Pilotprojekt für Vier-Tage-Woche in Deutschland - Unternehmen gesucht
Betriebe können sich bewerben - Test für Vier-Tage-Woche in Deutschland
Vier Tage arbeiten – bei gleichem Lohn. Das Konzept der Vier-Tage-Woche soll künftig auch in Deutschland mit einem großen Projekt erprobt werden.
Arbeitgeber können sich ab Donnerstag freiwillig für das Pilotprojekt bewerben. Initiiert wurde die Aktion von der Unternehmensberatung Intraprenör mit Sitz in Berlin. Mindestens 50 Betriebe sollen mitmachen.
Das Modell der Zukunft?
100 Prozent Leistung in 80 Prozent der Zeit bei 100 Prozent Bezahlung - kurzum: eine Vier-Tage-Woche - soll dabei über sechs Monate erprobt und die Umstellung wissenschaftlich ausgewertet werden. Die Projektphase soll noch in diesem Jahr beginnen.
Vier-Tage-Woche ist nicht gleich Vier-Tage-Woche
Das Pilotprojekt setzt explizit auf eine Vier-Tage-Woche, bei der die Arbeitszeit reduziert wird, Gehalt und angestrebte Leistung aber gleich bleiben sollen. Andere Modelle sehen beispielsweise vor, dass mit weniger Arbeitszeit auch weniger Lohn einhergeht. Darüber hinaus versuchen sich einige kleinere Unternehmen in einem Konzept, in dem an vier Tagen etwas mehr gearbeitet wird, um dann am fünften Tag die Mehrstunden der Vortage durch Freizeit auszugleichen.
In Umfrage hohe Zustimmung
Wie eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zeigt, ist die Vier-Tage-Woche bei Arbeitnehmern eine beliebte Vorstellung - zumindest in Kombination mit gleichem Lohn. In der Befragung der Stiftung sagten gut 73 Prozent, dass sie sich eine Vier-Tage-Woche mit entsprechend kürzerer Arbeitszeit wünschen. Rund 8 Prozent wünschen sich diese auch mit weniger Lohn. 17 Prozent lehnten die Vier-Tage-Woche ab.
Mittelstandsverband skeptisch
Der Mittelstand schaut dagegen skeptischer auf die Vier-Tage-Woche. Individuelle Lösungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern seien zu befürworten, sagte Christoph Ahlhaus, Bundesgeschäftsführer beim Bundesverband Mittelständische Wirtschaft.
Führen Betriebe Vier-Tage-Woche ein?
Staatliche Einmischung, die weniger Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich vorsieht, lehne der Mittelstand aber ab. Er halte es für ausgeschlossen, dass eine nennenswerte Zahl der Mitglieder angesichts des Fachkräftemangels eine "staatlich verordnete Vier-Tage-Woche" einführen werde.
Große Arbeitgeber-Zustimmung nach Projekt in Großbritannien
Vorbild für das Pilotprojekt ist Großbritannien. Nach einem ähnlichen Vier-Tage-Wochen-Projekt in Großbritannien zogen die meisten der teilnehmenden Unternehmen ein sehr positives Fazit. 56 von 61 Arbeitgeber teilten mit, dass sie die Vier-Tage-Woche beibehalten wollen.
Weniger Krankheitstage registriert
Die Krankheitstage gingen demnach während des Testzeitraums um rund zwei Drittel (65 Prozent) zurück und die Zahl der Angestellten, die in dieser Zeit das Unternehmen verließen, fiel um mehr als die Hälfte (57 Prozent).