Otto-Wels-Straße in Wetzlar - Straßenschild überklebt - rechtes Motiv?
Überklebte Straßenschilder in Wetzlar - was auf den ersten Blick wie ein Dummejungenstreich wirkt, scheint eine politisch motivierte Tat zu sein.
Betroffen sind die Schilder der Otto-Wels-Straße im Wetzlarer Stadtteil Hermannstein. Unbekannte haben den Namen mit dem Schriftzug "Albert Leo Schlageter-Straße" überklebt, wie uns Lahn-Dills Polizeisprecher Guido Rehr bestätigt. Albert Leo Schlageter war Soldat im Ersten Weltkrieg, in Nazi-Kreisen wird er häufig als Kultfigur angesehen.
Staatsschutz ermittelt
"Der Staatsschutz der Wetzlarer Kriminalpolizei hat die Ermittlungen hierzu übernommen", sagt der Polizeisprecher gegenüber HIT RADIO FFH. Demnach wurden zwei Schilder manipuliert. "Letztlich liegt es in der Entscheidung der Staatsanwaltschaft, inwieweit eine Strafbarkeit vorliegt." Die Polizei geht derzeit davon aus, dass die Unbekannten die Schilder in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai überklebt haben, passend dazu ist am 26. Mai 1923 der 100. Todestag von Schlageter.
Todestag von Schlageter jährte sich
Auch das könnte dafür sprechen, dass die Tat keineswegs willkürlich sondern politisch motiviert sein könnte. Dies liegt außerdem insofern nahe, als dass Schlageter von Personen mit rechter Gesinnung häufig als Märtyrer verehrt wird. Er galt während der Nazi-Zeit als Vorkämpfer. Schlageter wurde seinerzeit angeklagt wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung und wegen Spionage mit dem Ziel von Attentaten. 1923 wurde er zum Tode verurteilt.
Aufkleber werden auf Spuren untersucht
Die Wetzlarer Polizei hat die Aufkleber von den Schildern mittlerweile entfernt. Diese werden jetzt auf Spuren untersucht, sagt Guido Rehr unserer Reporterin. Dass sich die Täter für ihre Aktion ausgerechnet die Otto-Wels-Straße ausgesucht haben, könnte übrigens ebenfalls eine ganz bewusst Entscheidung gewesen sein: Otto Wels hat am 23. März 1933 mutig im Reichstag vor der Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz der Hitler-Regierung gerufen: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht."