Telefonbetrug in Hünfeld - Betroffene gibt Einblick in die Masche
Schockanrufe und falsche Polizeibeamte: Fast täglich kommt es in Hessen zu Betrugsversuchen am Telefon und nicht selten haben die Betrüger Erfolg.
Das Polizeipräsidium Osthessen hat im Rahmen eines Pressegesprächs nochmal gezielt darüber informiert.
Betroffene aus Hünfeld berichtet
Im Oktober wurde eine Frau aus Hünfeld Opfer eines Schockanrufs. Die Betrüger gaben sich als Polizisten aus und erzählten ihr, dass ihre Tochter einen tödlichen Unfall verursacht habe. Sie forderten die Frau auf, eine Kaution zu bezahlen, damit ihre Tochter nicht in Untersuchungshaft müsse.
"Es war die Stimme meiner Tochter."
Durch die regelmäßige Berichterstattung der Medien war der Frau die Betrugsmasche zwar bereits bekannt. Sie habe es während des insgesamt 3-stündigen Telefonats ständig im Hinterkopf gehabt. Trotzdem sei sie überzeugt gewesen, zu Beginn des Telefonats ihre Tochter am Apparat gehabt zu haben: Weinerlich und verzweifelt sei sie gewesen: "Mama! Mama, hilf mir!", hörte die Hünfelderin die Stimme ihrer Tochter am anderen Ende der Leitung sagen, als dann eine vermeintliche Polizeibeamtin den Hörer übernommen hat.
17.000 Euro abgehoben
Die Telefonbetrüger brachten die Hünfelderin dazu, zur Bank zu fahren und 17.000 Euro abzuheben. Sie sagt, sie habe die ganze Zeit nur an ihre Tochter gedacht "und nur funktioniert". Die Betrüger hielten die ganze Zeit Kontakt zu ihr, das Gespräch sollte nicht abbrechen. Weil ihr Handy-Akku alle ging, forderten die Betrüger sie auf, sich ein neues Handy aus einem nahegelegenen Handyladen zu holen, was die Frau auch tat.
Übergabe verhindert
Das war ihr Glück: Denn in diesem Zeitraum erreichte sie der rettende Anruf: Ihre (echte) Tochter wurde durch einen aufmerksamen Mitarbeiter der Bank, wo die Frau das Geld abgehoben hatte, kontaktiert. Als sie ihre Mutter schließlich nicht Zuhause antreffen konte, informierte sie sofort die Polizei. Weil das Telefonat mit den Betrügern im Handyladen kurz unterbrochen war, erreichte die echte Polizei die Frau und konnte verhindern, das Geld zu übergeben.
"Reden hilft."
Der Vorfall beschäftigte die Frau aus Hünfeld noch wochenlang, schildert sie im Gespräch mit HIT RADIO FFH. Sie gehe offen damit um und habe auch mit Bekannten darüber gesprochen. Das Reden über den Vorfall helfe ihr, diesen zu verarbeiten.
Andere Masche: "Falsche Polizisten"
Bei der Infoveranstaltung der Polizei wurde den anwesenden Pressevertretern auch die Masche "Falsche Polizisten" präsentiert. Dafür hatten Beamte das Gespräch eines echten Betrugsversuchs nachgesprochen. Bei dieser Masche gibt der Anrufer vor, von der Polizei zu sein. Den Opfern wird erzählt, in der Nachbarschaft habe es Einbrüche gegeben und es bestehe die Gefahr, dass auch das Haus oder die Wohnung des Angerufenen Ziel der Einbrecher werden könnte.
Geld von der Bank holen
In diesem Fall hatte der Angerufene kein Geld zuhause. Die Betrüger bringen ihr Opfer mit ihrer erfundenen Geschichte aber dazu, zur Bank zu fahren und von dort die Ersparnisse abzuheben.
Tipps der Polizei
- Die Täter versuchen durch erfundene, oft schockierende Ereignisse mit Bezug zu Ihrem privaten Umfeld Betroffenheit zu erzeugen.
- Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte / Bekannte wissen kann.
- Fordern Sie von Amtspersonen, sich zu legitimieren.
- Lassen Sie sich nicht drängen und unter Druck setzen.
- Geben Sie niemals Namen am Telefon preis.
- Überlegen Sie, ob Ihr Name unbedingt im Telefonbuch stehen muss. Lassen Sie den Eintrag ggf. entfernen.
- Kommt Ihnen ein Anruf verdächtig vor, informieren Sie unverzüglich die Polizei unter der Nummer 110.
- Geben Sie keine Details zu Vermögensverhältnissen heraus.
- Bei Geld oder Sachforderungen eine vertraute Person zu Rate ziehen.
- Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen.
- Bewahren Sie Ihre Wertsachen, z. B. höhere Geldbeträge und andere Wertgegenstände, nicht zuhause auf.
- Sind Sie bereits Opfer eines Trickbetrugs geworden, zeigen Sie die Tat unbedingt bei der Polizei an.
- Falls Sie schon einmal Opfer eines Trickbetrugs geworden sind, lassen Sie Ihre Telefonnummer ändern.