Bestseller-Autor und Psychologe: Leon Windscheid bei FFH

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Das ist jetzt natürlich insofern doof, als wenn das Kind das schon gesehen hat, dann zu diesem Kind hinzugehen und dem wieder was abzunehmen. Da wissen wir schon lange aus der Psychologie, was wieder abgenommen zu bekommen ist viel, viel schlimmer, als es was wert ist, wenn ich dir was gebe. Also das würde ich dann auf jeden Fall versuchen, das im Vorfeld zu machen, weil wenn sich das Kind, sagen wir mal, sieben von zehn über das neue Lego-Schiff freut, ist es viel, viel saurer, zwölf von zehn, wenn ich ihm das wieder abnehmen würde. Also es ist nicht ausgeglichen. Deswegen bitte dann im Vorfeld darauf achten, kann man das noch irgendwie umgehen. Weil abnehmen ist immer viel, viel blöder, als das Schenken schön ist.

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Ja, man hat seine Absprachen gemacht, aber Oma und Opa freuen sich doch vielleicht so sehr auf dieses Enkelkind jetzt. Und die machen es ja im besten Wissen und Gewissen. Für mich wäre in diesem Moment, wenn ich so starr bleibe in meinen Regeln, wenn ich sage, ich habe überhaupt keine Flexibilität, dann wird es halt schwierig. Wenn du Grenzen setzt, musst du die klar kommunizieren. Und wenn du deinen Eltern, das sind ja dann die Großeltern von deinen Kindern, gesagt hast, pass mal auf, an Weihnachten gibt es nur das und das zu schenken und nicht mehr, dann ist das zwar die Grenze, aber was heißt das jetzt? Du müsstest dann auch, und das vergessen viele Leute, eine Konsequenz mit dazu sagen. Und wenn du wieder mit so viel zu vielen Geschenken kommst wie letztes Jahr, ich komme vorher raus zu euch, ich nehme die Hälfte ab, tue die in die Garage und wir schenken die den Kindern in Not irgendwo anders, aber die kriegen meine Kinder nicht, dann wisst ihr, was Phase ist und dann kann ich mich genau darauf verlassen, wenn dann Regel, das hilft oft, damit Regeln und Grenzen überhaupt eingehalten werden können.

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Wir alle wissen, wenn eine gute Freundin von uns vielleicht eine schwierige Situation durchmacht und dann vielleicht vor großen Herausforderungen steht und es läuft vielleicht auch mal nicht so, dann gehen wir doch nicht hin und treten nochmal nach oder sagen, ey, du bist ein Loser und nicht nur da, sondern du bist auch noch eine Verliererin, wenn es um Beziehungen geht und dein Körper ist eh hässlich und du warst auch noch nie ein toller Mensch. So gehen wir aber mit uns selber um und dieses Mitfühlen, was wir für andere können, das kann man auch auf sich selber anwenden, das nennen wir dann also Selbstmitgefühl, klingt erstmal komisch, Selbstmitleid haben wir alle schon mal gehört, aber Selbstmitgefühl, was soll das sein? Die Idee ist, sich so zu begegnen wie einem guten Freund, wie einer guten Freundin. Das heißt, ich gucke vielleicht in Momenten, wo es schwierig wird, auch mal auf das, was ich noch an Stärken habe, an Ressourcen habe, das heißt, ich würde mir zugestehen, dass auch mal was schief geht, weil keiner ist perfekt, aber wir sind zu uns oft viel, viel strenger als zu anderen und deswegen finde ich das einen ganz schönen kleinen Reminder, achte drauf, wo du mit dir selbst mitfühlender umgehen kannst.

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Es gibt eine ganz schöne Einsicht aus der psychologischen Forschung, dass Erlebniskäufe viel besser sich für uns auswirken als materielle Käufe. So ein materieller Kauf wäre so ein Teppich, damit kann keiner was erleben außer Aladin. Und ein typischer Erlebniskauf wäre vielleicht sowas wie eine Reise oder auch ein gemeinsamer Theaterbesuch oder ein Tanzkurs. Und da denke ich dann oft, selbst wenn du diesen Erlebniskauf jetzt nicht gemacht hast, dass du gemeinsam ein Erlebnis vollbringst. Darauf kommt es eigentlich an. Das heißt, es ist jetzt toll, wenn da einer unter dem Weihnachtsbaum sitzt und dir den neuen Gameboy rüberreicht oder neues Handy oder was auch immer, von mir aus ein Parfüm. Aber wenn du dann sagen kannst, wir nehmen uns demnächst mal wieder Zeit zusammen, haben ein Erlebnis zusammen, das ist oft das, was viel mehr Spuren in unserem Kopf hinterlässt. Eine Erinnerung, die nachher was Schönes ist, was ja eigentlich den Wert ausmacht.

