Bauern-Sternfahrt nach Kassel: Steinweg wird zum Treckerparkplatz
Bauern-Sternfahrt nach Kassel - Steinweg wird zum Treckerparkplatz
Der Bauernprotest ist auch am Mittwoch weitergegangen. Knapp 1.000 Trecker haben am Mittag den Steinweg in der Kasseler Innenstadt in einen riesigen Parkplatz verwandelt. Die Landwirte haben damit gegen die geplanten Subventionskürzungen der Bundesregierung protestiert.
Auch in anderen Regionen in Hessen gab es Mittwoch erneut Proteste.
Sternfahrt nach Kassel
Die Traktoren sind in einer Sternfahrt nach Kassel gefahren. Sie kamen unter anderem aus Hofgeismar, Wabern, Fuldatal, Vellmar, Kaufungen, Wolfhagen oder Fuldabrück. "Ohne Bauern kein Brot" stand etwa auf einem Plakat. Aber auch "Rechte Rüben unterpflügen" - als Signal gegen mögliche rechte Trittbrettfahrer der Protestaktionen. Es kam zu Verkehrsbehinderungen durch die Proteste. Die Bevölkerung hatte sich laut Polizei aber offenbar gut darauf eingestellt, das Verkehrsaufkommen im Stadtgebiet sei nur mäßig gewesen.
Buh-Rufe gegen SPD-Politiker
Bei einer Kundgebung vor dem Regierungspräsidium Kassel sprachen die Vorsitzenden der Bauernverbände von Kurhessen und Kassel, Norbert Klapp und Erich Schaumburg. Auch Regierungspräsident Mark Weinmeister (CDU) trat auf und sagte den Landwirten seine Unterstützung zu. Der Bundestagsabgeordnete Timon Gremmels (SPD) versprach, man höre zu und nehme die Sorgen der Landwirte ernst. Dennoch gab es viele Buh-Rufe gegen den SPD-Politiker.
Kreisbauernverband: "Haben bereits Beitrag in der Haushaltskrise geleistet"
Man sei bislang positiv überrascht über die Zustimmung aus der Bevölkerung, sagte Reinhard Schulte-Ebbert, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands bereits am Dienstag zu FFH. "Die Leute sagen: 'Uns ist es wichtig, dass es Landwirte vor Ort gibt.'" Die Landwirtschaft habe bereits ihren Beitrag in der laufenden Haushaltskrise geleistet. So habe es zum Beispiel schon im vergangenen Jahr Kürzungen bei den Agrarprämien gegeben. Insgesamt seien die Bauern in Deutschland durch verschiedene Einschnitte schon im vergangenen Jahr um zwei Milliarden Euro mehr belastet worden. "Wir haben genug geleistet."
"Die Leute klatschen"
Auch Landwirt Stefan Michels aus Warburg (NRW) hatte sich auf den Weg nach Kassel gemacht, er sprach am Mittwoch von positiven Reaktionen. "Die Leute klatschen, die zeigen Daumen hoch", sagt er.
Rechte Trittbrettfahrer unerwünscht
Mit protestiert haben am Mittwoch in Nordhessen übrigens auch Metzger oder Fuhrunternehmen. Nicht dabei haben wolle man aber rechte Trittbrettfahrer, die versuchten, die Demos zu unterwandern. "Wenn uns etwas auffällt, werden solche Personen von der Versammlung ausgeschlossen, wir wollen friedlichen, demokratischen Protest", so Kreisbauern-Geschäftsführer Schulte-Ebbert. Bis zum Mittag gab es laut Polizei aber keine besonderen Vorkommnisse.
Bauern bestehen auf vollständiger Rücknahme der Kürzungen
Als Reaktion auf Bauernproteste hatte die Bundesregierung bereits angekündigt, einen Teil der geplanten Subventionskürzungen zurückzunehmen. Die Ampel-Koalition will auf die Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft verzichten. Die Abschaffung der Steuerbegünstigung beim Agrardiesel soll zudem gestreckt und in mehreren Schritten in den kommenden Jahren vollzogen werden. Der Deutsche Bauernverband hält das aber für unzureichend. Auch die Kürzungen beim Agrardiesel müssten vom Tisch.
Aktionen auch in Mainz, Osthessen und im Odenwald
Auch in Mainz, Osthessen oder am Mittwochnachmittag auf dem Wiesenmarktgelände in Erbach im Odenwaldkreis waren Aktionen von Landwirten geplant. Am Donnerstag soll es eine große Sternfahrt nach Frankfurt geben.
Kinder-Sternfahrt in Mittelhessen
Eine besondere Aktion wird es außerdem am Samstag, 13. Januar in Mittelhessen geben. Ab 15 Uhr rollen dort die Kleinen wie die Großen. Das ist das Motto in Selters bei Limburg. Hier gibt es eine Sternfahrt für Kinder: mit Bobbycars, Tret-Traktoren und anderen Spielzeug-Fahrzeugen. Alle Kids hintereinander in einer langen Kolonne geht's einmal eine Runde über die Felder rund um den Sonnenhof von Familie Fink. Die sagt unserer Reporterin: Die Kinder sind unsere Zukunft. Und auch die Zukunft braucht eine Zukunft. Was die Politik jetzt entscheidet, müssen die Kids später ausbaden. Nach der Sternfahrt ist bei Getränken und Snacks gemeinsamer Austausch geplant.
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