Rockkunstwerk in Schwarzweiß - Bryan Adams in Frankfurt
Wenn eine Rockshow stilvoll sein kann, dann war es wohl dieser Auftritt von Bryan Adams vor der nicht ganz ausverkauften Festhalle in Frankfurt. Fast zweieinhalb Stunden hat der Kanadier zusammen mit seiner vierköpfigen Band dem Publikum einen Rockklassiker nach dem anderen um die Ohren gepustet. "Cuts like a knife", "When your gone", "Heaven", "The only thing that looks good on me is you" oder natürlich "Summer of 69" - in seiner über dreißigjährigen Karriere hat Adams mehr als genug Hits angesammelt, die einfach jeder mitsingen kann - und das hat das Frankfurter Publikum auch während des ganzen Konzerts laut und gerne getan. Schon nach den ersten Takten verwandelt sich die Festhalle in eine wogende, tanzende Menge, voller Spaß an der Musik.
Unten tobende Menge, oben stilvolle Rockkunst
Schon fast im Kontrast dazu: Die Show auf der Bühne. Meist nur schlichtes, weißes Licht, die Musiker bekleidet mit schwarzen Sakkos, weißen Hemden und dunklen Jeans, im Hintergrund immer wieder schwarzweiße Projektionen: Alte Filme, Fotocollagen oder das Bild der Bühnenkameras in Grautönen. Davor Adams, der mit seiner Gitarre zwar immer mal wieder zwischen drei verschiedenen Mikrofonständern hin und her wechselt, aber nicht wie manche Kollegen wild auf der Bühne herum hüpft. Seine Bewegungen wirken absolut routiniert, jede Geste sitzt. So entsteht der Eindruck eines perfekt durchgeplanten Kunstwerkes - und trotzdem kommt dabei die Stimmung nie zu kurz. Ein Grund dafür ist sicherlich die Songauswahl. Adams spielt nur wenige Stücke von seinem neusten Album. Stattdessen gibt er den Besuchern genau das, wofür sie gekommen sind: Seine größten Hits - mal nur mit der Akustikgitarre zum Träumen, dann wieder mit voller Power zum Tanzen und Feiern.
Zwischen den Songs: Kurze Moderationen, mit ruhiger, schon fast leiser Stimme vorgetragen, und ein sehr trockener Humor. Beispielsweise, wenn er mit Gittarist Keith Scott darüber philosophiert, wie toll es sei, einen Song für einen der größten Hollywoodfilme aller Zeiten geschrieben zu haben - nur um dann einzugestehen, dass sie den Song zwar geschrieben haben, die Filmfirma ihn aber gar nicht wollte.
Einsamer Abschluss mit Gänsehaut-Garantie
Das größte Highlight hebt sich Adams bis zum Schluß auf. Als sich der Abend dem Ende entgegen neigt, beweist er auch dem letzten Zweifler, warum er völlig zu Recht ein internationaler Superstar ist. Nach vier Zugaben verabschiedet er seine Band von der Bühne. Alleine bestreitet er die letzten zwanzig Minuten seiner Show und versteht es dabei das Publikum so in seinem Bann zu ziehen, dass man förmlich vergisst, dass dort statt einer Rockband "nur noch" eine Mann mit einer Gitarre steht - eine Fähigkeit, die nur wenige, ganz besondere Künstler haben.