Adi Hütter über Jovic-Wechsel - Da hätten wir vieles richtig gemacht
Fans von Eintracht Frankfurt dürften aktuell zu den glücklichsten Fußball-Anhängern der Nation gehören, denn es läuft einfach bei den Hessen: Platz sechs in der Bundesliga und das bevorstehende Achtelfinale in der Europa League sorgen für eine euphorische Stimmung. Wichtiger Teil des Erfolgs: Trainer Adi Hütter, der inzwischen genau 8 Monate in Frankfurt ist. Daniel Fischer aus der FFH-Morningshow hat ihn in der Frankfurter Commerzbank Arena zum Interview getroffen.
In einer der Logen mit bestem Blick auf das Spielfeld in der leeren Commerzbank Arena sitzt der "Vater des Erfolgs" von Eintracht Frankfurt, auch wenn er selber eine solche Bezeichnung wohl sofort zurückweisen würde. Denn für den 49-jährigen Adi Hütter steht immer die Team-Leistung im Mittelpunkt. Einzelne Stars gibt es für den Trainer nicht, selbst dann wenn sie wie das aktuelle Sturm-Trio Jović, Haller und Rebić schon 34 Tore erzielt haben: "Für mich besteht Fußball nicht nur aus drei Stürmern, sondern aus einer kompletten Mannschaft."
Und die funktioniert aktuell einfach in Frankfurt. Jeder kämpft und setzt sich für den anderen ein. Für Hütter ist das keine Selbstverständlichkeit: "Natürlich sind wir ein tolles Team, weil auch die ganzen vielen Nationen - 17 an der Zahl - sich untereinander unglaublich gut verstehen. [...] Es werden aber auch Probleme angesprochen, wenn sie angesprochen werden müssen. Da kommt alles auf den Tisch, da geht nichts hintenrum. [...] Deswegen sieht man, dass Eintracht Frankfurt eine absolute Einheit ist."
Man muss auch den Mensch hinter dem Spieler sehen
Hütters Geheimnis um diese Einheit zu formen und zu verstärken: Den Spieler als Mensch zu sehen und ein gutes Gespür für die Wünsche und Probleme zu entwickeln. "Ich habe damals als Spieler die Trainer geliebt, die sich nicht nur um dich als Spieler gekümmert haben, sondern auch um dich als Mensch. Und darum versuche ich auch bei unseren Jungs Hintergründe zu wissen und auch den Mensch hinter dem Spieler zu sehen", erzählt er uns im FFH-Interview.
"Jeder Spieler hat Bedürfnisse, jeder hat Ziele. Und die kannst du nur dann wissen, wenn du mit den Spielern sprichst", sagt er weiter. "Klar, es sind nicht immer alle glücklich. Es sind auch immer wieder Spieler dabei, die weniger spielen, die unzufrieden sind. Mit denen muss man sich auch beschäftigen. Aber ich glaube trotz allem, ist alles bei uns geprägt von unglaublich viel Respekt".
"Wenn man Inter Mailand als Belastung sieht, muss man den Beruf wechseln"
Bis ins Achtelfinale der Europa League hat es die Mannschaft mit diesem Teamgeist und diesem Respekt untereinander schon geschafft. Jetzt steht die nächste Herausforderung an: Inter Mailand kommt am kommenden Donnerstag zum Hinspiel in die Commerzbank Arena. Sicherlich kein leichter Gegner, aber mit dem Los hadert Adi Hütter trotzdem nicht: "Für mich ist das ein Traum-Los", sagt er selbstbewusst. Auch wenn Inter Mailand sicherlich Favorit sei. Aber: "Wenn man das als Belastung sieht, muss man den Beruf wechseln", mein Hütter. Und Außenseiter-Chancen muss man dieser Eintracht ja sowieso jederzeit zurechnen.
"Wenn ein Luca Jović im Sommer zu einem Top-Verein geht, dann haben wir vieles richtig gemacht"
So viel Erfolg, wie die Eintracht derzeit hat, erregt natürlich Aufmerksamkeit. Diverse große Vereine sollen schon ein Auge auf Jović und Co. geworfen haben. Selbst Namen wie FC Barcelona oder Real Madrid sind schon als angebliche Interessenten gefallen. Für Adi Hütter ist das Teil des Geschäfts: "Dass bei uns im Becken gefischt wird, ist normal, wir fischen ja auch in anderen Becken". Und ein solcher Transfer wäre ja auch ein gewisses Lob für die Arbeit der Frankfurter: "Wenn es so sein sollte, dass ein Luca Jović im Sommer die Eintracht zu einem Top-Verein verlässt, dann haben wir ja vieles richtig gemacht. Dann hat der Spieler selber vieles richtig gemacht. Und wir haben ihn begleitet, dass er diesen Weg gehen kann".