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Automatisch erstellte Abschrift des Videos:
Deutschland ist halt meiner Meinung nach ein Paradies für Pädophile. Das ist Marvin ‘404’. Er ist sogenannter Hacktivist und jagt im Internet kriminelle Pädophile. Also wir arbeiten mit künstlichen Intelligenzen, erschaffen dann Kinder, melden uns auf gewissen Plattformen an und es ist überall – Snapchat, Instagram, Chatforen, TikToK und es passiert automatisch.
Wir werden angeschrieben von Männern und von sehr vielen Männern. Tatsächlicherweise kommt es immer auf den Fall drauf an. Unser schnellster Fall, den wir hatten, der war in 49 Minuten. Gechattet, aufgegriffen, getroffen mit Polizei, auch dann überführt. Aber ja, wir wir wollen und wir müssen mit der Polizei in dieser Hinsicht zusammenarbeiten, weil wir etwas Positives erreichen wollen.
Und das ist, kriminelle Pädophile im Internet aufzudecken und zu überführen. Wenn wir dann soweit alles haben, dann gehen die Chats und die kompletten Beweise über E-Mail direkt ans KDD, der Kriminaldauerdienst, ja, und dann sagen wir denen halt, wo wir uns mit denen Treffen. Es gibt halt zwei Varianten, wie wir das machen. Die erste Variante ist, wir treffen auf den Pädophilen und die Polizei kommt dann nachträglich dazu oder die Polizei ist dann in zivil mit vor Ort.
Ich finde, dass in Deutschland viel zu wenig und vor allem auch die Politiker viel zu wenig für den Kinderschutz tun. weil die Zahlen der Verbrechen in dem Sinne in die Höhe geschossen sind. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Die Zahlen explodieren von kinderpornografischen Inhalten, also Besitz, der Konsum, das ist alles so in die Höhe geschossen.
Was rätst du mir, uns Eltern? Setzt eure Kinder nicht unter Druck, verbietet ihnen nichts. Weil Kinder automatisch im Kopf haben, wenn was im Internet passiert, dann bekomme ich Ärger von Mama und Papa. Dann wird es niemals zu euch kommen und sagen ‘Hey, da hat mir gerade ein komischer Mensch geschrieben’. Setzt euch mit euren Kindern an den Tisch, klärt sie über diese Themen auf, wie man sich im Internet zu verhalten hat und wie man sich schützen kann.
Die Pädophilie in Deutschland ist halt einfach unkontrolliert. Ja, dann lass uns mal tatsächlich über diese Tätigkeit sprechen. Was man vorneweg sagen sollte Du bist natürlich mit der Polizei auch in Kontakt.
Er gibt sich im Internet als minderjähriges Mädchen aus, um kriminelle Pädophile in Fallen zu locken. Kommt es dann zu einem Treffen, wartet bereits die Polizei. Der Hacker, Aktivist und selbsternannter "Pädophilen-Jäger" Marvin 404 hat uns von seiner Tätigkeit berichtet, aber auch erzählt, wie sie ihn seelisch kaputt macht. Und er gibt einen überraschenden Tipp für alle Eltern.
Dieser Fall hat deutschlandweit Schlagzeilen gemacht: Ein mutmaßlicher krimineller Pädophiler wird am Frankfurter Hauptbahnhof verhaftet. Denn der Mann aus Gießen hatte sich nicht, wie er dachte, mit einem 12-jährigen Mädchen verabredet. Am anderen Ende des Chats saß der 30-jährige Marvin. Der "Pädophilen-Jäger" legt zusammen mit seinem Team Profile bei verschiedensten Internetdiensten an, gibt sich dabei als junges Mädchen aus und wartet darauf angeschrieben zu werden. "Es ist überall: Snapchat, Instagram, Chatforen, TikTok... Und es passiert automatisch. Wir werden von Männern angeschrieben und von sehr vielen Männern. Sie wissen zwar vorher unser Alter noch nicht, aber in dem Gespräch teilen wir ihnen mit, dass wir zwölf sind. Und dann entweder blockieren sie uns oder sie schreiben halt weiter", erklärt Marvin das Vorgehen.
