Nicht abgeholte Kleidung - Hochzeitskleid in der Wäscherei gelassen
Irgendwann wird es echt unangenehm: Eigentlich hat man es nur zwei-, dreimal vergessen und plötzlich stellt man fest, meine Klamotten hängt schon seit Monaten in der Wäscherei oder beim Schneider. Da kann schon mal der Gedanke kommen, es lieber gar nicht mehr abzuholen. Julia Nestle aus FFH Guten Morgen, Hessen hat ein Bluse acht Monate lang vom Schneider nicht abgeholt: "Irgendwann war es mir einfach so peinlich, da noch hin zu gehen".
Und Julia Nestle ist mit diesem Gefühl nicht allein. FFH-Hörerin Melanie hat ein Hemd im letzten Oktober in der Schneiderei abgegeben und bis heute nicht abgeholt: "Am Anfang habe ich es vergessen, es ist immer irgendwie was dazwischen gekommen", erzählt sie uns, "und so nach drei vier Monaten habe ich mir dann gedacht: Das hole ich jetzt lieber nicht mehr ab. Das ist mir peinlich."
Wir haben hessische Wäschereien und Schneidereien befragt und stellen fest, es kommt häufiger vor als man denkt, dass Kleidungsstücke nicht abgeholt werden. Einige Wäschereien erzählen uns, dass sich jedes Jahr 20 bis 30 Teile ansammeln, die nicht abgeholt werden. Häufig, weil sie vergessen werden, andere Geschichten sind deutlich kurioser: "Wir hatten einmal eine Dame hier die hat nur gesagt: Die Jacke gehört meinem Mann - wir sind jetzt geschieden - geht mich nichts mehr an.", erzählt Schneiderin Claudia Franz mit einem Lachen.
Hochzeitskleid in der Reinigung gelassen
Ein ganz besonderes Stück hat FFH-Hörerin Andrea in der Wäscherei zurück gelassen: Ihr Hochzeitskleid! Wie das passieren konnte, erzählt sie Julia Nestle und Daniel Fischer in FFH Guten Morgen, Hessen. Die Hochzeitsfeier selber lief alles andere als gut: "Meine Schwiegermutter, mit der ich nie das beste Verhältnis hatte, hat einen Spruch losgelassen, der mich richtig genervt hat. So sehr, dass ich die Hochzeitsfeier dann verlassen habe. Ich hab mich ins Auto gesetzt, bin heimgefahren, hab das Kleid ausgezogen und bin in die Disco." Nach diesen negativen Erlebnissen ist es ihr einfach schwer gefallen, später das Kleid abzuholen. Woche für Woche schiebt sie es vor sich her, bis sie sich dann entschließt, es einfach ganz zu lassen: "Ich hab dann ganz bewusst für mich entschieden, ich hole das Kleid nicht mehr ab, sondern lasse es da, wo es ist!"
Wie lange müssen Wäschereien und Schneidereien Kleidung aufbewahren?
Aber was machen die Wäschereien dann mit den Stücken? Die meisten von uns befragten spendensie nach ca. einem Jahr an soziale Einrichtungen. Aber dürfen sie das überhaupt? Es gibt in Deutschland tatsächlich keine eindeutige gesetzliche Regelung, wie lange Reinigungen die abgegebenen Kleidungsstücke aufbewahren müssen. Daher gilt generell das, was in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen festgeschrieben ist.
Völlig frei können die Firmen hier wählen: Eine unangemessene Benachteiligung des Kundens darf nicht stattfinden. Was genau das heißt, darüber gibt es bisher keine Rechtsprechung. In einem Urteil aus dem Jahr 1997 hat das OLG Köln es für unzulässig erklärt, dass eine Reinigung die Kleidungsstücke nach einem Jahr einer "freien Verwertung" zuführen wollte. Hierbei ging es allerdings nicht um die generelle Frist von einem Jahr, sondern darum, ob die Reinigung frei entscheiden darf, was mit den Kleidungsstücken passiert, oder ob sie versuchen muss teure Stücke zu einem angemessenen Preis zu verkaufen, um dem Kunden ggf. noch einen Restwert auszahlen zu können.
Daniel hilft beim Kleidung abholen
Dass FFH-Hörerin Melanie sich nicht mehr traut ihr Jeans-Hemd nach rund einem Jahr noch abzuholen hat Daniel Fischer aus FFH Guten Morgen, Hessen keine Ruhe gelassen: "So schwer ist das doch nicht: Du gehst hin, gibst den Zettel ab und sagst sorry, bin ein bisschen spät dran". Also hat er spontan entschieden, Melanie zu helfen.
Gemeinsam haben die beiden nach der Sendung die Schneiderei besucht. Mit Daniels Hilfe fragt sie, etwas peinlich berührt, was denn aus ihrem Stück geworden sei: "Ich habe vor fast einem Jahr ein Jeans-Hemd hier abgegeben und habe mich nie getraut es abzuholen." Leider hat sie aber Pech - obwohl die Mitarbeiter den ganzen Laden durchsuchen, ihr Hemd ist nicht mehr da. "Ich hab ja fast damit gerechnet, nach so einer langen Zeit", sagt sie danach. Aber immerhin habe sie jetzt Gewissheit - und könne sich ein neues kaufen...