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> VGH kippt Gießener Verkehrsversuch - Rückbau beginnt umgehend
30.08.2023, 10:47 Uhr
Stadt: "Rückbau beginnt sofort" -
Gießener Verkehrsversuch ist gekippt
© HIT RADIO FFH
Der Anlagenring ist aktuell im letzten Schritt des Umbaus.
Der umstrittene Gießener Verkehrsversuch ist gekippt: Der Verwaltungsgerichtshof in Kassel hat am Mittag die Rechtswidrigkeit bestätigt. Die Stadt akzeptiert das und kündigte in einer Pressekonferenz an, sofort mit dem Rückbau zu beginnen.
Der Hessische Verwaltungsgerichtshof hat die Beschwerde der Stadt Gießen im Zusammenhang mit dem geplanten Gießener Verkehrsversuch zurückgewiesen und damit die Rechtswidrigkeit des Verkehrsversuchs bestätigt. Begründet wird das damit, dass ein Verkehrsversuch nur dann möglich ist, wenn eine Gefahr für die Sicherheit des Straßenverkehrs nachgewiesen ist oder es besondere Umstände geben muss, die den Versuch zwingend erforderlich machen. Die Stadt habe weder die erforderliche Gefahr noch derartige besondere Umstände plausibel dargelegt.
Das sagen die Gießener Autofahrer zum VGH-Urteil
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Rückbau kann Monate dauern
Fast fertig waren die Arbeiten: Über Monate wurde der Verkehr durch Warnbaken und Behilfsampeln geleitet, die Fahrbahnmarkierungen wurden extra geändert. Nun die Rolle rückwärts: Die Stadt hat in einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag angekündigt, sofort mit dem Rückbau zu beginnen. Das könne sich aber bis Frühjahr hinziehen. "Wir werden parallel andere Möglichkeiten diskutieren, wie wir Radfahrer auf dem Anlagenring schützen. So wie es war, kann es nicht wieder werden", sagt Bürgermeister Wright.
Kosten für Umbau unklar
Über einen Rücktritt denke er nicht nach, sagt Alexander Wright außerdem bei seinem Statement. Er habe sich persönlich nichts zu schulden kommen lassen, außerdem habe die Mehrheit der Stadtverordneten und des Magistrats den Verkehrsversuch ebenfalls gewollt. Die Stadt hat für den Verkehrsversuch bisher 1,7 Millionen Euro gezahlt. Nun kommen die Kosten für den Rückbau noch obendrauf, bestätigt Wright, der noch nicht abschätzen kann, wie hoch diese sein werden.
Das sagen die Gießener Radfahrer zum VGH-Urteil
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Bürgermeister Wright: Rückbau beginnt umgehend
Der Rückbau wird nun auf den Weg gebracht, braucht aber Zeit, sagt uns Bürgermeister Alexander Wright.
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Es ist jetzt so, dass wir entsprechend den Rückbau planen. Wir müssen dafür aber entsprechend erst mal wieder die Markierung entsprechend planen. Wir müssen die Ampelanlagen umprogrammieren. Dafür müssen wir planen. Wir müssen Firmen finden, die das dann wieder für uns tun. Das heißt, das dauert ein Stück weit. Und auf der anderen Seite kann es auch nicht so bleiben, wie es früher war. Wir müssen schon auch gucken, wie wir es schaffen, Radverkehr sicher in Gießen abzubilden. Und da gehört auch der Anragenring dazu.
Bürgermeister Wright: Kein Schöner Tag für Gießen
Bürgermeister Wright sagt am FFH-Mikro, er sei mit dem Projekt nur dem Wunsch der Mehrheit gefolgt.
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Dieser Tag ist kein schöner Tag für die Stadt Gießen und ja, der Verkehrsversuch ist damit Geschichte. Es ist so, dass es eine demokratisch gewählte Stadtverordnetenversammlung gibt, die auch entsprechende Forderungen ja auch hatte und wir konnten sie dann noch straßenverkehrsrechtlich begründen. Und somit bin ich ja nur dem gefolgt, was auch die Mehrheit wollte. Und jetzt müssen wir eben entschauen, wie bekommen wir dann auch Lösungen hin, um die verschiedenen Interessen und auch rechtliche Bedingungen zu erfüllen.
© HIT RADIO FFH
"Wir werden parallel andere Möglichkeiten diskutieren, wie wir Radfahrer auf dem Anlagenring schützen. So wie es war, kann es nicht wieder werden", sagt der grüne Bürgermeister Alexander Wright.
