FTI Touristik pleite: Tausende Reisende betroffen - Fragen & Antworten
Reisekonzern FTI ist pleite - Das müssen tausende Reisende jetzt wissen
Europas drittgrößter Reisekonzern FTI ist insolvent. Am Montag stellte die FTI Touristik GmbH, die Obergesellschaft der FTI Group, beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Das hat direkte Folgen für viele Reisenden: Bereits ab Dienstag (4. Juni) sollen Reisen abgesagt oder nur noch teilweise durchgeführt werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Neue Reisen werden ab Dienstag (4. Juni) wahrscheinlich nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt. Die Bundesregierung hat neue staatliche Hilfen abgelehnt.
Was bedeutet das für Reisende, die derzeit mit FTI unterwegs sind?
FTI arbeitet nach eigenen Angaben mit Hochdruck daran, "dass die bereits angetretenen Reisen auch planmäßig beendet werden können". Wo dies nicht möglich sei, werde eine Rückreise zum ursprünglichen Abflugort organisiert. Dabei soll der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) helfen, der sich bei der Pleite eines Reiseanbieters gegebenenfalls um den Rücktransport gestrandeter Urlauber sowie deren Unterbringung bis zum Rücktransport kümmert. Wie viele Reisende betroffen sind, war zunächst unklar.
Was gilt für Reisende, die nur ein Hotel über FTI gebucht haben?
Schwieriger ist es für Sonnenhungrige, die keine Pauschalreise, sondern nur ausschließlich Hotelleistungen über den Veranstalter gebucht haben. Einzelleistungen fallen nicht unter den gesetzlichen Absicherungsschutz für Pauschalreisen und sind somit nicht durch den DRSF abgesichert. FTI prüft nach eigenen Angaben aber, ob Betroffene ihre gebuchten Leistungen weiter in Anspruch nehmen können.
Wie bekommen betroffene Urlauber Unterstützung?
Reisende können sich bei der Kunden Support Hotline unter +49 (0)89 710 45 14 98 erkundigen, wie es für sie weitergeht. Die Internetseite " fti-group.com/de/insolvenz" war zwischenzeitlich nicht zu erreichen.
Das Auswärtige Amt sagte betroffenen Urlaubern Unterstützung zu. Das Auswärtige Amt stehe auch über seinen Krisenstab in einem engen Austausch mit dem Deutschen Reiseverband und dem Reiseversicherungsfonds, um sich ein genaues Bild über die Lage zu verschaffen, sagte ein Ministeriumssprecher. Der Reiseversicherungsfonds habe zugesagt, keine Pauschalurlauber in Zielgebieten, die von der FTI-Insolvenz betroffen sind, im Regen stehenzulassen. Der Krisenstab sollte am Montagnachmittag zusammenkommen und erörtern, was die nächsten Schritte sein könnten.
Was ist mit schon gebuchten, aber noch nicht angetretenen Pauschalreisen?
Diese sind abgesagt. FTI ist nach eigenen Angaben gesetzlich gezwungen, alle gebuchten Leistungen zu stornieren. Der Reisesicherungsfonds erstattet demnach das bereits gezahlte Geld für eine Pauschalreise. Auch hier gilt: Reine Hotelbuchungen sind als Einzelleistung nicht durch den Fonds abgesichert.
Warum ist FTI in die Insolvenz gerutscht?
Die FTI Group mit etwa 11.000 Beschäftigten war in der Corona-Pandemie, die die Branche in eine schwere Krise stürzte, in Bedrängnis geraten. Das Unternehmen musste mit Staatsgeldern gestützt werden und erhielt insgesamt 595 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Davon hat FTI laut Medienberichten bisher nur eine mittlere zweistellige Millionensumme zurückgezahlt. Zuletzt wollte ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestor Certares die FTI Group für einen Euro übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal allerdings noch zustimmen, bevor die Übernahme wirksam wurde. Dieser Zeitraum wurde FTI offenbar zum Verhängnis.
Warum gibt es keine weitere Staatshilfe?
Die Bundesregierung lehnt neue staatliche Hilfen für den Reisekonzern ab. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte, es gebe haushalterische, rechtliche und wirtschaftliche Gründe, weswegen keine weiteren Hilfen über die "sehr vielen großen Hilfen" hinaus erfolgt seien.
Muss jetzt wieder der Steuerzahler einspringen?
Das soll der 2021 gestartete Deutsche Reisesicherungsfonds verhindern. Der von der deutschen Touristikwirtschaft organisierte und vom Bundesjustizministerium beaufsichtigte Fonds war nach der Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook im September 2019 gegründet worden. Die Versicherung hatte damals wegen einer Haftungsbeschränkung nur einen Bruchteil der Kosten ersetzt, der Staat sprang mit Millionen ein. Der Fonds soll bis Ende Oktober 2027 von den Veranstaltern mit rund 750 Millionen Euro gefüllt werden.