Erzähler und Provokateur - Schriftsteller Martin Walser gestorben
Der Schriftsteller Martin Walser ist tot. Er sei am Freitag (28. Juli) im Alter von 96 Jahren gestorben, teilte der Rowohlt Verlag mit, nachdem zuvor bereits mehrere Medien berichtet hatten. Walser galt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Schriftsteller in Deutschland.
Walser wurde am 24. März 1927 als Sohn eines Gastwirts in Wasserburg am Bodensee geboren. Zu seinen bekanntesten Werken zählt die Novelle "Ein fliehendes Pferd" aus dem Jahr 1978, das von Kritikern gefeiert und fürs Kino verfilmt wurde. Für sein Schaffen erhielt er zahlreiche Preise, darunter den Georg-Büchner-Preis im Jahr 1981 und den Friedenspreis des deutschen Buchhandels im Jahr 1998.
"Schriftsteller von Weltrang"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete Walser in einem Kondolenzschreiben an die Witwe Käthe Walser als "einen großartigen Menschen und einen Schriftsteller von Weltrang", den Deutschland verloren habe. "Wenn man in der deutschen Nachkriegsliteratur ein Beispiel nennen sollte für historisch bewusste, engagierte Dichtung, wer anders würde einem zuerst einfallen als Martin Walser?"
Walser eckte mehrfach heftig an
Doch der Schriftsteller bleibt nicht nur als begnadeter Erzähler und Sprachvirtuose in Erinnerung. Walser bezog oft Stellung zu aktuellen Debatten - und eckte dafür mehrfach heftig an. So kritisierte er 1998 bei seiner Rede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels unter anderem die "Instrumentalisierung von Auschwitz". Heftige und empörte Reaktionen waren die Folge.
Abrechnung mit Literaturbetrieb
Sein 2002 veröffentlichter Roman "Tod eines Kritikers" sorgte ebenfalls für große Kontroversen. Viele Kritiker meinten, in dem Protagonisten des Werkes den Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki zu erkennen. "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher wertete das als Abrechnung mit dem Literaturbetrieb gedachte Buch damals als "Exekution" Reich-Ranickis. In der Folge kam es auch zum Streit Walsers mit seinem langjährigen Verlag Suhrkamp. 2004 wechselte er zu Rowohlt.
Walser lebte in Überlingen am Bodensee
Unweit seines Geburtsortes Wasserburg lebte er mehrere Jahrzehnte in Überlingen. Seit 1950 war Walser mit seiner Frau Käthe verheiratet, sie bekamen vier Töchter, die alle künstlerisch tätig sind. 2009 wurde zudem bekannt, dass Walser der Vater des Journalisten und Verlegers Jakob Augstein ist. In ihrem gemeinsamen Buch "Das Leben wortwörtlich" (2017) setzen sie sich unter anderem mit Walsers Leben, die deutsche Vergangenheit und ihre Beziehung auseinander.
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