Neue Gefahren durch gemeinsame Spur mit den Bussen
Die Stadt hätte beweisen müssen, dass der Innenstadtring für Fahrradfahrer gefährlich ist. Aber das konnte die Stadt nicht hinlänglich. Nur weil es punktuell gefährliche Stellen gebe, rechtfertige das nicht, den ganzen Ring umzubauen. Auch seien Alternativen, etwa eine geänderte Radverkehrsführung durch die Innenstadt, nicht ausreichend geprüft worden, so die Begründung des Gerichts. Außerdem habe die Stadt einfach ignoriert, dass möglicherweise neue Gefahren entstehen, wenn sich künftig die Radfahrer ihre Fahrbahn mit den Bussen teilen würden.
Stadt übersah Anforderung der Straßenverkehrsordnung
Geklagt hatten zwei Anwohner der Innenstadt, gegen einzelne Maßnahmen, wie eine Einbahnstraßenregelung oder eine Pollerung. Daraufhin bewertete das Verwaltungsgericht den ganzen Verkehrsversuch als rechtswidrig, da eine in der Straßenverkehrsordnung notwendige Feststellung einer Gefahrensituation für Radfahrer fehle. Die sei aber zwingend notwendig, um überhaupt den weitgehenden Verkehrsversuch zu begründen.
Verkehrsversuch sollte im September starten
Trotz des Gegenwinds und der juristischen Auseinandersetzung hatte Bürgermeister Wright zuvor angekündigt, den geplanten Umbau des Anlagenrings weiter fortzusetzen. Autofahrer können mittlerweile nur noch in eine Richtung auf den Anlagenring auffahren. Der letzte Bauabschnitt lief. Die Stadt war davon ausgegangen, dass der Verkehrsversuch am Ende fortgesetzt werden würde und sie dem Gericht den Verkehrsversuch ausreichend würde begründen können. Weil dem letztlich nicht so war, ist der Verkehrsversuch nun vom Tisch. Eigentlich hätte der Verkehrsversuch im September starten sollen.
So reagieren die Gießener auf das Urteil der Verwaltungsgerichtshofes zum Verkehrsversuch
"Manche finden es schade, dass dem Versuch keine Chance gegeben wird, andere sagen, das ist jetzt viel Geld rausgeworfen worden"
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Das ist rechtswidrig und gekippt worden. Das ist schade. Das wäre eine schöne Idee. Ich bin nicht sicher, ob die Ausführung perfekt war, aber es wäre eigentlich eine super Sache gewesen. Ja, ich finde es schade, dass man sich nicht mal darauf eingelassen hat und es einfach dann auch mal so ausprobiert hat, wie es dann im Endeffekt sein sollte. Jetzt dürfen sie alles wieder zurückbauen. Ja, schade. Gut, wenn es rechtswidrig ist, dann hat das Gericht so entschieden. Aber ja, ich finde es natürlich schade, weil ich fahre gerne Fahrrad. Finde ich nicht schlecht, weil wir sind von Marburg. Also wir hatten eben auch ganz schön Probleme, hier reinzukommen. Ich glaube, die machen es noch schlimmer, als es war. Da haben sich schon viele Zulieferer beschwert, dass sie umfahren müssen. Also ich finde es nicht gut. Es ist rausgeschmissenes Geld, finde ich. Die Leute wissen nicht mehr, wohin und vorne es ist. Also das Geld hätte man besser anlegen können.
Fahrraddemo am Mittwochnachmittag
Reaktionen auf das Urteil des Verwaltungsgerichtshof in Kassel gab es schnell. Verkehrswende-Aktivisten wollen am Mittwochnachmittag (30.8. 16 Uhr) eine Fahrrad-Demo am Berliner Platz abhalten. In ihrer Ankündigung heißt es: "Den Klägern gegen den Verkehrsversuch waren ein paar Meter Umweg zu viel - Fahrradfahrer*innen und Fußgänger*innen in Gießen müssen jetzt Lärm, Feinstaub, Unfallgefahren und Platzverbrauch weiter ertragen."
"Eine schallende Ohrfeige"
Und auch die Gießener CDU meldet sich zu Wort. Gegenüber HIT RADIO FFH sagt Vorsitzender Frederik Bouffier über den gerichtlich untersagten Verkehrsversuch: "Das ist eine schallende Ohrfeige für den rotgrünen Magistrat." Die CDU sehe sich in ihren Bedenken gegenüber des Projekts bestätigt.
CDU sieht sich in Bedenken bestätigt
Der Gießener CDU-Vorsitzender Frederik Bouffier nennt die Niederlage vor Gericht eine schallende Ohrfeige.
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Es hat die gesamte Stadt aufgewühlt. Man hat dieses Prestigeprojekt ohne Rücksicht auf Verluste vorangetrieben. Deswegen ist es eine schallende Ohrfeige für den Magistrat und sowohl der Bürgermeister, aber natürlich auch der Oberbürgermeister vor den Scherben ihrer Politik. Und wir sehen uns in den Bedenken, die wir, wie gesagt, von Anfang an geäußert haben, definitiv bestätigt.