all das zeigte, in welchem Umfeld sich der Autokonzern bewegt. Die Kritik zielte ab auf den Umgang der Wolfsburger mit dem Dieselskandal und der Menschenrechtssituation in China, aber auch den Verkauf von Verbrennerautos.
Nackte Aktivistin stört Blume-Rede
Der neue VW-Chef Oliver Blume (54) will eigentlich vor allem Entschlusskraft demonstrieren. Er referierte vor den Aktionärinnen und Aktionären über seinen Zehn-Punkte-Plan, der dem Autobauer am Wendepunkt zur Elektromobilität und zum vernetzten Auto seine Stellung sichern soll. Doch auch Blume musste seine Rede vor den Anlegern unterbrechen, als eine Aktivistin mit nacktem Oberkörper und Plakat lautstark seinen Vortrag störte und damit auf Menschenrechtsprobleme in China hinweisen wollte.
Kritik an Menschenrechtssituation in China
VW betreibt mit einem Gemeinschaftsunternehmen ein Werk in der chinesischen Provinz Xinjiang. Die in der Provinz lebende muslimische Minderheit der Uiguren wird laut Menschenrechtsorganisationen gezielt von der Regierung in Peking unterdrückt. VW wird vorgeworfen, nicht genug gegen mutmaßliche Zwangsarbeit bei dortigen Zulieferern zu tun.
VW hält dagegen, dass es in dem Werk mit 240 Mitarbeitenden keine Anzeichen für Menschenrechtsverletzungen gebe. Der Konzern stehe weltweit gegen Zwangsarbeit ein, sagte Rechtsvorstand Manfred Döss.