Salzbachtalbrücke gesprengt - Jetzt rollen in Wiesbaden die Bagger
Wie geht's weiter für Pendler, Autofahrer und Bahnreisende, nach der Sprengung der Salzbachtalbrücke in Wiesbaden? Aufräumen ist angesagt: Brückenteile müssen zerkleinert, Trümmer abtransportiert werden. Diese Arbeiten starteten direkt nach der Sprengung.
Zehn 45-Tonnen-Kettenbagger, fünf 75-Tonnen-Kettenbagger sowie drei Radlader und weitere schwere Fahrzeuge sind im Einsatz.
15.000 Tonnen Beton- und Stahl-Brösel
15.000 Tonnen Abbruchmaterial - Massen von Beton und Stahl - müssen verarbeitet werden. Bis Mitte Dezember diesen Jahres sind im Bereich der restlichen Brücke weitere Arbeiten erforderlich, die viel Lärm verursachen werden. So etwa das Zerkleinern und Verladen von Brückenteilen. Sonntage werden dann aber ausgespart. Zu rechnen ist mit Lärm im Zeitraum Montag bis Samstag von morgens (zwischen 6 und 7 Uhr) bis abends (teils bis 22 Uhr).
Betrieb der Bahnstrecke noch vor Weihnachten
Mit der Sprengung der Salzbachtalbrücke soll der Start des Neubaus beschleunigt werden. Außerdem erhoffen sich Anwohner und Pendler im Rhein-Main-Gebiet, dass zumindest die Straßen und Bahngleise unter der bisherigen Brücke bald wieder befahren werden können. Die Autobahn GmbH des Bundes peilt hier eine Freigabe bis Weihnachten an. Auch Wiesbadens Oberbürgermeister Uwe Mende sagt kurz nach der Sprengung im Gespräch mit unserem FFH-Reporter: "Das ist unser innigster Wunsch!" Seit Mitte Juni sei der Bahnhof vom Verkehr abgeschnitten.
Die Sprengung
Die Salzbachtalbrücke in Wiesbaden ist Geschichte: Um 12.01 Uhr am Samstagmittag wurde der 310 Meter lange Koloss gesprengt.
Ein großer Knall – dann sackte erst die Südbrücke in sich zusammen, die Nordbrücke stürzte kurz darauf auf die Trümmer der Südbrücke.
220 Kilo Sprengstoff sorgen für "Bilderbuchsprengung"
220 kg Sprengstoff haben mit einem lauten Knall die 60 Jahre alte Brücke in die Luft gejagt. Es sah aus wie eine "Bilderbuchsprengung" sagte ein Sprecher der zuständigen Autobahn GmbH kurz danach.
So klang die Sprengung
Inspektion der Trümmer
Auch unsere Reporter vor Ort schilderten, dass es auf den ersten Blick so aussah, als hätte alles nach Plan geklappt. Stephan Krenz, Geschäftsführer der Autobahn GmbH, sagt unserem Reporter vor Ort, er sei "happy", weil Monate intensiver Vorbereitungen hinter den Experten liegen und mit der Sprengung sei jetzt ein großer Meilenstein erreicht worden.
Es wird direkt weiter gearbeitet
Direkt nach der Sprengung, kurz nachdem sich die Staubwolke verzogen hat, setzt an der Baustelle reger Betrieb ein - es ist ein stetes "Toktok" der riesigen Hammer zu hören. Die Art der Sprengung führte dazu, dass auch sehr große Teile der Fahrbahn auf den Trümmerbergen liegen, die erst noch zerkleinert werden müssen. Diese werden nun teils mit Hammern zerschlagen oder mit einem anderen Spezialgerät zerdrückt, sagte uns Ulrich Neuroth, Regionaldirektor West der Autobahn GmbH.
Anwohner erleichtert
Rund um die Brücke galt während der Sprengung ein Sicherheitsbereich von 250 Metern, in dem der Aufenthalt verboten war. Davon betroffen waren unter anderem ein Friedhof, einige Wohnhäuser, Schrebergärten und ein Tierheim. Am FFH-Mikro zeigten sich einige Anwohner erleichtert, dass wieder nach Hause durften: Auch wenn es ordentlich gerummst hat, Schäden waren auf den ersten Blick nicht zu entdecken.
