Spielmannszüge ohne Nachwuchs - Fastnachtsumzüge bald ohne Musikkapellen?
Die traditionellen Fastnachtsumzüge in Hessen und Rheinhessen ohne Livemusik oder Spielmannszüge - eine schlimme Befürchtung in vielen Fastnachtsvereinen. Wohl weniger in den närrischen Hochburgen wie Mainz, dafür aber in den kleineren Narren-Hotspots könnte das aber bald Realität werden.
Grund ist die massive Nachwuchsproblematik, mit der viele Musikvereine seit der Corona-Pandemie zu kämpfen haben. Aufgrund der Pandemie gestalten viele junge Menschen ihre Freizeit anders, was zu einem Rückgang ehrenamtlicher Tätigkeiten unter anderem auch in Musikvereinen führte, so die Erfahrung in vielen Narrenvereinen.
Die Begeisterung sinkt
Arg betroffen von dieser Entwicklung sind die Spielmannszüge. Diese basieren traditionell auf freiwilligem Engagement junger Menschen. Doch die Begeisterung für solche Tätigkeiten sinkt, bestätigt die DACHO - Dachorganisation Wiesbadener Karneval - auf FFH Anfrage. In Regionen wie Bayern gebe es zwar noch eine lebendige Vereinslandschaft, aber in vielen Teilen Deutschlands sei das Gegenteil der Fall.
Bald nur noch Musik vom Band?
Manche kleinere Musikzüge schließen sich mittlerweile zusammen, um spielfähig zu bleiben. Ohne eine ausreichende Anzahl an Musikern werde die Durchführung eines Umzugs schwierig, so die DACHO. Die Zukunft könnte auf Musik vom Band hinauslaufen, sagte uns ein Vereinssprecher in Seligenstadt, wo ebenfalls schon an den Umzugsplänen für die Kampagne 2025 gefeilt wird.
Verbliebene Gruppen wollen mehr Geld
In Städten wie Wiesbaden, Dieburg und Seligenstadt wird die Situation immer angespannter. Im südhessischen Dieburg mussten die Umzüge nach der Coronapandemie bereits auf einige Spielmannszüge verzichten. In Wiesbaden konnte man die Zahl der Musikgruppen noch halten, doch deren Gagen-Forderungen werden höher, weil auch deren Kosten steigen, sagte uns der Wiesbadener Zuginspektor der DACHO, Thomas Schreiner. Der Wiesbadener Fastnachtsverband hat erstmals Spielmannszüge aus den Niederlanden engagiert. Doch Verpflichtungen aus dem Ausland seien mit hohen Kosten verbunden, unter anderem für die Busreisen und Hotelunterbringung.
Narren planen weit voraus
Ein weiteres Problem ist die Konkurrenz unter den Fastnachtsumzügen. An bestimmten Wochenenden finden in vielen Städten gleichzeitig Veranstaltungen statt. Dadurch wird es schwieriger, ausreichend Musiker zu gewinnen. Städte wie Frankfurt, Koblenz und Mainz konkurrieren um die begrenzte Anzahl an verfügbaren Musikgruppen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, müssten die Veranstalter vorausschauend planen. Die Musikzüge aus Holland wurden schon für die Wiesbadener-Fastnachts-Kampagne 2026 verpflichtet.
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