Tatsächlich sei die überwältigende Mehrheit der Täter männlich, sagt uns Marvin: "In den vier Jahren in meiner Arbeit haben wir bis jetzt eine Frau aufgedeckt", der Rest seien alles Männer.
Beweise sammeln und an die Polizei übergeben
Im Verlauf des Gesprächs versucht er dann weitere Informationen zu sammeln: Will der mutmaßliche Täter wirklich strafbare Handlungen begehen oder begeht er sie womöglich schon direkt im Chat? Alles wird gesammelt und dokumentiert, um es dann an die Polizei übergeben zu können: "Wenn wir dann soweit alles haben und wenn wir auch sehen, okay, die Beweislast ist wirklich auch für die Polizei [ausreichend] [...] dann gehen die Chats und die kompletten Beweise über E-Mail direkt an die Kriminalpolizei."
Hey, was geht ab? Was man vorneweg sagen sollte, du bist natürlich mit der Polizei auch in Kontakt, die hast du bei deinen Fällen immer mit im Boot. Die stand auch schon bereit jetzt bei dem Fall in Frankfurt am Bahnhof, das sind keine Hals-über-Kopf-Aktionen, das ist schon alles sehr gut geplant und da steckt auch monatelange Arbeit dahinter. Tatsächlicherweise kommt es immer auf den Fall drauf an, unser schnellster Fall, den wir hatten, der war in 49 Minuten gechattet, aufgegriffen, getroffen, mit Polizei auch dann überführt. Aber ja, wir wollen und wir müssen mit der Polizei in dieser Hinsicht zusammenarbeiten, weil wir etwas Positives erreichen wollen und das ist kriminelle Pädophile im Internet aufzudecken und zu überführen. Natürlich gibt es auch Fälle, die berufen sich dann auf zwei, drei, vier Wochen, einen Monat Arbeit. Und man schaltet die Polizei dann immer vorher ein und sowas wie mich nennt man dann Tippgeber oder privater Ermittler, aber eher dann Tippgeber. Das ist so der Begriff, der von der Polizei gegeben wurde und genau, es ist halt auch sehr wichtig mit der Polizei zusammenzuarbeiten, weil wie ich schon gesagt habe, wir wollen halt bewirken, dass die hinter Gittern kommen, dass sie registriert werden und mit unserer Arbeit und den Beweisen, die wir da vorlegen, bekommen sie dann auch meistens Hausdurchsuchungen. Also auch eine ganz klare Distanzierung von, ich sag mal. In einer Art von Selbstjustiz, sondern da geht es wirklich darum, diese Menschen dann der Polizei zu übergeben. Zu 100 Prozent richtig. Ihr nennt euch Pädohunter, also Pädophilenjäger. Jetzt hast du schon gesagt, manchmal geht es ganz schnell, manchmal dauert es Wochen oder Monate. Kannst du uns kurz skizzieren? Ich meine, das würde jetzt, wenn du das komplett ausführst, natürlich sehr lange dauern, aber kurz skizzieren. Wie fängst du an? Wie ködert man diese Menschen und wie sieht die Arbeit dann aus? Tatsächlicherweise habe ich jetzt über die Jahre einen Leitfaden entwickelt, inwiefern man mit denen kommuniziert. Wenn die Kommunikation reinkommt, wir müssen ja auch rein rechtlich aufpassen, weil wenn wir einen Fehler beim Chat machen, dann machen wir uns selber strafbar. Und das ist die Anstiftung zu einer Straftat. Und deswegen müssen wir da aufpassen. Aber es ist eigentlich ganz easy, sage ich mal. Also wir arbeiten mit künstlichen Intelligenzen, erschaffen dann Kinder, melden uns auf gewissen Plattformen an. Und es ist überall Snapchat, Instagram, Chatforen, TikTok. Und es passiert automatisch. Wir werden angeschrieben von Männern und von sehr vielen Männern. Sie wissen zwar vorher noch nicht unser Alter, aber in dem Gespräch teilen wir ihnen mit, dass wir zwölf sind. Und dann entweder blockieren sie uns oder sie schreiben halt weiter. In dem Fall, wenn sie dann weiterschreiben, dann versuchen wir halt diese auch aufzudecken. Sind das denn ausschließlich Männer? In den vier Jahren in meiner Arbeit haben wir bis jetzt eine Frau aufgedeckt. Und es sind ausschließlich nur Männer. Okay.