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Ich glaube, was ganz, ganz wichtig ist in solchen Momenten ist, dass es ja im Prinzip darum geht, was ist eigentlich die Idee hinter dem Schenken? Und dann sollte uns ja auch klar sein, es geht weniger um dieses, ich gebe dir was Materielles und vielmehr sagen wir dann immer so schön um die Geste. Und ich glaube, wenn man sich darauf verständigt hat, wir schenken uns eigentlich nichts und dann hat doch jemand das Geschenk dabei, dann fühlt man sich zwar selber in dem Moment blöd, eigentlich müsste sich aber die andere Person blöd fühlen, weil sie gegen diese Regel verstoßen hat. Und ich glaube, was dann am schönsten ist, ist, wenn man das ein bisschen im Humor auflösen lässt, weil wir sind ja oft so, gerade wir Deutschen, dass wir dann klare Regeln haben wollen. Und wenn jetzt A gesagt wurde und wird B gemacht, dann könnte ich jetzt sauer sein, weil du hast dich nicht daran gehalten. Sie ist vielleicht enttäuscht von mir, weil es doch klar ist, dass man sich doch was schenkt, zumindest eine Kleinigkeit. Ja, was ist jetzt eine Kleinigkeit? Wenn wir zusammen in dem Moment am Ende darüber lachen können, glaube ich, ist das was, wo man vielleicht gar nicht sagen muss, was jetzt für eine Katastrophe. Lasst uns an Weihnachten dann vielleicht doch mal fünfe gerade sein lassen.

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Jetzt kannst du natürlich sagen, ja, diese Welt da draußen, das ist alles zu viel. Du kannst aber auch einfach sagen, hey, Finger an die eigene Nase. Und da bin ich großer Freund von. Verantwortung übernehmen. Und wenn ich hier sitze und denke, das muss jetzt hier das Allertollste Weihnachten aller Zeiten werden, und obwohl ich vielleicht mit meinen Eltern da ein bisschen Streit habe und mit meinem Bruder schon lange nicht mehr gesprochen und jeder weiß, dass es an Weihnachten gerade mal ein bisschen knarzen kann, ich könnte doch auch sagen, vielleicht entwickle ich hier mal andere Ansprüche. Und dann muss es nicht das beste Weihnachten werden, sondern es wird ein gemeinsames Weihnachten.

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Zwei Sachen. Also ich weiß, dass wir als Menschen ja eine soziale Spezies sind. Wir wollen Verbindungen mit anderen. Und es gibt Untersuchungen, wo du zeigen kannst, so soziale Zurückweisungen, die aktiviert im Kopf ähnliche Bereiche wie physischer Schmerz. Also wenn dein Opa dich plötzlich nicht mehr mag oder da Streit entsteht oder deine Tante schon wieder diese komischen Theorien da raushaut, dann ist das was, was richtig unangenehm ist, was wirklich schmerzvoll sein kann. Deswegen, erster Schritt, machen wir uns bewusst, wir wollen mit anderen verbunden sein. Das ist nur menschlich und ich glaube auch, dass wir danach Kompromissen suchen sollten und weiter miteinander sprechen müssen. Der zweite Punkt ist dann aber auch, ich habe das Recht auf mich zu achten und ich muss nicht jeden retten. Wenn da jetzt irgendwer unter seinem Aluhut auf einer Verschwörungstheorie, Kreuzfahrtrichtung, weiß ich nicht, Wahnsinn unterwegs ist, du darfst auch Menschen ziehen lassen. Das ist mir ganz, ganz, ganz wichtig. Manchmal sagt man ja so schön, manche von uns müssen nur in Therapie, weil andere nicht in Therapie gehen. Das ist mir ganz, ganz wichtig.