Grenzegang in Wetter: Nach 7 Jahren wieder großer Marsch
Großer Festmarsch durch Wetter - Nach 7 Jahren endlich wieder Grenzegang
Von wegen Grenzen trennen: In Wetter im Kreis Marburg-Biedenkopf zeigt der traditionelle "Grenzegang", dass Grenzen auch verbinden können. Das ganze Dorf zieht seit 5 Uhr heute morgen in einem Festmarsch mit Blasmusik los.
Nach sieben Jahren feiert die Stadt Wetter vom 10.-16. August wieder den traditionellen Grenzegang. Über 400 Jahre ist die Tradition alt. Ursprünglich dienten die Grenzbegehungen dazu, den Bestand des gemeindlichen Besitzes zu sichern und Grenzstreitigkeiten mit den Nachbargemeinden vorzubeugen oder auszuräumen. Obwohl die Begehungen längst nicht mehr nötig sind, finden sie weiterhin statt und haben sich im Laufe der Jahre zu einem beliebten Heimatfest entwickelt.
Großer Festzug zieht zwei Tage durch Wetter
Die Grenze der Stadt Wetter teilt sich in zwei Hälften - die Ost- und Westgrenze. An den beiden Wandertagen am Freitag und Samstag wird jeweils eine Hälfte davon abgelaufen. Der Marsch startet an beiden Tagen um 5 Uhr mit einem Weckruf mit Böllerschüssen, die man durchs ganze Dorf hören wird. Ab 6 Uhr zieht der Festzug begleitet von einer großen Blaskapelle los durch die Stadt. Treffpunkt ist an beiden Tagen der Marktplatz. Die beiden Strecken sind jeweils zwischen 12 und 15 Kilometer lang. Die Grenze verläuft über Feldwege, Wiesen, Äcker, Waldboden und teilweise steile Passagen.
Backpfeife verteilen: So will es die Tradition
Klingt erstmal komisch, aber zur festen Traditionen am ersten Tag des Grenzegangs gehört, dass dem ältesten Schüler am ersten Grenzstein in der Krimme vom Bürgermeister eine Backpfeife erteilt wird. Der Hintergrund für diesen Brauch reicht weit zurück in die Geschichte des Grenzegangs. Wetter war bereits im Mittelalter mit seiner Lateinschule ein wichtiger Schulstandort. Darum mussten schon damals die Jüngeren an den Grenzegängen teilnehmen. Damit die sich die Grenzen besser einprägen, gab es für die Schuljugend schon zu Urzeiten die Backpfeife. Mittlerweile wird nicht mehr so richtig zugeschlagen und als „Schmerzensgeld“ gibt es Karussell- und Getränkemarken.
Ordentlich einen Heben!
Und noch mehr Tradition wartet beim Grenzegang. So ist es für echte Wettersche eine große Ehre, "auf den Stein gehoben“ zu werden. Die drei Grenzegangsläufer in ihren weißen Hosen, rot-blauen Westen mit Schärpen und bunten Federbaretten auf dem Kopf und Peitschen in der Hand heben die Bürger, den Bürgermeister und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über den Grenzstein. Dabei ist genau so Muskelkraft gefragt wie beim Knallen der Peitsche zweimal mehrere Kilometer entlang der Grenzstrecke.
Großes Festprogramm über mehrere Tage
Wer nicht mit wandern will, kann natürlich trotzdem ausgelassen feiern: Basteln & Malen, Spiele-Parcour und Wurfspiele gibt's für die Kids. Ein großes Open-Air-Festspiel mit mehr als 100 Akteuren steht auf dem Programm, außerdem Fahrgeschäfte, Essstände. Und auch Musik ist ein stetiger Begleiter des Festes. Ob morgens beim Weckruf, mittags auf dem Frühstücksplatz oder abends im Festzelt.
Am Dienstag wird das Fest begraben
Das Fest endet am Dienstag, den 16. August. Dann wird um 10 Uhr morgens das Fest traditionell begraben. Der Bürgermeister wird auf dem Marktplatz eine Zeitkapsel in den Boden lassen. Diese wird erst in sieben Jahren, zum nächsten Grenzegang, wieder hoch geholt.
FFH-Reporterin Dominique Bundt beim Grenzegang
Das ist der Grenzegang 2022 in Wetter
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