Was passiert bei Treffen mit kriminellen Pädophilen?
Wie läuft das dann so ab? Okay, ihr macht dann einen Treffpunkt aus und dann verständigt ihr die Polizei und dann vor Ort. Wie funktioniert das? Also, tatsächlicherweise, bevor wir überhaupt diese Treffen machen, versuchen wir ein Täterprofil zu erstellen. Das bedeutet, wir stellen mit spielerischen Fragen gezielte Fragen, um an Informationen zu kommen, wie alt, wie er aussieht, Haarfarbe, Klamotten, Arbeit, bis hin zu Bildern, wo er Klamotten trägt, die wir eventuell oder von außen Bilder sehen, wo wir halt sehen, okay, der kommt wirklich daher. Das nennt sich OSINT, das ist die legale Informationsbeschaffung und es ist komplett legal, das darf man tun. Wie heißt das, Entschuldigung? OSINT, O-S-I-N-T. Okay. Genau. Und ja, wenn wir dann soweit alles haben und wenn wir auch sehen, okay, die Beweislast ist wirklich auch für die Polizei, also mittlerweile weiß ich ja, was die Polizei braucht. Die freuen sich auch immer, wenn das schön fertig dann schon zu denen kommt. Wenn der Marvin anruft, dann ist immer so, yes, jetzt bunkern wir. Endlich wieder einen schlechten Menschen ein. Und dann rufe ich halt zwei Tage, also ich versuche immer zwei Tage vorher anzurufen, manchmal klappt es nicht, dann ruft man zwei Stunden vorher an oder eine Stunde vorher. Mittlerweile habe ich halt die E-Mail-Adressen, dann gehen die Chats und die kompletten Beweise über E-Mail direkt ans KDD. Der Kriminaldauerdienst, das ist halt die Kriminalpolizei, die eigentlich immer zuständig, immer erreichbar, sehr auch sehr, sehr gute Menschen, mit denen ich bis jetzt zusammengearbeitet habe. Ja und dann sagen wir denen halt, wo wir uns mit denen treffen. Es gibt halt zwei Varianten, wie wir das machen. Die erste Variante ist, wir treffen. Wir treffen auf den Pädophilen und sprechen ihn an, decken ihn auf und die Polizei kommt dann nachträglich dazu. Oder die Polizei ist dann in zivil mit vor Ort verteilt in Autos und Streifen warten ein paar Straßen weiter, dann auch verteilt. Wir müssen uns vorstellen, wenn der in sein Auto springt und wegfährt, das ist nämlich schon mal passiert, dann können die mit dem Auto die Straßen zumachen und der kann nicht abhauen. Okay, wow. Das klingt super spannend vor allem. Es klingt wie ein Film. Ja genau. Es klingt wie ein Film. Richtig, genau. Jetzt ist aber auch so eine der wichtigsten Fragen, die wir uns hier im Team gestellt haben. Warum machst du das eigentlich? Einfach aus dem Aspekt, ich finde, dass in Deutschland viel zu wenig und vor allem auch die Politiker viel zu wenig für den Kinderschutz tun. Es ist ein sehr großes Thema, es ist ein sehr großer Defizit, dass wir hier ein sehr großes, sag ich mal, Loch haben, wo einfach sich niemand drum kümmert und das ist halt einfach ein Tabuthema, ist das totgeschwiegen wird. Die Pädophilie in Deutschland ist halt einfach. Unkontrolliert. Ja, Deutschland ist halt meiner Meinung nach ein Paradies für Pädophile. Das ist halt einfach. Das ist die Schlimme.
