Kopfschütteln bei den Bürgern - Bahnübergangs-Wahnsinn in Schweinsberg
Es ist ein echter Bahnübergangs-Wahnsinn in Stadtallendorf-Schweinsberg im Kreis Marburg-Biedenkopf: ein illegaler Bahnübergang, den jeder nutzt, und ein paar Meter weiter ein offizieller Bahnübergang - den aber keiner nutzt. Seit Jahren schon kämpft der Ortsteil für einen legalen Bahnübergang auf dem Hochwasserschutz-Damm.
Das Problem: Der offizielle Bahnübergang verbindet lediglich zwei Felder miteinander, wird folglich von den Bürgerinnen und Bürgern nicht genutzt.
Illegaler Bahnübergang verbindet Fußgängerwege
Der Weg über die Gleise, der zwei Fußgängerwege verbindet, ist aber illegal. Darüber schütteln schon seit Jahren die Schweinsberger nur noch den Kopf.
Gleise werden nur einmal am Tag befahren
Der Weg auf dem Hochwasserschutz-Damm am Schweinsberger Moor ist eine beliebte Strecke für Radfahrer, Fußgänger und Hundebesitzer. Der Spazierweg wird von den Gleisen der Ohmtalbahn gekreuzt. Dort fährt nur einmal am Tag ein Güterzug entlang. Fußgänger müssten trotzdem vor den Gleisen umkehren.
Gleisüberquerung eigentlich verboten
Über diese Gleise darf nämlich niemand rüber, weil das Betreten vom Gleisbett verboten ist. Trotzdem macht es hier beinah jeder. Am Wochenende etwa 100 Menschen pro Tag, beobachtete der Ortsvorsteher Reinhard Estor. Er setzt sich bereits seit 2021 für einen legalen Übergang auf dem Hochwasserschutz-Damm ein. Unfälle habe es an dieser Stelle noch nie gegeben, sagt er.
Zaun sollte Gleisüberquerungen verhindern
Die Deutsche Bahn aber wollte auf Nummer sicher gehen und errichtete im vergangenen August einen Metallzaun an der illegalen Gleisquerung. Außerdem verweist die Bahn auf die legale Alternative, einen offiziellen Bahnübergang etwa 60 Meter entfernt.
Offizieller Bahnübergang führt ins Nichts
Doch dahin führt kein richtiger Weg. Es gibt dort nur einen Trampelpfad durch ein Naturschutzgebiet. Der 45.000 Euro teure Bahnübergang mitten im Nichts verbindet lediglich zwei landwirtschaftliche Flächen miteinander. Nur ein Landwirt nutzt den offiziellen Bahnübergang etwa zehn Mal im Jahr, um seine Felder zu mähen.
Zaun hat Schweinsberger nicht abgehalten
Die Sache mit dem Zaun war letztlich schnell wieder vom Tisch: Estor berichtet, wie er viele Bürgerinnen und Bürger dabei beobachtet hat, wie sie den Zaun entweder umgangen oder sogar in Eigenregie auf- und abgebaut haben, um trotzdem über die Gleise zu kommen.
Zaun war nach nur wenigen Stunden wieder weg
Nach nur wenigen Stunden haben Unbekannte demnach schließlich den Zaun endgültig abgebaut. "Die Bundespolizei hat daher entsprechende Ermittlungen aufgenommen. Die DB hat weitere Schutzmaßnahmen zur Vermeidung der gefährlichen Querung vorgesehen", heißt es von der Deutschen Bahn dazu. Spätestens seitdem fragt der Ortsvorsteher sich, wie es weitergehen soll.
Legaler Bahnübergang würde rund 80.000 Euro kosten
Aufgrund verschiedener Formalitäten wird es nämlich schwierig aus dem illegalen Übergang zeitnah einen legalen Übergang zu machen. Außerdem beliefen sich die Kosten auf rund 30.000 Planungskosten durch ein Fachbüro und weitere rund 50.000 Euro für den tatsächlichen Bau. Eine Bahnsprecherin erklärte auf FFH-Nachfrage, dass der Schutzdamm zunächst einmal beispielsweise zu einem offiziellen Weg mit Straßenschild und Straßennamen werden muss, das wiederum ist laut Stadt planungsrechtlich schwierig.
Das sagt die Deutsche Bahn:
Im Statement der Deutschen Bahn heißt es: „Die Deutsche Bahn steht dem Vorschlag der Gemeinde offen gegenüber und ist dazu seit Längerem im direkten Austausch mit dem Ortsvorsteher." Die DB entscheide jedoch nicht allein, wo und ob ein Bahnübergang errichtet werden kann.
Gemeinde muss Weg erst offiziell widmen
Der Gesetzgeber schreibe vor, dass die Voraussetzung für die Einrichtung eines Bahnübergangs ist, dass die Schiene von einem offiziellen Weg gekreuzt wird, so die Bahn. Und dies sei hier momentan nicht der Fall, weswegen es bei dem Projekt erst weitergehen könne, wenn die Gemeinde den Weg offiziell gewidmet habe. Die Lage und Einrichtung des bestehenden Bahnübergangs sei in den 1970er Jahren ebenfalls mit allen Kreuzungspartnern – darunter der Gemeinde – für den landwirtschaftlichen Verkehr festgelegt worden.