Schlafforscher Werner Cassel - Diese Tricks helfen bei Schlafproblemen
HIT RADIO FFH sorgt dafür, dass Ihr besser schlaft! Denn wenig ist nerviger, als sich abends im Bett hin und her zu wälzen, während der Schlaf einfach nicht kommen will. Diese Tricks vom Schlafexperten helfen euch beim Einschlafen.
Die Gedanken im Kopf kreisen plötzlich nur noch um schwierige Probleme, die Heizung macht auf einmal einen unheimlichen Krach und die kleine LED vom Handy erhellt das komplette Zimmer. Es gibt so vieles, was einen am Einschlafen hindern kann. Und während die wertvollen Schlafminuten erbarmungslos dahin rinnen, steigt langsam die Panik auf: "Nur noch vier Stunden bis der Wecker klingelt?!? Das reicht doch niemals! Ich MUSS jetzt einschlafen. Ich MUSS!"
Schlafexperter Werner Cassel vom Schlaflabor des Universitätsklinikums Gießen und Marburg beschäftigt sich schon viele Jahre mit der Thematik. In FFH Guten Morgen, Hessen verrät er die wichtigsten Tricks für einen guten Schlaf.
Tipp: Hörbuch statt "Nicht denken"
Die Gedanken hören einfach nicht auf zu kreisen. Und je mehr man versucht, an nichts zu denken, umso schlimmer wird es. Kein Wunder, denn "nicht denken" kann der Mensch nicht: "Solange wir wach sind, denkt unser Gehirn immer an irgendetwas. Und deswegen kommen wir dann oft auf negative Gedanken", erklärt Cassel.
Darum lieber ein gutes Buch oder noch besser ein Hörbuch mit ins Bett nehmen. "Und dann sollte man einfach eine schöne Geschichte hören. Und bitte nicht Entspannungsmusik oder irgendwelche Schlaf-Tipps, weil dann fokussiert man sich immer wieder nur auf das eigene Schlafproblem. Stattdessen lieber irgendeine schöne Geschichte, die die Gedanken ablenkt", rät der Schlafexperte.
Und sobald man dann müde wird: Geschichte aus und sich schön einkuscheln. Ans Schlafen sollte man generell gar nicht denken. "Stattdessen sich lieber immer sagen: Mein Bett ist schön, mein Bett ist gemütlich und den Rest regelt die Natur - und das macht sie dann auch", sagt Cassel.
Tipp: Jeder wacht nachts auf
Keine Angst vorm Aufwachen! Denn das machen wir alle - auch wenn wir glauben durchzuschlafen. "Ein junger, gesunder Mensch wacht jede Nacht etwa 25 Mal auf, kann sich am nächsten Morgen aber nicht mehr daran erinnern und glaubt deshalb er hätte durchgeschlafen", sagt der Schlafforscher, "Ich habe schon viele tausende Schlafmessungen gesehen - noch nie war einer dabei, der durchgeschlafen hätte."
Diese Verhaltensweise stammt noch auch Ur-Zeiten, in denen wir regelmäßig auf Gefahren achten mussten. Und das machen wir bis heute: "Wir alle wachen nachts sehr, sehr oft auf, checken dann kurz unsere Umgebung und wenn wir dann finden, dass alles in Ordnung ist, schlafen wir wieder ein und können uns an nichts erinnern."
Wissen wir allerdings, dass wir besonders empfindlich für Geräusche sind und stellen dann bei diesem Aufwachen zum Beispiel fest, dass der Partner schnarcht, dann können wir nicht mehr entspannt einschlafen und bleiben wach. In diesem Fall hilft es nur, kreativ zu sein - zum Beispiel indem man eine gemütliche Schlafcouch ins Wohnzimmer stellt, wo man dann wieder entspannt und ohne Störungen einschlafen kann.
Mittelfristig kann man allerdings auch versuchen an sich selber zu arbeiten: "Unserer Vorfahren vor 10.000 Jahren haben sicher nicht in absoluter Stille geschlafen", sagt Werner Cassel, "da kann man dann auch mal versuchen die Geräusche ein bisschen umzudeuten. Es ist doch schön, dass ich eine Familie habe und dass alle da sind. Und wenn man eine positive Einstellung dazu hat, dann kann es vielleicht auch gelingen, sich nicht mehr so in jede Störung reinzusteigern."
Tipp: Weg mit der Uhr
Abends im Bett liegen und immer wieder auf die Uhr blicken, während die Minuten verrinnen, das ist ganz schlecht. Werner Cassel rät, in der Zeit, in der man im Bett liegt, lieber gar nicht auf die Uhr zu schauen: "Man darf den Schlaf nicht kontrollieren. Je mehr man versucht aktiv einzuschlafen, so weniger gelingt es." Darum ist es bei Schlafproblemen wichtig, früh genug schlafen zu gehen. Damit man mit einem gelassenen Gefühl ins Bett geht und weiß, selbst wenn ich nicht direkt einschlafe, habe ich genug Zeit.
Tipp: Das Licht zur richtigen Zeit
Ob und wann wir müde werden, regelt das Hormon Melatonin, welches wiederrum aus Serotonin gebildet wird. In welchen Mengen diese Stoffe erzeugt werden, hängt stark vom Licht ab. Wer kann sollte daher tagsüber möglichst viel ins Freie gehen und viel helles Licht abbekommen. Das führt dazu, dass der Körper viel Serotonin bildet, das er dann Abends in Melatonin umwandeln kann.
Abends braucht der Körper genau das Gegenteil. Denn dann unterdrückt helles Licht die Produktion von Melatonin - auch das Licht von Bildschirmen. "Das heißt, abends ab 20 oder 21 Uhr eigentlich kein Handybildschirm mehr, kein Tablet, kein Computer und auch beim Fernseher das Bild nicht zu hell stellen", rät Werner Cassel.