Was bisher geschah
Einweihung erst vor knapp 60 Jahren
1963 wird die Salzbachtalbrücke eingeweiht, sie überspannt das Mühltal, durch das der Salzbach fließt. Sie verlängert die A 66 nach Wiesbaden hinein. Die zwei Brückenhälften (Nord und Süd) sind auf 20.000 Fahrzeuge pro Tag ausgelegt. Ab 1985 wird die Brücke mehrfach verstärkt, weil immer mehr Verkehr darüber rollt. Von 2007-2010 werden Spannglieder aus Stahl und Beton angebracht, sie sollen die Brücke stabilisieren. Im Frühjahr 2017 wird klar: Die Brücke muss neu gebaut werden. Weitere Sanierungen sind nicht sinnvoll. Mittlerweile rollen täglich bis zu 90.0000 Fahrzeuge darüber. Geschätzte Baukosten: 35 Millionen. 2022 will man fertig sein.
Mehrere Sperrungen der Fahrbahnen
2017 wird die Nordbrücke verstärkt, sie soll den Gesamtverkehr erst mal tragen, solange die neue Südbrücke gebaut wird. 2018 tauchen Probleme bei der Verstärkung der Nordbrücke auf. Im Januar 2019 der erste Brücken-GAU: An den Verstärkungen der Nordbrücke werden gravierende Fehler entdeckt: Spannglieder wurden aus Versehen angebohrt. Der Verkehr wird auf eine Spur pro Fahrtrichtung beschränkt. Zwischenzeitlich sind wieder drei Fahrspuren befahrbar – doch im Juni 2019 sagt ein Gutachter: Höchstens eine Spur pro Richtung benutzen! Und ein LKW-Fahrverbot in Richtung Frankfurt. Die Folge: Viele Staus und Verzögerungen.
Abrissdatum wird beschlossen
Bis September 2019 wieder Verstärkungen der beschädigten Nordbrücke – Einführung der dreispurigen Wechselverkehrsführung. Hessen-Mobil will 2020 mit dem Abriss der Südbrücke starten. Im Februar 2020 geht man von jetzt 80 Millionen Euro Gesamtkosten aus – bis 2025 soll alles fertig sein. Von September 2020 an gibts neue Verzögerungen - die Baufirma kann sich mit Hessen-Mobil nicht auf den Abrissplan einigen, das passiert im Frühjahr 2021 - jetzt geht man von einer Fertigstellung der beiden Brückenhälften Ende 2026 aus.
Supergau in 2021
Dann der SUPERGAU: Am 18. Juni 2021 fallen Brocken von der Südbrücke auf die Straße darunter. Student Wulf Goretzky aus Wiesbaden sieht die Brocken fallen, schlägt Alarm. Die Straßen und Bahngleise werden noch am Tag voll gesperrt. Ein Lager der Südbrücke hat sich gelöst, der Überbau ist um 30 Zentimeter abgesackt. Ab sofort darf niemand mehr die Brücke betreten oder befahren. Einsturzgefahr! Die Autobahn bleibt gesperrt – ebenso die Haupt-Bahntrasse zum Wiesbadener Hauptbahnhof.
FFH-Reporter Florian Stendebach im Gespräch mit Wulf Goretzky
Tägliches Verkehrschaos auf Straße und Schiene
Seither gibt es täglich Verkehrschaos, auch der Haupt-Bahnverkehr läuft nur noch über die Vorort-Bahnhöfe Biebrich, Schierstein, Wiesbaden-Ost und Kastel. Pendelbusse werden eingesetzt. Im Juni 2021 deutet die Autobahn-GmbH erstmals an, dass wohl nur noch eine Sprengung der beiden Brückenhälften in Frage kommt. Dann könne man den Bahnverkehr darunter schnell wieder laufen lassen. Ende Juni steht fest, dass gesprengt wird. Geplanter Termin: Spätsommer.
Sprengung wird endgültig beschlossen
Anfang September 2021 gibt es weitere Verzögerungen: Die abgesackte Südbrücke muss erneut „notstabilisiert“ werden. Am 6. Oktober 2021 steht dann endlich fest: Die Brücke wird am 6. November gesprengt! Umfangreiche Sicherungsarbeiten („Fallbetten“ und „Stützwälle“ aus Tonnen von Sand) an den Gleisen, der darunterliegenden Straße und dem nahen Klärwerk beginnen, Bohrlöcher für 221 Kilo Sprengstoff werden gebohrt.
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