Tipps gegen Flugangst - Keine Panik mehr beim Fliegen
Kalter Schweiß, Krämpfe, Übelkeit, Panik: Für manche Menschen wird der Flug zum Geschäftstermin oder die Reise nach Übersee zu einer echten Tortur oder ist gleich völlig undenkbar. Für diejenigen, die trotzdem nicht aufs Fliegen verzichten wollen gibt es sogar spezielle Seminare.
Psychologin Linda Föhrer bietet solche Seminare an Flughäfen in ganz Deutschland an und hat uns erzählt, was genau da passiert, wie es ihr gelingt die Angst zu besiegen und was jeder tun kann, um seine Flugangst zu reduzieren.
Klar, ein Seminar zum Thema "Flugangst" findet nicht irgendwo in einem Bürogebäude oder Gemeindezentrum statt, sondern mitten am Ort des Geschehens: Am Flughafen trifft sich Linda Föhrer mit den Seminarteilnehmern. Vor ihrer Karriere als Therapeutin ist die Psychologin als Chef-Stewardess jahrelang selber geflogen und kennt sich daher bestens mit den Eigenarten des Fliegens aus. Außerdem steht ihr noch ein erfahrener Pilot zur Seite, der den Teilnehmern genau Auskunft über alle technischen Fragen geben kann. Denn alleine das Wissen, was genau beim Flug passiert, wie ein Flieger gewartet wird und dass er bei einem Turbinenausfall nicht gleich wie ein Stein vom Himmel fällt, kann schon zur Beruhigung beitragen.
Diese Tipps helfen gegen Flugangst
Flüssigkeit trinken
Vor dem Flug viel Flüssigkeit trinken. Zu wenig Flüssigkeit stresst den Körper - die geringe Luftfeuchtigkeit im Flieger sorgt dafür, dass wir uns zusätzlich unwohl fühlen.
Keine Medikamente und Alkohol
Medikamente (und auch Alkohol) wirken in der Luft viel stärker als am Boden. Koffein kann Ängste auch verstärken und sollte vor und während des Fluges vermieden werden.
Wenn überhaupt nur milder Beruhigungsmittel nehmen. Diese Taktik funktioniert laut Linda Föhrer aber auch nur bei kurzen Flügen und hat den Nachteil, dass es keinen Lerneffekt gibt. Ist das Gehirn mit Medikamenten betäubt, kann es auch nicht abspeichern dass der Flug gar nicht so schlimm war.
Atemtechniken
Achte auf deine Atmung. Tiefe, langsame Atemzüge können beruhigend wirken. Probiere die 4-7-8-Methode aus: Atme 4 Sekunden ein, halte den Atem 7 Sekunden lang an und atme dann 8 Sekunden lang aus. Auch weitere Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training könnt ihr ausprobieren. Diese können die körperliche Anspannung reduzieren.
Sicherer als Straßenverkehr
Das Fliegen in Verkehrsflugzeugen ist statistisch gesehen eines der sichersten Verkehrsmittel. Im Vergleich dazu ist das Leben als Fußgänger im Straßenverkehr bis zu zehnmal gefährlicher. Woher kommt der Eindruck das Fliegen so gefährlich sei? Nachrichtenportale berichten oft ausführlicher über Flugzeugunfälle, und die Bilder und Schlagzeilen prägen sich in unseren Köpfen ein. Dadurch kann der Eindruck entstehen, dass Fliegen viel gefährlicher ist, als es die Statistiken tatsächlich zeigen.
Ablenkung
Klingt doof und ist der Klassiker - aber hilft tatsächlich. Versucht euch abzulenken. Hört Musik, schaut euren Lieblingsfilm und bringt ein Buch mit. Spiele auf deinem Smartphone oder Tablet können ebenfalls eine gute Möglichkeit sein, die Zeit zu vertreiben. Außerdem könnt ihr immer Flugbegleiter einweihen. Informiert das Kabinenpersonal über die Flugangst. Sie sind geschult, um in solchen Situationen zu helfen und können notfalls unterstützen.
Eine gute Vorbereitung
Gute Vorbereitung kann viel zur Beruhigung beitragen. Packe frühzeitig und organisiere alles, was du für den Flug brauchst, um Stress am Reisetag zu vermeiden. Stichwort: Online Check-In. Arrangiere frühzeitig deinen Transport zum Flughafen und plane genug Zeit für die Sicherheitskontrollen ein.
Wissen ist Macht
Viele Ängste resultieren aus Unwissenheit. Flugzeuge gehören zu den sichersten Verkehrsmitteln, und Turbulenzen sind in den meisten Fällen harmlos. Das Wissen um diese Fakten kann beruhigend wirken. Deswegen kann es sinnvoll sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wie zum Beispiel eines der "Flugangst Seminare" zu besuchen.
Das Seminar
Eine Frage der Geräusche
Was genau um einen herum beim Flug vorgeht, kann man als Passagier nur schwer bewerten - umso schlimmer ist es, wenn der Flieger plötzlich ein unerwartetes Geräusch macht. Schnell malen sich Personen mit Flugangst die schlimmsten Szenarien aus, was dieses klappern oder rauschen nun bedeuten könnte, auch wenn eigentlich alles ganz harmlos ist. Um hier für Entspannung zu sorgen, gehen die Seminarteilnehmer die häufigsten Geräusche beim Fliegen durch und lernen, welches Teil diese Geräusche verursacht und warum.
Die Angst abbauen
So wird im Laufe des Tages mit einer Mischung aus fundierten Informationen und vielen gemeinsamen Gesprächen Stück für Stück die Angst vorm Fliegen abgebaut. Und das sehr erfolgreich. Wenn nur eine Flugangst vorliegt, gelingt es in den meisten Fällen diese zu nehmen, erzählt Linda Föhrer. Schwerer wird es allerdings, wenn noch darunterliegende Ängste wie Beispielsweise Klaustrophobie eine Rolle spielen.
Ist die Flugangst im Seminar erfolgreich bekämpft, kommt noch die Feuertaufe: Bei einem gemeinsamen Flug mit Begleitung durch die Psychologin.
Um seine Angst zu besiegen, muss man allerdings schon etwas Geld auf den Tisch legen. Rund 350 Euro kostet das eintägige Seminar ohne Flug. Die Variante mit Abschließendem Flug kostet 790 Euro.