Charmante Geschichte fürs Herz - Kinotipp: Das fliegende Klassenzimmer
Erich Kästners kultiges Jugendbuch – noch einmal verfilmt. FFH-Kinomann Volker Willner urteilt: charmant modernisierte Geschichte über alte Feindschaften und neue Freundschaften, die uns das Herz wärmt.
Zehn Euro kostet Dein Kinoticket, neun ist es wert.
Seit Generationen gibt’s Ärger zwischen den internen und externen Schülern eines Internats in den Bergen. Als die 13-jährige Martina dort einzieht, gerät sie zwischen die Fronten. Ein gemeinsam aufgeführtes Theaterstück soll den ewigen Streit beenden. Doch das ist schwerer als gedacht.
Das muss man erstmal schaffen - Erich Kästners 90 Jahre alte Geschichte ohne Reibungsverlust in die Gegenwart zu schubsen. Hier gelingt‘s: Die Schüler fahren Skateboard und das geplante Theaterstück wird zunächst ein Handyfilmchen. Doch Mobbing gab’s damals wie heute, auch wenn es zu Kästners Zeiten nicht so hieß. Und wahre Freundschaft war schon immer das einzig Wahre. Der lebenskluge Erich Kästner zwinkert uns imaginär in jeder Szene zu.
Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler sind toll gecastet. Sie spielen unaufgeregt und mit viel Feingefühl Jugendliche, die ihr Päckchen zu tragen haben: den zu ehrgeizigen Vater, die Mutter, die sich verleugnen lässt, die Geldsorgen zu Hause. Der vielfach preisgekrönte Tom Schilling ist großartig als gutmütiger Internatsleiter, der schlichtet und inspiriert - und doch unter einer seelischen Altlast leidet. Da hätte es das Overacting von Hannah Herzsprung gar nicht gebraucht, die als spröde-tapsige Karikatur einer Lehrkraft heraussticht.
Internatsfilme gibt’s massenhaft. „Das fliegende Klassenzimmer“ gehört definitiv zu den richtig guten.