Bei einer Demonstration wird ein Schild mit der Aufschrift "Guhte Schule geet anderst. Neue Lehrer braucht das Land" hochgehalten. In Hessen sind Proteste angekündigt (Symbolbild).
Mehrere hundert Demonstrierende versammelten sich vor dem Gießener Bahnhof und zogen dann durch die Innenstadt
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Lehrermangel, Unterrichtsaufall und katastrophale Schulgebäude: Angesichts der "desolaten Situation" an hessischen Schulen haben heute tausende Lehrer und Studierende in Hessen demonstriert. Aufgerufen hatten die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und weitere Initiativen. Zum Weltkindertag gab es Demos in Frankfurt, Kassel, Gießen, Fulda, und Darmstadt.
In Gießen versammelten sich mehrere hundert Lehrer aber auch Studierende vor dem Bahnhof und zogen dann durch die Stadt zum Kirchenplatz. Hessens GEW-Vize-Chefin Heike Ackermann rief ins FFH-Mikro: "Herr Lorz, wachen Sie endlich auf und sorgen Sie für mehr Lehrer an den Schulen."
Das fordern die LehrerInnen am FFH-Mikro in Gießen
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Proteste vor der Landtagswahl
Der Vorsitzende der GEW Hessen, Thilo Hartmann erklärte mit Blick auf die hessischen Landtagswahlen am 8. Oktober. Die Initiatoren wollten durchsetzen, dass das Thema Bildung in der nächsten Legislaturperiode neu ausgerichtet wird. "Die Bildungskrise verschärft sich, auch in Hessen."
Zentrale Probleme sind Lehrkräftemangel und Unterrichtsausfall
Zu den drängenden Problemen gehören etwa der Lehrkräftemangel und Unterrichtsausfall. Die Landesschülervertretung fordert zudem ein kostenfreies gesundes Mittagessen bei Ganztagsunterricht sowie ein kostenloses ÖPNV-Schülerticket. "Das ist ein Beitrag zu mehr Klimaschutz und gleichzeitig ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit!", sagte Landesschulsprecher Gaston Liepach.
Schüler-Umfrage: Was muss sich ändern?
Unsere Reporterin hat sich in Gießen unter den Schülern umgehört
Also die Tische sind komplett bemalt, die Stühle sind teilweise kaputt. Es gibt keine Klimaanlagen, es ist sehr heiß. Also es ist ein sehr hoher Lehrermangel. Ich finde, dass Schulen mehr unterstützt werden sollten. Unsere Schule ist jetzt nur noch Baustelle. Ich finde, man könnte Sitzgelegenheiten oder Spielgelegenheiten anschaffen. Also ich finde, die Lehrer sollten auf jeden Fall eine Einweisung bekommen bezüglich den Whiteboards. Also ich finde, dass das auf jeden Fall noch ausbaufähig ist.
Hessen in Sachen Bildungspolitik "Entwicklungsland"
Hessen sei ein Entwicklungsland, was die Bildungspolitik betreffe, sagte auch Volkmar Heitmann vom Landeselternbeirat. Und: "Der Bildungsetat soll um knapp zwei Prozent steigen. Bei einer Inflationsrate von sechs bis acht Prozent bedeutet das jedoch de facto ein deutliches Schrumpfen."
Kultusminister: So viele Lehrkräfte wie noch nie
Die GEW wollte keine Schätzung abgeben, mit wie vielen Teilnehmenden gerechnet wird. Hessens Kultursminister Alexander Lorz hatte zur Kritik gesagt, dass es in diesem Schuljahr in Hessen mit voraussichtlich mehr als 64.000 Lehrkräften so viele wie noch nie gebe.
Das forderten Lehrerinnen und Lehrer in Gießen
"Kleinere Klassen, Doppelte Lehrer in Klassen, mehr digitale Ausstattung"
Mein Name ist Henning Tauche. Ich bin Student. Und ganz klar, wir haben einen riesigen Lehrkräftemangel in Hessen. Ständig fallen Stunden aus, ständig werden auch Studierende an Schulen herangezogen, um schon ganz normal zu unterrichten. Teilweise müssen sie als KlassenlehrerInnen arbeiten. Darunter leidet die Qualität der Schule einfach ganz klar. Und die Kinder sind die, die darunter am meisten zu leiden haben. Ich bin Heike Ackermann und bin Grundschullehrerin in Kaufungen. Und was ist Ihre wichtigste Forderung heute? Ja, unsere wichtigste Forderung ist Arbeitsentlastung, bessere Arbeitsbedingungen für alle. Herr Lorz, machen Sie die Augen auf, tun Sie endlich was. Meine wichtigste Forderung sind kleinere Klassen. Dann ist auch gleich die Belastung für die Lehrer eine andere. Wenn wir kleinere Klassen und mehr Doppelbesetzung hätten, könnten wir der Vielfalt der Anforderungen heutzutage auch gerecht werden. Mein Name ist Christine Müller-Wunsch, ich bin Grundschullehrerin an der Grundschule Gießen-West. Ich würde sagen, wir brauchen doppelte Lehrer in den Klassen. Und Sonderschulleute genügend und wirklich ausreichend, dass man sagen könnte, pro Jahrgang ein Sonderschullehrer. Und wenn es nötig ist, dann eben nochmal mehr. Mein Name ist Marc Schmidt, ich bin aus Friedberg von meiner Schule angereist. Und meine Forderung ist, dass wir mehr Geld für die digitale Ausstattung unserer Schulen bekommen. Das eine oder andere Fenster fällt im Moment aus den Schulen raus. Und da muss auf alle Fälle etwas passieren. Mehr Geld in Richtung Bildung. Auf alle Fälle sollte man sich an den Tisch setzen und Sachen vereinbaren, die auch noch nach der Wahl Bestand haben.
Der Zustand der Schulen in Hessen ist absolut katastrophal – vor allem in…
Viele Teilzeitkräfte würden mehr arbeiten
Viele Lehrkräfte in Teilzeit könnten sich nach einer neuen Umfrage durchaus vorstellen, ihre Arbeitszeit angesichts des grassierenden Lehrermangels aufzustocken. Allerdings knüpfen sie diese Bereitschaft an Bedingungen, die das derzeitige System so nicht erfüllt, wie aus dem sogenannten Schulbarometer der Robert Bosch Stiftung hervorgeht.
Zwei Drittel würden aufstocken
Demnach arbeiten 38 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer derzeit in Teilzeit. Zwei Drittel von ihnen wären grundsätzlich zum Aufstocken bereit, bei den über 40-Jährigen sind es sogar 73 Prozent.
Bezahlmodell passt nicht
Höchste Hürde: das sogenannte Deputatsmodell, das nur abzuhaltende Unterrichtsstunden erfasst. Es müsste aus Sicht von 73 Prozent der Befragten zu einem Arbeitszeitmodell umgewandelt werden, in dem auch Aufgaben und Arbeiten außerhalb des Unterrichts wie Teamzeiten, Fortbildungen und Elternarbeit enthalten wären.
Bürokratie kostet viel Zeit
Viel Zeit kosteten auch Verwaltungsaufgaben, die nur pauschal und zu wenig im Deputatsmodell berücksichtigt würden, heißt es im Schulbarometer. Diese Aufgaben blieben aber auch bei einem reduzierten Deputat. "Als Lösung bietet sich den Lehrkräften daher nur an, ihr Unterrichtsdeputat zu kürzen, damit sie samt ihren Überstunden im Arbeitszeitumfang bleiben", sagte Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung. "Das deutsche Deputatsmodell ist ein überkommendes Modell."