EZB senkt Leitzins zum ersten Mal seit fünf Jahren
Erstmals seit fünf Jahren - EZB senkt Leitzins um 0,25 Prozentpunkte
Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt die Zinsen im Euroraum - zum ersten Mal seit fünf Jahren. Die Währungshüter kappten den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent. Das teilte die Notenbank in Frankfurt am Donnerstag im Anschluss an eine Sitzung des EZB-Rates mit.
Zugleich verringern die Euro-Währungshüter den Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent.
Weniger Zinsen für Sparer
Für Kreditnehmer sind sinkende Zinsen eine gute Nachricht, denn Kredite werden dadurch günstiger. Sparer müssen sich dagegen darauf einstellen, dass sie tendenziell weniger Zinsen für Geld auf der hohen Kante bekommen. Da die Entscheidung der Notenbank erwartet worden war, haben viele Geldhäuser ihre Konditionen aber bereits angepasst.
"Rückgang zur Preisstabilität ist holprig"
Volkswirte hatten mit einer Lockerung der geldpolitischen Zügel gerechnet, nachdem die Inflation sich deutlich abgeschwächt hatte. Zwar hat die Teuerung im Euroraum im Mai wieder etwas an Tempo gewonnen: Die Verbraucherpreise stiegen zum Vorjahresmonat um 2,6 Prozent nach 2,4 Prozent im April. Vom Rekordhoch bei 10,7 Prozent im Herbst 2022 ist die Inflation inzwischen aber weit entfernt. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern. Sie können sich dann für einen Euro weniger leisten.
Inflationsprognose für 2024 und 2025
Nach neuester Prognose der Notenbank wird die Teuerung im Euroraum etwas langsamer zurückgehen als zuletzt erwartet. Für das laufende Jahr rechnet die EZB nun mit einer Inflationsrate von 2,5 Prozent, im März hatte die Notenbank noch 2,3 Prozent vorhergesagt. 2025 wird eine Rate von 2,2 (März-Prognose: 2,0) Prozent erwartet.
Etwas mehr Zuversicht für die Konjunktur
Was das Wirtschaftswachstum im Euroraum angeht, sind die Euro-Währungshüter für das laufende Jahr etwas zuversichtlicher geworden: Die EZB erwartet nun einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,9 Prozent. Im März hatte die Notenbank ihre zuvor optimistischeren Konjunkturerwartungen noch auf 0,6 Prozent verringert.
Auf Zinssenkung folgt nicht automatisch die nächste
Wie viele Zinssenkungen noch folgen werden, ist derzeit schwer abzusehen. Vertreter der EZB hatten zuletzt darauf verwiesen, dass die Entscheidungen von der Entwicklung der wirtschaftlichen Daten abhängen. Aus einer ersten Zinssenkung könne man keine "Art Autopilot" ableiten, bei dem gleich die nächste Zinssenkung folgen müsse, betonte unlängst Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, der als Mitglied des EZB-Rates mit über die Geldpolitik im Euroraum entscheidet. "Stabile Preise sind die wichtigste Voraussetzung für Wachstum in Europa, daran sollten wir weiter festhalten", betonte Nagel. Es gelte, die Preisentwicklung von Sitzung zu Sitzung zu beobachten.