Wie ist denn, du hattest es vorhin in einem Halbsatz mal gesagt, wie ist das denn im Vergleich zu anderen Ländern? Ist das in Deutschland sehr schlimm mit Pädophilie? Ja, also, in Amerika müssen wir uns vorstellen, ein Pädophiler hat das in seinem Personalausweis stehen, beziehungsweise in seinem Reisepass stehen. Echt? Ja, sie sind registrierte Pädophile. In Amerika wird man registriert. Du wirst nie wieder einen Job finden, niemand wird dich annehmen, du bist in deiner Nachbarschaft verrufen. Es kann sogar dazu kommen, wenn du in Brennpunkten wohnst, dass du ermordet wirst. Das hört sich jetzt erstmal krass an, aber es ist so. In Deutschland hingegen werden Pädophile gesondert behandelt. Wenn sie ins Gefängnis kommen, sie werden gesondert inhaftiert, sie bekommen Essen gesondert, Freigang gesondert, sie haben verschiedene Rechte. Bis vor kurzem war, wir müssen uns mal vorstellen, dass bis vor kurzem noch ein Handbuch der Pädophilie nicht illegal war, dieses zu besitzen und weiter zu verbreiten. Ja, und Deutschland hat da nichts gegen gemacht, bis Carsten Stahl, da hat auch wieder Carsten Stahl hingegangen ist und das Ganze angegriffen hat. Ist es ein Buch, was man einfach hätte käuflich erwerben können? Es ist ein Buch, was man im Darknet bekommen hat, was einem Tipps gibt, wie man Kinder missbraucht. Wahnsinn. Was man bei einer Hausdurchsuchung macht. Nicht zu fassen, wirklich.
Welche Änderungen wünscht er sich für Deutschland?
Jetzt hast du vorhin schon kurz erwähnt, dass das ein Thema ist, die Pädophilie, ja, dass viel zu wenig beachtet wird, an dem viel zu wenig gearbeitet wird, sowohl von Politik als auch von allen anderen Beteiligten. Was würdest du dir denn konkret wünschen? Wo kann man anpacken? Wo könnte es Möglichkeiten geben, dieses Thema nicht nur ins Bewusstsein zu bringen, sondern auch zu sagen, und hier tun wir was dagegen? Ähm, tatsächlicherweise kann ich, wenn wir über die Polizei sprechen, nur Lobe aussprechen, also jetzt auch Fall Frankfurt oder Baden-Württemberg, die leisten großartige Arbeit und da gibt es einen riesigen Trugschluss. Viele wälzen das immer auf die Polizei ab, aber die Polizei macht nur die Ermittlungen. An den Leuten, wo es liegt, das ist die Justiz, das ist die Staatsanwaltschaft und die Richter. Und was ich mir persönlich für die Polizei wünschen würde, ist, dass auch normale Polizisten im Thema sexuellen Missbrauch, Cyber-Grooming, digitales Zeitalter ausgebreitet werden. Weil wir haben oft das Problem, wenn wir dann in der Leitstelle anrufen und dem erzählen, ey, Paragraf 176 Cyber-Grooming, hey, was ist das? Also Cyber-Grooming, das ist halt, wenn Erwachsene mit Kindern schreiben, mit Minderjährigen schreiben und sie in eine sexuelle Ebene drängen. Okay. Ja, was ich mir wünschen würde, ist halt einfach tatsächlicherweise, dass das Thema in Deutschland viel mehr Gehör findet, dass die Strafen erhöht werden. Wir haben jetzt wieder einen Rückschlag erlitten. Der Besitz des Verbreitens von kinderpornografischen Inhalten wurde von einer Straftat zu einem Delikt zurückgestuft. Das macht gar keinen Sinn, weil die... Die Zahlen der Verbrechen in dem Sinne in die Höhe geschossen sind, das kann man sich gar nicht vorstellen. Die Zahlen explodieren von kinderpornografischen Inhalten, also Besitz der Konsum. Das ist alles so in die Höhe geschossen. Wir kämpfen da wirklich gegen eine Welle an, wo wir kein Gehör finden. Und das ist halt einfach die Regierung. Das sind die Politiker.
