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> Neue Waffe: Stadtpolizei in Hattersheim schießt mit Reiz-Flüssigkeit
24.02.2025, 08:11 Uhr
Besserer Schutz in Hattersheim -
Stadtpolizei schießt mit Reiz-Flüssigkeit
© HIT RADIO FFH / Schick
Raphael Hartmann von der Stadtpolizei in Hattersheim führt den neuen Protektor vor.
Ein gezielter Schuss Pfeffer-Lösung aus bis zu sieben Metern Entfernung: Weil die Aggressionen gegen Einsatzkräfte immer mehr zunehmen, schießt die Stadtpolizei in Hattersheim jetzt mit ganz besonderen Waffen.
Es geht um den "JPX 4 Jet Protector" - ein "modernes und innovatives Abwehrgerät", wie die Stadt mitteilt. In anderen hessischen Städten und Gemeinden kommt die Waffe bei der Ordnungspolizei bereits zum Einsatz, im Main-Taunus-Kreis ist Hattersheim nach Angaben von Bürgermeister Klaus Schindling Vorreiter.
"Messer runter, oder ich pfeffere!"
Unser Reporter hat sich vor Ort angeschaut, wie der Protektor funktioniert. "Messer runter, oder ich pfeffere!", ruft Raphael Hartmann, Dienstgruppen-Leiter der Stadtpolizei, im Garten des Rathauses. Dort ist ein Verkehrsschild aufgestellt - es steht für einen potenziellen Angreifer.
"Sieht ein bisschen aus wie beim Paintball"
Wie der Protektor funktioniert, hat sich FFH-Reporter Yanik Schick vor Ort angeschaut
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Ich fühle mich ehrlich gesagt so ein bisschen wie ein Stuntman. Also wir haben jetzt hier im Garten des Rathauses ein realitätsgetreues Setting aufgebaut. Herr Hartmann, der Dienstgruppenleiter von der Stadtpolizei, ist bei mir. So ein sieben Meter Entfernung, ein Verkehrsschild, das symbolisiert jetzt quasi einen Menschen, der das Ziel ihres Protektors sein könnte. Genau. Wir werden jetzt ein kleines Szenario machen, wo quasi der Gegenüber, ich würde sagen, ein Messer in der Hand hat. Die nächste Eskalationsstufe wäre dann, dass er quasi auf mich zugeht und in dem Moment auch den Schuss gibt. Gut, dann würde ich sagen, Herr Hartmann, im wahrsten Sinne, Feuer frei. So machen wir das. Messer weg! Sofort das Messer runter! Stopp und der Schäfer! Also wir sehen einen blauen Farbklecks da auf dem Verkehrsschild. Sieht so ein bisschen aus wie beim Paintball. Und was würde das jetzt bei dem Menschen, wenn er davon getroffen worden wäre, auslösen? Also es kann zu Übelkeit kommen, zu Husten. Wenn er es direkt in die Augen bekommt, natürlich sieht er dann auch erstmal nichts, kommt eine Pfefferlösung raus aus der Cayenne-Pflanze. Die hat in etwa die Wirkung wie das Reitschaufsprühgerät. Bisschen schärfer halt wie die normale Version, die jeder Otto-Normal-Verbraucher auch im Laden kaufen kann. Wie sehr hilft Ihnen das im alltäglichen Einsatz? Allein das Tragen und das am Mann haben, zeigt auf jeden Fall schon die eskalierende Wirkung auf die Bürger. Die Bürger merken auch schon, dass wir nicht wie früher die Knöllchenschreiber sind. Ich mache den Job jetzt seit 15 Jahren und man muss schon sagen, dass die Aggressionen und auch die Respektlosigkeiten gegenüber Uniformierungen nicht so stark sind. Die Aggressionen und auch die Respektlosigkeiten gegenüber Uniformierungen nicht so stark sind. Die Aggressionen und auch die Respektlositäten massiv zunehmen. Also müssen die Ordnungskräfte sich halt auch aufrüsten und dem entgegenwirken. Ist dieser Protektor bei Ihnen jetzt schon zum Einsatz gekommen? Nein, zum Glück noch nicht. Und ich hoffe, es wird er auch nicht, aber wir sind dann auf jeden Fall vorbereitet. Das sollte mal der Fall eintreten.
Angreifer wird aus der Ferne gestoppt
Hartmann greift an seine Hüfte und zieht eine orangene Waffe - den Protektor. Sekundenbruchteile später ein Knall. Auf dem Verkehrsschild ist ein blauer Farbklecks zu sehen - in diesem Fall nur eine Test-Patrone. Aber was würde die Flüssigkeit im Ernstfall auslösen? "Husten, Übelkeit. Und die Person könnte vorübergehend nichts sehen, wenn sie etwas in die Augen bekommt", erklärt Hartmann.
Neue Waffe ist besser als das "Sprüh-Döschen"
Das Pfefferspray, das man landläufig kenne - das "Sprüh-Döschen", wie Bürgermeister Schindling sagt - könnten die Stadtpolizisten erst anwenden, wenn Menschen mit Messer oder Schlagwaffe unmittelbar vor ihnen stünden. Der Protektor biete die Möglichkeit, bereits frühzeitig aus der Ferne zu agieren. "Sodass die Eigensicherung einen höheren Stellenwert bekommt", betont Schindling.
Schindling: "Zielsicher aus sieben Metern"
Welche Vorteile der Protektor bietet, erklärt Bürgermeister Klaus Schindling
Automatisch erstellte Abschrift des Audios:
Das Pfefferspray, was man so bisher landläufig kennt, dass man ein Sprüh-Döschen hat, ermöglicht halt erst die Reaktion, wenn der Angreifer, die Angreiferin schon mit dem Messer oder einer Schlagwaffe zusetzen konnte. Und der Protektor hat die Möglichkeit, dieses Reizmittel eben auf einer Entfernung von bis zu sieben Metern zielsicher zu verwenden, sodass die Eigensicherung einen viel höheren Stellenwert bekommt für unsere Beamten.
Protektor gibt den Einsatzkräften Sicherheit
Bislang ist der besagte Ernstfall - zum Glück - noch nicht eingetreten. Aber: Alleine den Protektor bei sich zu haben, gibt den Kräften der Stadtpolizei Sicherheit. "Die Menschen merken, dass wir nicht mehr wie früher nur die Knöllchenschreiber sind", sagt der Dienstgruppen-Leiter. Und das liege auch daran, dass Übergriffe und Respektlosigkeiten gegenüber Einsatzkräften zunehmen würden.
Ein Eindruck, den auch der Bürgermeister teilt. "Wir wollen aber nicht nur reagieren, wir wollen ein Stück weit vor der Lage sein", sagt Schindling.
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