Total irre, brutal und traurig - Kintotipp: Babylon – Rausch der Ektase
Brad Pitt und Margot Robbie taumeln durch die Exzesse Hollywoods vor hundert Jahren. FFH-Kinomann Volker Willner urteilt: total irre, brutal und traurig – das „The Wolf of Wall Street“ der Filmbranche.
Zehn Euro kostet dein Kinoticket, sieben ist es wert.
Ein paar schwitzende Männer ziehen einen Elefanten einen staubigen Hügel hoch. Das Tier wird als lebende Dekoration bei der Orgie eines Filmmoguls gebraucht. Und der Elefant ist dabei längst nicht das Verrückteste: Sex gibt’s in allen Variationen, Drogen gleich pfundweise, viele Gäste sind verkleidet und im Salon spielt eine Bigband. Schon in den ersten Minuten macht dieser Drei-Stunden-Wahnsinn klar, warum der Film erst ab 16 freigegeben ist. „Babylon“ ist in jeder Hinsicht over the top.
Hollywood ist ein Hexenkessel voller schillernder Figuren. Der Stummfilm boomt und der Tonfilm kommt. Brad Pitt spielt Hollywoods größten Star, Alkoholproblem inklusive, und Margot Robbie („Harley Quinn) ein Nachwuchstalent, das der Erfolg schnell nach oben spült. Glücklich ist keiner in der Traumwelt, die ihre Talente zerkaut und ausspuckt.
Zunächst saugt uns im Kinosessel dieser Rausch auf, das schier absurde Ausmaß der Dekadenz und der Egozentrik. Zum Schreien komisch ist‘s, wenn das komplette Filmteam wegen Tonpannen am Set eskaliert. Und sofort wird es tragisch, weil der Tontechniker tot aus seiner überhitzten Kabine kippt. Schließlich nimmt der Film viel Tempo raus, wird vollends Tragödie.
„Babylon“ ist ein rauer Ritt: wuchtige Bilder, jähe Stimmungsschwankungen, Komik und Gewalt. Und er lässt uns ein wenig ratlos zurück. Ein Stresstest im Kinosessel.