Urteil zu Todesfahrt in Witzenhausen: Fahrer kommt in Psychiatrie
Nach Todesfahrt in Witzenhausen - Fahrer kommt in psychiatrische Klinik
Ein acht Jahre altes Mädchen stirbt, zwei weitere Kinder werden schwer verletzt. Rund eineinhalb Jahre nach der Todesfahrt in Witzenhausen im Werra-Meißner-Kreis muss der Fahrer jetzt dauerhaft in eine psychiatrische Klinik. Das hat das Langericht Kassel entschieden.
Im Urteil geht das Gericht davon aus, dass der 31-Jährige mit voller Absicht in die Kindergruppe gefahren ist. Es hält den Mann für schuldunfähig. Mit dieser Entscheidung endete das Sicherungsverfahren am Landgericht Kassel. Die Unterbringung ist zeitlich unbefristet.
Kinder waren auf dem Weg zur Grundschule
Der 31-Jährige war Ende Oktober 2021 mit seinem Auto in Witzenhausen-Gertenbach in eine Kindergruppe gerast. Sie waren gerade auf dem Weg zur Grundschule. Das 8-jährige Mädchen starb später im Krankenhaus, die beiden anderen sieben und acht Jahre alten Mädchen wurden schwer verletzt.
Medikamente nicht regelmäßig eingenommen
"Der Beschuldigte leidet an einer paranoiden Schizophrenie" sagte der Vorsitzende Richter Jürgen Dreyer. Es spreche vieles dafür, dass er seit November 2020 entsprechende Medikamente nicht mehr regelmäßig eingenommen habe. Schon Wochen vor der Tat habe er wahnhaftes Verhalten gezeigt, dass sich am Tattag zugespitzt habe. Das Gericht wertete die Tat in einem Fall als Totschlag und in jeweils zwei Fällen als versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung.
Gefährlich für die Allgemeinheit
Die Staatsanwaltschaft ging schon vor dem Prozessbeginn davon aus, dass der Mann wegen einer psychischen Erkrankung schuldunfähig ist. Da er aber weiterhin als gefährlich für die Allgemeinheit gilt, ging es in dem so genannten Sicherungsverfahren darum, dass der Mann dauerhaft in eine geschlossene Einrichtung kommt.
Verteidigung geht von tragischem Unfall aus
Die Verteidigung plädierte gegen die Anordnung dieser Maßnahme. Der Beschuldigte habe nicht mit Vorsatz gehandelt und sich während der Tatzeit nicht in einem psychotischen Zustand befunden. Es sei ein tragischer Unfall gewesen, der auf Müdigkeit und Stress zurückzuführen sei. Es sei kein plausibles Motiv zu erkennen.
"Tat hat Menschen in Witzenhausen sehr mitgenommen"
"Die Tat hat die Menschen in Witzenhausen sehr mitgenommen", sagte Bürgermeister Daniel Herz vor dem Urteilsspruch zu HIT RADIO FFH. Aber auch ein Urteil könne das Kind nicht wieder lebendig machen. Herz ist selbst Vater von vier Kindern und hatte die Familie des Opfers nach der Tat besucht.
Viele Tränen im Gerichtssaal
Seit Ende Oktober 2022 lief das Verfahren gegen den Mann. Als am ersten Verhandlungstag die Vorwürfe im Gerichtssaal verlesen wurde, flossen im fast voll besetzten Zuschauerraum die Tränen, viele Menschen aus Witzenhausen waren gekommen. Als Nebenkläger traten zudem die Familien der betroffenen Kinder auf.