Viele, die sich jetzt denken, ach, guck mal hier, was der Marvin 404 macht, das kann ich doch auch. Also, es ist schon auch ganz wichtig, da jetzt nicht im Alleingang das Internet zu stürmen und Fake-Profile zu erstellen, um vermeintliche Pädophile anzulocken. Vor allem, glaube ich, kann das ja auch psychisch sehr belastend sein. Wie gehst du damit um am Ende? Weil du bist ja am Ende auch ein Mensch und das macht ja was mit dir. Ja, tatsächlicherweise, nach vier Jahren kann ich sagen, also ich habe definitiv psychisch komplett einen weg, psychisch sehr stark angeschlagen. Ich muss halt aber auch traurigerweise sagen, dass nach der ganzen Zeit ich einfach abgestumpft bin. Ich nehme das gar nicht mehr so wahr. Manchmal, also der negative Wert, viele finden das immer cool, wenn man im Internet ein bisschen Reichweite hat und sowas macht, aber den Preis, den wir dafür bezahlen, der ist viel zu hoch. Ich habe starke Depressionen manchmal, es kommt dann manchmal einfach hoch. Ja, klar. Ich schlafe sehr wenig, ich träume nicht. Ich laufe zum Beispiel durch die Stadt und sehe ganz normal einen Vater mit seinem Kind an der Hand und ich denke, ich bin ein Pädophil. Oh Gott, okay. Also ich rate jedem ab, im Internet da auf einsamen Rächer zu machen und diese Dinge selber aufgreifen zu wollen. Ich weiß, es klingt cool und man möchte das auch machen, weil Pädophile einfach doof sind oder weil es halt einfach Müllmenschen sind, sorry, wenn ich es so sage. Nee, darfst du es auch sagen. Aber ihr könnt euch da sehr stark in Gefahr bringen. Nicht nur jetzt, ich wurde zum Beispiel mit Tierabwehrspray schon angegriffen. Man hat ein Messer vor mir gezogen. Wir kommen alle aus der Kampfsportszene, Security-Szene. Wir wissen, wie wir das machen und selbst wir sind manchmal, zum Beispiel das Tierabwehrspray, ich war komplett überfordert. Ich musste mich zwischen dem Lockvogel und ihn stellen und dieses Tierabwehrspray dann nochmal abkriegen, weil ich einfach mein Team in Schutz genommen habe. Und ich bin auch immer jemand, der mein Team in Schutz nimmt. Egal was passiert, ich stelle mich davor. Und nicht nur diesen Wert, der ist wichtig zu verkörpern, sondern auch, ihr könnt tatsächlicherweise kinderpornografische Inhalte bekommen. Mhm. Und ein normaler Mensch kann das psychisch nicht aufnehmen. Der wird schlimme Gedanken haben und dem wird es nicht gut gehen. Es macht mich mental und psychisch absolut kaputt. Also macht es nicht auf eigene Faust.
