Europas Vega C-Rakete - Start nach Technikproblemen verschoben
Der erste Start einer europäischen Vega-C-Rakete in knapp zwei Jahren ist kurzfristig verschoben worden. Wegen eines technischen Problems könne das bewegliche Portal um die Rakete nicht für den Start entfernt werden, teilte Raketenbetreiber Arianespace auf X mit.
Früheste Startmöglichkeit ist nun Donnerstag (5.12.) um 22.20 Uhr deutscher Zeit vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana. Für die europäische Raumfahrtbehörde Esa geht es bei dem geplanten Flug um den eigenständigen Zugang zum All. Die Rakete transportiert den ESA-Satelliten Sentinel-1C. Der Start wird mit Spannung vom europäischen Raumflugkontrollzentrum in Darmstadt mitverfolgt: Das ESA-Kontrollzentrum in Darmstadt wird den Satelliten im All dann übernehmen.
Rakete ist Weiterentwicklung
Die Vega C ist eine Weiterentwicklung der Vega-Rakete, die von 2012 bis zu diesem Herbst leichte Satelliten ins All brachte. Laut Esa kann die neue Rakete etwa 800 Kilogramm mehr Last transportieren, ist billiger und kann Satelliten auf Umlaufbahnen in unterschiedlichen Höhen bringen.
Folgenschwerer Fehlstart
Erstmals gestartet war die neue Rakete im Juli 2022. Dabei ging noch alles gut. Doch im Dezember 2022 folgte ein schwerer Schlag: Wenige Minuten nach dem Start kam die Rakete von ihrem Kurs ab, weil es beim Triebwerk Zefiro-40 ein technisches Problem gab. Daraufhin wurde das Flugobjekt zerstört und fiel ins Meer. Alle weiteren geplanten Starts bis jetzt wurden abgesagt.
Problem mit einer Düse
Eine Untersuchungskommission erklärte später, es habe an der Auskleidung des Schubdüsenhalses in dem Triebwerk eine unerwartete Erosion gegeben. Das verwendete Material sei wohl nicht homogen genug gewesen. "Wir haben jetzt zwei Jahre lang intensiv gearbeitet", sagt Marino Fragnito vom italienischen Hauptauftragsnehmer Avio kurz vor dem Start der Rakete. Das Problem mit der Düse sei schwer zu verstehen gewesen.
Vega C als Säule von Europas Zugang zum All
Mit der Rückkehr der Vega C will die Esa endlich wieder mehr Möglichkeiten haben, um kleinere Satelliten eigenständig ins All zu befördern. Stefano Bianchi, Leiter der Flugprogramme bei der Esa, betont, die Rakete sei für Europa sehr wichtig. "Vega C und Ariane 6 sind die beiden Säulen des europäischen Zugangs zum All."
Krise im Trägerraketensektor
Die Ariane 6 startete nach Jahren der Verzögerung erstmals in diesem Sommer ins Weltall. Sie kann große Satelliten transportieren. Der Erststart wurde als Erfolg gewertet, auch wenn am Ende die erneute Zündung eines Triebwerks nicht wie geplant funktionierte. Die Verzögerung bei der Ariane 6 und der Ausfall der Vega C hatten Europas Trägerraketensektor in eine Krise gestürzt. Teilweise wich die Esa für Satellitenstarts auf Falcon-9-Raketen des US-Unternehmens SpaceX von Elon Musk aus.
Wettbewerbsfähig oder Auslaufmodell?
Fragt man die Esa, wird die Vega C Europas Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen. Martin Tajmar, Raumfahrtexperte von der TU Dresden, hingegen meint: "Die Vega ist ein Auslaufmodell." Kommerziell sei die Rakete wegen der hohen Startkosten praktisch nicht vermarktbar, erläutert Tajmar. Dennoch erfülle sie für Europa den Zweck der Unabhängigkeit und des Kompetenzerhalts in der Raumfahrtindustrie. "Vor allem ist sie natürlich interessant als Alternative zur Ariane 6, wenn es um kleine Nutzlasten geht."
ESA startet Sentinel-1C
Aufträge hat die Vega C schon mehr als ein Dutzend. Passagier beim Comeback ist der Satellit Sentinel-1C des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Esa und Avio sind optimistisch, dass die Rückkehr der Rakete ein Erfolg wird. "Wir haben getan, was wir können", sagt Bianchi.
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