In Kindergruppe in Witzenhausen gerast: Prozess-Start nach Todesfahrt
In Kindergruppe gerast - Prozess-Start zu Witzenhäuser Todesfahrt
Ein Auto rast in Witzenhausen-Gertenbach im Werra-Meißner-Kreis in eine Kindergruppe – ein acht Jahre altes Mädchen stirbt. Fast genau ein Jahr nach der Tat ist in Kassel der Prozess gegen einen 31 Jahre alten Mann gestartet. Er steht wegen des Verdachts des heimtückischen Mordes mit gemeingefährlichen Mitteln vor Gericht.
Der Tatverdächtige soll laut Staatsanwaltschaft mit voller Absicht in die Kinder gerast sein, um sie zu töten. Sie waren gerade auf dem Weg zur Grundschule. Das 8-jährige Mädchen starb später im Krankenhaus, die beiden anderen sieben und acht Jahre alten Kinder wurden schwer verletzt.
Tränen im Gerichtssaal
Als die Vorwürfe im Gericht verlesen wurden, flossen im fast voll besetzten Zuschauerraum bei vielen die Tränen. Unser Reporter vor Ort berichtet, dass die Mutter des toten Mädchens den Tatverdächtigen die ganze Zeit über mit ihrem Blick fixiert hat. Der 31-Jährige selbst erschien mit tiefen Ringen unter den Augen vor Gericht. Zur Tat verlor er aber kein Wort.
Tatverdächtiger gilt weiter als gefährlich
Laut Staatsanwaltschaft ist der Mann wegen einer psychischen Erkrankung schuldunfähig. Er soll aber weiterhin gefährlich für die Allgemeinheit sein. Ziel der Staatsanwaltschaft bei dem so genannten Sicherungsverfahren ist deshalb, dass der Mann in eine geschlossene Einrichtung kommt. Der 31-Jährige ist seit der Tat in einer forensischen Psychiatrie untergebracht.
Urteil soll Mitte Dezember fallen
Am Montag beim ersten Verhandlungstag wurden zahlreiche Zeugen vernommen, darunter Polizeibeamte, aber auch die Vermieterin des Verdächtigen und seine Ex-Freundin. Erste Zeugenaussagen vor Gericht zeigten, dass es vor der Tat Warnsignale gab: So war der 31-Jährige der Polizei bereits wegen häuslicher Gewalt und Betrugsermittlungen bekannt. Er war zeitweise wegen einer psychischen Krankheit in Behandlung, seine Medikamente soll er nur reduziert oder gar nicht genommen haben. Ein Urteil wird für Mitte Dezember erwartet. Bis dahin sollen noch zahlreiche Zeugen und auch mehrere Sachverständige vor Gericht aussagen.
Trauer und Entsetzen in Witzenhausen
Der Vorfall vor fast genau einem Jahr hatte für Entsetzen weit über die Grenzen von Witzenhausen hinaus gesorgt. Am Tatort lagen damals viele Kuscheltiere und Blumen, Hunderte Kerzen waren aufgestellt. "Die Anteilnahme ist groß", sagte damals Witzenhausens Bürgermeister Daniel Herz.
"Uns wurde unser geliebter Engel genommen"
In einer Traueranzeige der Familie für das verstorbene Mädchen hieß es: "Plötzlich und für uns alle unfassbar wurde uns unser geliebter Engel, unsere Tochter und Schwester genommen." In einer Anzeige der Lindenhofschule Gertenbach hieß es: "Du warst voller Fröhlichkeit, Energie, mittendrin und in Bewegung. Wir vermissen dich."