Öl-Heizung weiter gefragt: Kurzarbeit wegen Flaute bei Wärmepumpen
Wärmepumpen-Absatz eingebrochen - Viele Hessen heizen weiter mit Öl und Gas
Wärmepumpen sollen die Heizwende bringen, sind aber gut ein Jahr nach der Debatte um verschärfte Auflagen für den Einbau von Heizungen und den so genannten Heiz-Hammer gerade echte Ladenhüter. Das spüren auch die Heizungsbauer und Unternehmen bei uns in Hessen - zeigt eine FFH-Recherche.
"Von Kundenseite selber kommt da so gut wie nichts mehr zur Zeit. Das heißt, dieses Thema, was sicherlich politisch gut gemeint war, ist komplett vor die Wand gefahren worden", sagt Uwe Loth, Landesinnungsmeister vom Verband für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Hessen im FFH-Interview. Die Verunsicherung sei noch immer groß. Einige Kunden würden weiter auf neue Ölheizungen setzen. "Momentan ist es so, dass es eine bunte Mischung ist aus Öl, aus Gas und natürlich auch an Wärmepumpen, aber alles auf einem ganz, ganz niedrigen Bereich", so der Fachmann aus Vellmar (Kreis Kassel).
Wärmepumpen nur knapp vor Ölheizungen
Laut jüngsten Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) ging der Absatz von Wärmepumpen im ersten Quartal um 52 Prozent zurück. 13 Prozent aller neu verkauften Anlagen wurden mit Öl betrieben, Wärmepumpen hatten einen Anteil von 21 Prozent, Gas-Heizungen machten fast zwei Drittel aus.
Kurzarbeit bei Stiebel Eltron
Die Folgen der Nachfrage-Flaute bekommt auch das Unternehmen Stiebel Eltron zu spüren. Der Holzmindener Heiztechnik-Hersteller baut seit 1976 Wärmepumpen. Aktuell gibt es wegen des niedrigen Absatzes aber teils Kurzarbeit. Davon ist auch das Werk in Eschwege mit seinen gut 300 Mitarbeitern betroffen, das Komponenten für die Wärmepumpen herstellt. Stiebel Eltron-CEO Kai Schiefelbein hätte mit einer so großen Zurückhaltung nicht gerechnet: "Unter objektiven Aspekten ist das nicht ganz einfach zu verstehen, weil die objektiven Rahmenbedingungen ja ziemlich klasse sind", sagt er im FFH-Interview. "In Deutschland ist die Förderung mit bis zu 70 Prozent super attraktiv." Infos zum Förderprogramm der KfW gibt es hier.
Viessmann äußert sich gar nicht
Der Heizungsbauer Viessmann wollte sich auf FFH-Anfrage überhaupt nicht zu dem Thema äußern. Das Unternehmen aus Allendorf (Eder) im Kreis Waldeck-Frankenberg hatte im vergangenen Jahr seine Klimasparte samt des Wärmepumpen-Geschäfts an den US-Konzern Carrier verkauft.
"In Zukunft kann man wieder Geld verdienen"
Stiebel Eltron-CEO Schiefelbein glaubt aber an eine baldige Trendwende. "Wir haben jahrelang in Wärmepumpen investiert, man könnte auch sagen, wir haben jahrelang damit Geld vernichtet. Im Moment sieht das auch nicht so toll aus, aber wir sind sicher, mit der richtigen Technik kann man auch in Zukunft wieder Geld verdienen."
Bosch zeigt sich "verhalten optimistisch"
Ähnlich die Einschätzung bei Bosch: Zwar wollte sich ein Sprecher nicht konkret zur Lage der hessischen Werke äußern, in Eschenburg-Eibelshausen (Lahn-Dill-Kreis) werden Wärmepumpen gefertigt. Aber insgesamt hoffe man durch die Förderung auf eine deutliche Entspannung. "Die Konsumenten haben nun Klarheit über die Förderbedingungen. Wir sind deshalb vorsichtig optimistisch, dass ab der Jahresmitte 2024 die Nachfrage nach Wärmepumpen und Wärmepumpen-Hybriden in Deutschland wieder ansteigt", heißt es von Bosch.
Heizungsbauer spricht von "Übergangsphase"
"Momentan haben wir eine Übergangsphase", vermutet Heizungsbauer Uwe Loth mit Blick auf die Wärmepumpe. "In dem Moment, wo Öl und Gas vom Preis her nach oben abmarschieren und der Strombereich vielleicht auch durch die eigene PV-Anlage günstiger wird, dann ist das absolut ein Thema." Viele, die jetzt noch beim Neuanschaffungen auf fossile Brennstoffe setzten, könnten dann in die Röhre gucken. Ab 2027 wird der Verkehrs- und Gebäudebereich in den Emissionshandel der EU einbezogen. Dadurch dürften die Preise für Sprit, Heizöl und Gas erheblich anziehen, erwarten Experten.
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