Experten erhöhen Prognose - Mehr Firmenpleiten erwartet
Der Kreditversicherer Allianz Trade erwartet in Folge der jüngsten Bankenturbulenzen im laufenden Jahr mehr Firmenpleiten. Für Deutschland rechnet Allianz Trade mit einem Anstieg um gut ein Fünftel zum Vorjahr auf etwa 17.800 Fälle im laufenden Jahr.
"Durch die nun noch restriktivere Kreditvergabe der Banken dürften mehr Unternehmen in Schwierigkeiten geraten als noch zu Jahresbeginn erwartet", begründete das Allianz Trade am Dienstag. Bislang hatte der Kreditversicherer einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen hierzulande um 15 Prozent vorhergesagt. "Eine Pleitewelle ist das weiterhin nicht, auch wenn ein zweistelliger Zuwachs zunächst den Anschein erweckt", ordnete der Vorstandschef von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Milo Bogaerts, ein.
Bankenpleiten in den USA und der Schweiz
Aus seiner Sicht hinterlassen die Probleme von Banken in den USA und der Schweiz auch Spuren in Deutschland: "Mit den deutlich steigenden Zinsen laufen eher schwach finanzierte Unternehmen Gefahr, in Schwierigkeiten zu geraten." Die rasant gestiegenen Zinsen hatten Mitte März in den USA mehrere Regionalbanken zu Fall gebracht. Aktienkurse von Bankhäusern weltweit gerieten unter Druck.
Zahl der Firmenpleiten erstmals seit 2009 wieder gestiegen
Das Münchner Ifo-Institut kam anhand einer Umfrage jüngst zu dem Schluss, dass Unternehmen in Deutschland wieder leichter an Kredite kommen. Berichteten im Dezember noch 30 Prozent der Unternehmen von Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe, waren es im März nur noch 22,7 Prozent. Amtlichen Daten zufolge stieg die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland im vergangenen Jahr zwar erstmals seit der weltweiten Finanzkrise 2009 wieder an. Extrem gestiegene Energiepreise, Rekordinflation sowie Kaufzurückhaltung von Verbrauchern zwang wieder mehr Unternehmerinnen und Unternehmer zur Aufgabe ihres Geschäfts.
Deutschland steht im europäischen Vergleich gut da
"Selbst Ende 2023 dürfte Deutschland das Niveau von vor der Pandemie noch nicht erreicht haben", prognostizierte Bogaerts. "Das dürfte erst nach einer weiteren Zunahme der Insolvenzen um sechs Prozent im Jahr 2024 wieder leicht überschritten werden." "Deutschland steht im europäischen Vergleich weiterhin gut da", erklärte Bogaerts. "Allerdings hat sich die Dynamik bei der Zunahme der Pleiten im Zuge der Normalisierung inzwischen an das weltweite Geschehen angeglichen.