Pflegenotstand ist größer geworden - UKGM-Chef zieht Corona-Bilanz
Klinik-Chef zieht Corona-Bilanz - Pflegenotstand ist noch größer geworden
Die Kliniken in Hessen schalten vom Corona-Modus in den Normal-Modus zurück, derzeit gibt es nur noch wenige Corona-Kranke, die auf Intensivstationen liegen.
Der ärztliche Direktor der Uniklinik Gießen Professor Werner Seeger zieht deshalb im FFH-Gespräch Bilanz und sagt: "Wir haben das gut geschafft, aber leider ist der Pflegenotstand durch die Belastungen der Corona-Pandemie größer geworden."
Hessenweit weniger als 70 Corona-Intensiv-Patienten
Von über 1.600 Intensivpatienten in den hessischen Krankenhäusern (Divi-Intensivregister, Stand 31.5.23022) sind 65 Corona-Patienten, das sind gerade mal 4 Prozent. Professor Seeger in Gießen sagt: "In der Spitze haben wir über 50 Corona-Intensivpatienten gleichzeitig betreut, jetzt sind es weniger als fünf.
Tiefe Erschöpfung des Pflegepersonals
Man sehe, die Lage ist jetzt tatsächlich eine andere. Dabei hatte die Gießener Uniklinik hatte als Corona-Schwerpunkt-Klinik besonders viele schwere Fälle zu versorgen. Dies, so Seeger, sei mit einer ungeheuren Belastung für die Pflegenden einher gegangen. Zu FFH sagt der Lungenspezialist, dass es bitter sei, dass die Erschöpfung Pflegekräfte aus dem Beruf getrieben habe.
Wie viele andere Fachleute rechnet Seeger damit, dass die Zahl der Corona-Infektionen im Herbst wieder anziehen wird. Dann seien angepasste Impfstrategien notwendig. Möglicherweise, so Seeger, sei es klug, jetzt abzuwarten und sich im frühen Herbst erneut impfen zu lassen.
Wird es kombinierte Corona-Grippe-Impfungen geben?
Eine vierte Booster-Impfung werde derzeit nur einzelnen Gruppen angeraten. Seeger rechnet perspektivisch mit kombinierten Grippe-Corona-Impfungen. "Vieles wird von der Bereitschaft, sich impfen zu lassen, abhängen."
Was für den Klinikchef die wichtigsten Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie? Neben einem Lob für das deutsche Gesundheitssystem und vor allem für seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, kritisiert der erfahrene Chefarzt, dass Deutschland bei der Auflage von Klinikstudien hinterherhinke.
Deutschland hinkt bei Klinikstudien hinterher
Hier gäbe es einiges zu lernen, um schneller Medikamente zu testen und einzusetzen. Außerdem enttäusche ihn die magere Impfquote, die trotz aller Aufklärung kaum zu steigern sei. Die Unikliniken in Gießen und Marburg schränken übrigens vorläufig weiter die Besuche ein und setzen auf Maskenpflicht.