Sensationsfund in Marburg - Studenten graben seltene Sonnenuhr aus
So groß wie eine Streichholzschachtel aber aus Knochen geschnitzt: In Marburg haben Archäologiestudenten eine seltene Taschensonnenuhr aus dem Mittelalter gefunden. Die Uhr lag tief unter der Erde im Hof der Kugelkirche vergraben.
Gerade laufen die jährlichen Lehrausgrabungen des Fachbereichs. Im Zentrum steht der Klosterbau in der Marburger Oberstadt. Die gefundene Sonnenuhr gibt jetzt besondere Einblicke in den Wissensstand der damals dort lebenden Mönche.
Sensationsfund aus dem Mittelalter
Das aus Knochen angefertigte Stück stammt nach ersten Einschätzungen aus dem Spätmittelalter, erklärte der Grabungsleiter Professor Felix Teichner. Wahrscheinlich befand es sich in dem Besitz eines Angehörigen des Ordens der Brüder vom Gemeinsamen Leben. Die Taschensonnenuhr ist die erste ihrer Art, die jemals in Hessen gefunden wurde.
Pünktlich zum Gebet kommen
Sonnenuhren und Kirchturmuhren sind aus verschiedenen mittelalterlichen Gebäuden bekannt. Die Taschensonnenuhr ist deutlich seltener. Die Besonderheit dieses Fundes? Die kleine Uhr, passend für jede Hosentasche, ist das ganz persönliche Eigentum einer Person gewesen. Mit ihr konnten Gebete aber auch andere Treffen zeitlich abgestimmt werden. Sie zeigt, wie fortschrittlich die Wissenschaft und das Handwerk der Mönche im Mittelalter war und wie beides im Alltag angewendet wurde.
Ausgrabungsstätte kann besichtigt werden
Für alle Interessierten findet morgen, 26. Juli , um 15 Uhr eine öffentliche Führung am Grabungsgelände statt. Nach Absprache mit dem Grabungsleiter, Prof. Felix Teichner, sind auch weitere Besichtigungen des Geländes möglich. Die Taschensonnenuhr selbst wird momentan restauriert. Der Fund gehört dem Land Hessen und wird in Zukunft wahrscheinlich in einem der Landesmuseen ausgestellt werden, so Prof. Felix Teichner.