Ganz wichtiger Punkt, weil ich natürlich eher zum einen Moderatorin dieser Sendung bin, aber zum anderen eben auch Mutter eines elfjährigen Kindes, der in keinen Social-Media-Portalen unterwegs ist, noch nicht, kein TikTok, kein Instagram, aber das wird sicherlich irgendwann kommen. Was rätst du mir, uns Eltern, was müssen wir den Kindern unbedingt mit an die Hand geben? Ich rate jedem, jeden Eltern, setzt eure Kinder nicht unter Druck, verbietet ihnen nichts. Es ist immer sehr wichtig, dass ihr euren Kindern das nötige Vertrauen gibt, weil Kinder automatisch im Kopf haben, wenn was im Internet passiert, dann bekomme ich Ärger von Mama und Papa. Und wenn das der Fall ist, wenn das Kind diese Gedanken in dem Kopf hat, dann wird es niemals zu euch kommen und sagen, hey, da hat mir gerade ein komischer Mensch geschrieben. Setzt euch mit euren Kindern an den Tisch, klärt sie über diese Themen auf, hey, da gibt es böse Menschen. Deswegen habe ich auch ein Kinderbuch rausgebracht, ein Leitfaden dafür, um Kinder aufzuklären, gemeinsam mit den Eltern, wie man sich im Internet zu verhalten hat und wie man sich schützen kann und was für gewisse Menschen oder Monster es im Internet gibt, die sich da rumtreiben. Und wenn ihr euch mit euren Kindern an den Tisch setzt und sie aufklärt und sagt, hey, du kannst immer zu mir kommen, ich werde nicht gucken, was du machst, aber du kannst immer zu mir kommen, wenn der oder das passiert oder du angeschrieben wirst, dann baut man ein gewisses Vertrauen und ich denke, dass die Kinder das auch so auffassen. Ich habe es auch schon sehr viel positive. Ich habe auch schon sehr viele Rezeptionen zurückbekommen, dass es geklappt hat, dass die dann gekommen sind und so, hey Mama, da hat mir gerade ein Komischer geschrieben. Aber es kann auch nur funktionieren, wenn sie keine Angst haben, Ärger zu bekommen. Also ich glaube, ich spreche da im Namen ganz vieler Leute, die uns jetzt gerade hören, dass man einfach mal sagt, Dankeschön für das, was ihr da macht. Also das können, glaube ich, auch nicht viele. Nein. Und ich glaube, ich könnte es auch nicht. Und du sagst ja selber, es ist super schwer. Also vielen, vielen Dank an der Stelle erstmal für deine Arbeit, für eure Arbeit und dein Team. Ja, Dankeschön. Wir danken dir. Wir geben unser Bestes und ich musste viel auf die Nase fallen, um halt auch den richtigen Weg zu finden. Wir haben damals auch viel falsch gemacht. Wir waren damals auch Robin Hoods im Internet. Wir haben Pädophile gedoxed. Wir haben deren Webcams gehackt. Wir haben deren Nummern veröffentlicht. Und das ist falsch. Selbstjustiz ist falsch. Du haust dem wahrscheinlich dann mal ein paar auf die Nase. Du gehst für zweieinhalb, drei Jahre ins Gefängnis. Er kommt aus dem Krankenhaus raus, bekommt noch Geld von dir und macht weiter. Es bringt nichts. Ich weiß, wir haben alle diesen Gedanken, aber es bringt nichts. Wir müssen. Wir müssen da anders denken. Wir müssen da mit der Justiz zusammenarbeiten. Und wir müssen dafür zusammenkämpfen, dass Deutschland sich in der Hinsicht auch ändert mit den Gesetzen. Denn nur zusammen können wir das bewirken.
Der letzte Schritt ist dann, den Verdächtigen zu schnappen. Dazu lässt sich Marvin in seiner Rolle auf ein Treffen ein, von dem er auch die örtliche Polizei informiert. Dabei gebe es zwei mögliche Varianten: Entweder Marvin und sein Team sprechen den mutmaßlichen Täter an, enttarnen ihn und die Polizei komme dann dazu. Oder die Beamten sind bereits in zivil vor Ort und in Autos rund um den Treffpunkt verteilt, um eine mögliche Flucht zu verhindern.
Selbstjustiz ist keine Option
Die enge Zusammenarbeit mit der Polizei sei dabei extrem wichtig, betont er dabei gleich mehrfach. Zum einen müsse man genau wissen, was man im Chat mit den mutmaßlichen Tätern tun dürfe und was nicht: "Wir müssen ja auch rein rechtlich aufpassen, weil wenn wir einen Fehler beim Chat machen, dann machen wir uns selber strafbar. Das ist dann Anstiftung zu einer Straftat." Und erst Recht dürfen solche Aktionen nicht in Selbstjustiz enden: "Ich musste viel auf die Nase fallen, um den richtigen Weg zu finden. [...] Wir haben deren Webcams gehackt. Wir haben deren Nummern veröffentlicht. Und das ist falsch. Selbstjustiz ist falsch. [...] Ich weiß, wir haben alle dieses Gedankengut, dass wir die schlagen möchten, dass wir sie verbrennen möchten, was auch immer. Aber es bringt nichts. Wir müssen da anders denken. Wir müssen da mit der Justiz zusammenarbeiten."
