Die dunkle Seite des Internets - Darknet erklärt
Der Attentäter von München hatte sich seine Waffe im sogenannten "Darknet" besorgt, dem dunklen Teil des Internets. Aber was ist das eigentlich? Wie schwierig ist es, da hineinzukommen und Angebote von Waffen oder Drogen zu finden? FFH-Online-Experte Oliver Klein hat den Selbsttest gemacht.
Anonym surfen – mit dieser Möglichkeit lockt das Darknet nicht nur politisch Verfolgte an, die so unerkannt kommunizieren können, sondern auch Kriminelle: In diesem parallelen Internet tummeln sich Drogendealer, Waffenhändler, Auftragskiller und Kreditkarten-Betrüger.
Wie schwierig ist es, ins Darknet zu kommen?
Nicht schwierig. Die Software dazu – zum Beispiel das sogenannte „Tor-Netzwerk“ ist völlig legal, leicht zu finden und schnell installiert. Es gibt für manche Bereiche des Darknets sogar Suchmaschinen, eine sieht ähnlich aus wie Google. Kurzer Selbsttest: Allein für die Suchanfrage nach "Glock" - der Pistole, mit der der Amokläufer von München neun Menschen und dann sich selbst getötet hat - werden zur Zeit über 400 Treffer ausgespuckt. Allerdings: Laut BKA-Präsident Holger Münch ist die Menge an angebotenen Waffen im Vergleich zu den Massen an Drogen im Darknet relativ gering. Viele der Darknet-Märkte sehen aus wie ganz normale Online-Shops, es gibt Bewertungen und Kundenkommentare. Natürlich alles anonym und nicht zurückverfolgbar. Nicht alle Treffer sind Händler, die ernsthaft beabsichtigen, eine Waffe zu verkaufen. Viele vermeintliche Anbieter sind Betrüger - auch der Täter von München ist anscheinend erst mal auf diverse Fake-Verkäufer reingefallen, das legen Chatprotokolle nah.
Die Ware kommt häufig mit der Post
Gezahlt wird im Darknet in der Regel mit sogenannten Bitcoins, einer digitale Währung. Auf spezialisierten Portalen kann man seine Euro einfach gegen das Krypto-Geld eintauschen. Auch die anonymen Überweisungen per z.B. Western Union erfreuen sich in den illegalen Kreisen großer Beliebtheit. Je nach Menge und Art der Ware gibt es verschiedene Methoden, wie die bestellte Ware zum Käufer kommt - zum Teil liefern Kriminelle sogar an ganz normale Packstationen von der Post! Die erfreuen sich bei Kriminellen größter Beliebtheit, weil sie unter falschem Namen eingerichtet werden können.
Fazit
Reinkommen ins Darknet ist recht einfach. Selbst das Finden illegaler Drogenanbieter und sogar Waffenverkäufer stellt erst mal kein großes Problem dar. Sich im Darknet aufzuhalten ist nicht verboten – aber in dem Moment, wo man versucht, illegale Waren zu bestellen oder sogar nach Kinderpornografie sucht, beginnt die Strafbarkeit. Deutsche Behörden möchten das Darknet gerne stärker kontrollieren, allerdings fehlen dazu meistens die entsprechend geschulten Mitarbeiter. Und echte Internetspezialisten sind mit oft mageren Polizeigehältern nicht so einfach zu bekommen.
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