Mehr Sicherheit in Frankfurt? - Jetzt Waffenverbot im Bahnhofsviertel
Der wohl gefährlichste Ort Hessens soll sicherer werden: An diesem Mittwoch (1.11.) tritt zum ersten Mal eine Waffenverbotszone im Frankfurter Bahnhofsviertel in Kraft. Oberbürgermeister Mike Josef hat sie angeordnet - jeweils von 20:00 Uhr bis 05:00 Uhr in der Früh.
"Wir sind uns einig, dass die Situation im Bahnhofsviertel so nicht bleiben konnte und sich verbessern muss", sagt Josef.
Straftaten sind Alltag im Bahnhofsviertel
Die Waffenverbotszone soll laut Josef für mehr Sicherheit sorgen. Denn das Bahnhofsviertel ist ein großer Problembezirk, Gewalt trauriger Alltag. Die Zahl der Messerdelikte etwa habe sich seit 2019 im Bahnhofsviertel verdreifacht. Im Landtagswahlkampf hatte sogar Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) die Stadt zum Handeln aufgefordert.
"Wenn die Waffenverbotszone auch nur ein Leben schützt, ist sie gut", betonte Josef. Jedes Messer, das womöglich in den frühen Morgenstunden bei fortgeschrittener Alkoholisierung nicht mehr zum Einsatz kommen könne, zähle.
Für die Polizei werden Kontrollen einfacher
Durch die Verfügung jetzt kann die Polizei relativ einfach verbotene Waffen, aber auch Messer mit einer Klingenlänge ab vier Zentimetern einkassieren - ohne sie zurückgeben zu müssen.
Erlaubt bleibt Tierabwehrspray, dass vor allem Frauen zum eigenen Schutz bei sich tragen. Tagsüber gilt die Waffenverbotszone nicht, damit zum Beispiel Handwerker nicht in ihrer Arbeit beeinträchtigt werden. Auch Polizeibeamte und andere Einsatzkräfte, Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten und Geldtransportern sind davon ausgenommen.
OB setzt sich über Grüne hinweg
In der Römer-Koalition war das Thema lange diskutiert worden.
OB Josef setzt sich jetzt über die Grünen hinweg. Die befürchten "Racial Profiling", also dass durch das Waffenverbot besonders Menschen mit ausländischem Erscheinungsbild ins Visier der Polizei geraten. Die Polizei bestreitet das vehement.
Baseballschläger-Verbot nicht möglich
Ein Waffenverbot im Zuge einer Gefahrenabwehrverordung, das dann etwa auch Baseballschläger umfasst, sei angesichts fehlender Mehrheit für eine solche Entscheidung in der Stadtverordnetenversammlung nicht machbar.
Bahnhofsviertel ist Kriminalitäts-Hotspot
Das Bahnhofsviertel sei ein Kriminalitätsschwerpunkt der Stadt, betonte der Frankfurter Polizeipräsident Stefan Müller. Die rund 10 000 Straftaten, die hier pro Jahr verzeichnet würden, entsprächen dem Wert einer mittelgroßen Stadt. Hierzu gehörten etwa 1100 Körperverletzungen, 950 Taschendiebstähle und gut 300 Fälle von Straßenraub.
Schmaler Grat zwischen Leben und Tod
Beim Raub werde die Hälfte aller in Frankfurt angezeigten Fälle aus dem Bahnhofsviertel gemeldet. "Der Grad der Bewaffnung ist viel zu groß", betonte Müller gerade mit Blick auf Messer. Und im Fall eines Angriffs gelte: "Der Grat zwischen Leben und Tod bei Messern ist ganz schmal."