Mädchen stirbt beim Zahnarzt: Prozess gegen Anästhesisten in Frankfurt
Mädchen stirbt nach Narkose - Arzt spricht von unbewussten Fehlern
Fast drei Jahre nach dem Tod eines kleinen Mädchens in einer Zahnarztpraxis im Hochtaunuskreis hat der damalige Narkosearzt die Verantwortung dafür übernommen. Ihm seien wohl unbewusst Fehler bei der Hygiene unterlaufen, verlas der Rechtsanwalt des heute 67-Jährigen beim Prozessauftakt im Frankfurter Landgericht eine vorbereitete Erklärung.
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft wies er zurück: Er habe weder Einwegspritzen mehrfach benutzt noch Medikamente deutlich überdosiert oder aus Kostengründen eine Flasche mit Narkosemittel für mehrere Patienten genutzt.
Blutvergiftung durch verunreinigtes Narkosemittel
Den Kindern war der Anklage zufolge ein verunreinigtes Narkosemittel gespritzt worden, sie erlitten eine Blutvergiftung. Die Anklagebehörde wirft dem Anästhesisten aus dem südhessischen Bensheim Körperverletzung mit Todesfolge an dem vierjährigen Mädchen vor, hinzu kommen Körperverletzungen an weiteren Kindern. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Anästhesist etliche Fehler gemacht hatte.
Flasche mehrfach verwendet?
Am 28. September 2021 hatte er in der Zahnarztpraxis in Kronberg im Laufe des Tages mehrere Menschen für Zahnbehandlungen in Vollnarkose gelegt. Erste Patientin des Tages war eine erwachsene Frau, um neun Uhr folgte ein neunjähriger Junge mit großer Angst vor der anstehenden Wurzelbehandlung. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Anästhesist ihm ein Narkosemittel aus der Flasche spritzte, die er zuvor bei der Frau verwendet hatte und deren Lösung nun mit einem Pilz kontaminiert war.
Drei weitere Kinder betroffen
Die gleiche Lösung erhielten demnach die drei weiteren Kinder, die an diesem Tag behandelt wurden. Als Letztes war am Nachmittag die Vierjährige an der Reihe, bei ihr soll die Narkoselösung jetzt zusätzlich mit Bakterien verunreinigt gewesen sein.
10 Stunden zwischen Narkose und Todeszeitpunkt
Zehn Stunden später war sie tot, das Mädchen starb kurz nach zwei Uhr nachts in der Praxis. Der Narkosearzt hatte zuvor selbst verursacht, sie zu reanimieren. Auch dabei soll er laut Anklage Fehler gemacht haben, zudem sei der Rettungswagen mindestens drei Stunden zu spät alarmiert worden. Die drei anderen kleinen Patienten erkrankten schwer, zwei von ihnen kämpften ums Überleben.
Nächster Einsatz in Bensheim
Nur wenige Stunden nach dem Tod des Mädchens war der Anästhesist bereits wieder im Einsatz gewesen, dieses Mal in einer Zahnarztpraxis in Bensheim. Dort soll er einem Fünfjährigen ebenfalls ein verunreinigtes Mittel gespritzt haben, der Junge bekam 40,8 Grad Fieber.
Urteil Ende September erwartet
Die zuständige Große Strafkammer hat sieben Verhandlungstage eingeplant, mit einem Urteil wird Ende September gerechnet.
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