Wertvoller Tippgeber für die Polizei
Und diese Zusammenarbeit scheint gut zu funktionieren, bestätigt uns auch die hessische Polizei. Für sie ist Marvin ein „Hinweisgeber“, also ähnlich wie auch andere Bürger, die sich an die Beamten wenden, wenn sie von einer möglichen Straftat erfahren.
Mit Tierabwehrspray angegriffen, mit Messer bedroht
Und auch wenn Marvin vom Nutzen seiner Arbeit überzeugt ist, warnt er jedem davon ab, es ihm gleich zu tun. Zuerst einmal aus Gründen der persönlichen Sicherheit: "Ich rate jedem ab, im Internet da auf einsamen Rächer zu machen und diese Dinge selber aufgreifen zu wollen. Ich weiß es klingt cool, [...] aber ihr könnt euch da sehr stark in Gefahr bringen. Ich wurde zum Beispiel mit Tierabwehrspray angegriffen, man hat ein Messer vor mir gezogen. Wir kommen alle aus der Kampfsportszene, Security-Szene – wir wissen, wie wir das machen und selbst wir sind manchmal überfordert. Zum Beispiel das Tierabwehrspray, ich war komplett überfordert."
"Der Preis den wir dafür bezahlen ist viel zu hoch"
Aber selbst wenn man in keine bedrohliche Situation gerate, so bleiben trotzdem seelische Schäden. "Also ich bin tatsächlicherweise psychisch sehr stark angeschlagen. Der Preis, den wir dafür bezahlen, der ist viel zu hoch! [...] Ich habe starke Depressionen. Es kommt dann manchmal einfach hoch. Ich schlafe sehr wenig. Ich träume nicht. Ich laufe zum Beispiel durch die Stadt und sehe ganz normal einen Vater mit seinem Kind an der Hand und ich denke: 'Ist der pädophil?'"
"Es macht mich mental und psychisch absolut kaputt"
Und auch das Material, mit dem man teilweise in den Chats konfrontiert werde, sei nur schwer zu ertragen: "Ihr könnt tatsächlicherweise kinderpornografische Inhalte bekommen. Was passiert, wenn du so ein Video bekommst, wo es schon in Richtung Snuff-Movies geht, wo da Menschen sterben? [...] Es ist zwar eine coole Geschichte, die ich hier tue, aber es macht mich mental und psychisch absolut kaputt!"
Was können Eltern tun, um ihre Kinder zu schützen?
Pädophile Täter finden und stoppen ist das Eine, aber auch Eltern können etwas tun, damit Kinder im Internet nicht in gefährliche Situationen geraten. Marvins Tipp klingt auf den ersten Blick überraschend: "Verbietet euren Kindern nichts." Denn viel wichtiger sei, dass Kinder das nötige Vertrauen haben, in Situationen, in denen sie sich unwohl fühlen, mit ihren Eltern zu sprechen, ohne Angst vor Strafen zu haben. Wenn Kinder automatisch im Kopf hätten 'wenn was im Internet passiert, dann bekomme ich Ärger von Mama und Papa', dann wird es niemals kommen und sagen 'hey, da hat mir gerade ein komischer Mensch geschrieben'. Darum lautet Marvins Rat: "Setzt euch mit euren Kindern an den Tisch, klärt sie über diese Themen auf: 'Hey, da gibt es böse Menschen'. Und wenn ihr euch mit euren Kindern an den Tisch setzt und sie aufklärt und sagt: 'Hey, du kannst immer zu mir kommen. Ich werde nicht gucken, was du machst, aber du kannst immer zu mir kommen.'"