Commerzbank wird erpresst - Unbekannter verschickt gefährlichen Brief
Nach einem Großeinsatz wegen einer beim Öffnen eines Briefs ausgelösten Stichflamme in einer Nürnberger Commerzbank-Filiale warnt die Polizei vor möglichen weiteren Fällen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Täter weitere gefährliche Briefsendungen an Filialen und Kunden der Bank verschicke, teilte das Polizeipräsidium Mittelfranken am Mittwoch mit. Hintergrund ist demnach ein Erpressungsversuch.
Bisher einmaliger Vorfall
Am 24. März hatte eine 63 Jahre alte Angestellte in der Poststelle der Nürnberger Filiale das Kuvert im DIN-A5-Format geöffnet und dabei eine Stichflamme ausgelöst. Die Frau blieb unverletzt, sie erlitt einen Schock. Zunächst waren Hintergründe und ein mögliches Motiv unklar geblieben.
Erpresser hat Bank kontaktiert
Am Mittwoch teilte die Polizei mit, der Täter habe mittlerweile Kontakt mit der Commerzbank aufgenommen. Er habe mit dem Versand weiterer gefährlicher Briefe an Filialen und Kunden gedroht, sollte seiner Zahlungsaufforderung nicht nachgekommen werden. Es gibt demnach keine Hinweise darauf, dass solche Briefe tatsächlich verschickt wurden.
Chemische Reaktion löst Stichflamme aus
In dem an die Nürnberger Filiale adressierten Kuvert war laut einem Polizeisprecher ein von außen ertastbarer Rahmen. Darin sei eine mechanische Konstruktion verbaut worden, die beim Öffnen eine chemische Reaktion und so die Stichflamme auslöste. Bei dem "handwerklichen Geschick", das der Täter an den Tag gelegt habe, sei es möglich, dass Briefe mit noch erheblicherer Wirkung als im Nürnberger Fall verschickt werden könnten.
"Wir können nicht garantieren, wie sich dieser Täter verhalten wird", sagte der Polizeisprecher. "Wir wissen nicht, ob er etwas verbaut, das noch heftiger zur Umsetzung kommt." Man gehe zwar Spuren und Hinweisen nach, ein Tatverdächtiger sei aber noch nicht ermittelt.
Möglicherweise auch Kunden betroffen
Unklar blieb zunächst, was es mit der Drohung auf sich hat, dass Briefe auch an Kunden verschickt werden - ob und woher der Täter also Wissen über Kunden und deren Anschrift hat. Es werde auch geprüft, ob er einen Bezug zur Commerzbank habe, sagte der Polizeisprecher.
Auffälligkeiten besonders beachten
Die Ermittler warnten, bei unerwarteter Post grundsätzlich misstrauisch zu sein. Man solle sie auf Auffälligkeiten in der Beschaffenheit überprüfen, besonders auf Unebenheiten oder fühlbare, harte Gegenstände im Inneren. Gegebenenfalls solle man Kontakt mit dem Absender aufnehmen. Verdächtige Sendungen sollten äußerst vorsichtig behandelt und nicht geöffnet werden. Stattdessen solle man die Polizei rufen.
Update vom 03.05.2022: Nach dem Erpressungsversuch der Commerzbank mit einem gefährlichen Brief an eine Nürnberger Filiale sind weitere präparierte Sendungen bei Commerzbank-Tochtergesellschaften eingegangen - unter anderem auch in Wiesbaden.