Quirlig und sehr, sehr pink - Kinotipp Barbie
Die Kultpuppe wird Mensch. Wir müssen’s unseren Töchtern erklären. Und irgendwie auch uns selbst. FFH-Kinomann Volker Willner urteilt: quirlig-bunt, reichlich schräg und eher nichts für kleine Mädchen.
Zehn Euro kostet dein Kinoticket, sieben ist es wert.
In ihrer pinken Plastikwelt steckt Barbie in einer Existenzkrise: Sie denkt an den Tod, entdeckt erste Cellulite am Oberschenkel und merkt, dass sie ohne Stöckelschuhe nur watscheln kann. Da läuft etwas gründlich schief, und um den Riss in ihrer Welt zu kitten, muss die blonde Traumfrau in der realen Welt anklopfen. Der brave Ken macht solange zuhause auf echten Kerl.
Regisseurin Greta Gerwig („Lady Bird“) lässt keinen Plastikstein auf dem anderen. Jedes Barbie-Klischee wird lustvoll zerkloppt. Gags und Pointen blitzen fast im Sekundentakt auf. Jedes Bild ist ein Exzess, jeder Satz eine Übertreibung. Das macht Spaß – und schlaucht auf Dauer.
Mit Wucht werfen sich die Darsteller in ihre Rollen. Margot Robbie („The Suicide Squad“) ist perfekt als blonde Ikone in der Sinnkrise. Ryan Gosling („La La Land“) genießt als Ken sichtlich jede Szene, in der er sich aus seinem Dasein als Barbies ewiger Sidekick freistrampeln darf. Auch die Nebenrollen liefern ab, inklusive Will Ferrell als CEO des Barbie-Konzerns Mattel. Ja, soweit tritt der Film aus der Barbie-Welt heraus.
All das ist bissig, überdreht und ziemlich unterhaltsam. Eines ist „Barbie“ nicht: ein Film für sechsjährige Mias und Emilias, die einen Ausflug in die heile Puppenwelt erleben möchten. Spätestens, wenn Begriffe wie „Patriarchat“ fallen, dürften bei ihnen große Fragezeichen auf der Stirn aufploppen.