Warum landen die nicht einfach? - Darum schwirren Wespen so lästig um Essen
Kaum packt man im Sommer etwas Essbares aus, kommen die Wespen an. Das wäre halb so schlimm, wenn sie einfach hinfliegen, sich etwas nehmen und wieder abhauen würden. Aber stattdessen schwirren sie minutenlang hin und her und nerven dabei furchtbar. Doch dieses Rumgeschwirre hat tatsächlich einen nachvollziehbaren Grund.
Gerade noch versucht das Mittagessen an der frischen Luft in Ruhe zu essen und jetzt soll ich einen Text über Wespen schreiben. Da kommen einem zugegebenermaßen Formulierungen in den Sinn, bei denen wahlweise der Chef, der Naturschutzbund, die Polizei oder alle drei zusammen vor der Tür stehen würden.
Doch mit solchen wüsten Beschimpfungen würde man den schwarz-gelben Nervensägen tatsächlich Unrecht tun. Denn, wenn sie uns nicht gerade im Gesicht rumschwirren, sind sie tatsächlich nützlich und intelligenter als man denkt. (Tipps zum Vertreiben von Wespen findet ihr hier)
Wespen halten Schädlinge unter Kontrolle
Man sollte denken, von den ganzen Raubzügen auf unseren Tellern könnte ein Wespenvolk gut und entspannt leben. Tatsächlich haben Wespen aber noch ganz andere Nahrungsquellen. Schon ein kleineres Wespenvolk vertilgt pro Tag rund 3.000 Fliegen, Motten, Raupen, Spinnen und andere Kleintiere.
Darunter auch viele Insekten, die sich ansonsten an unseren Pflanzen zu schaffen machen würden. Außerdem ernähren sich Wespen, genau wie Bienen, auch von Nektar und übernehmen dabei ebenfalls die Bestäubung der Pflanzen.
Wespen können von ihren Artgenossen lernen
Auch eine Wespe will im Leben vorankommen. Und dabei gucken sie sich sogar erfolgreiche Verhaltensweisen von ihren Wespen-Kumpels ab. Wissenschaftler der University of Michigan haben bei Papierwespen beobachtet, wie diese ihren Artgenossen bei Kämpfen zuschauen und daraus Schlüsse für ihre eigenen Kampfstrategien ziehen.
Wie finden Wespen ihr Nest wieder?
So eine Wespe kommt am Tag ganz schön weit herum - doch wie findet sie eigentlich wieder nach Hause? Dazu bedienen sich Wespen einer ganz ähnlichen Strategie, wie wir Menschen: Sie prägen sich auffällige Objekte und Landschaftsstrukturen ein. Wenn eine Wespe ihr Nest verlässt, schaut sie immer wieder zurück, um sich zu merken, wo sich das Nest befindet. Ganz ähnlich, wie wir es auch machen, wenn wir zum Beispiel in einer fremden Stadt unser Auto verlassen.
Zusätzlich machen Wespen regelmäßig sogenannte "Erkundungsflüge". Dabei fliegen sie einfach im Zick-Zack hin und her, um sich noch mehr von der Landschaft einzuprägen. Auf dem Rückweg können sie dann diese gemerkten Bilder von der Landschaft wieder abgleichen und sich so orientieren.
Warum schwirren Wespen so lästig um das Essen, statt sich einfach was zu nehmen?
Das Zusammenleben von Wespen und Menschen könnte so viel einfacher sein, wenn die Insekten sich einfach schnell entscheiden würden, was sie wollen. So ein paar Kuchenkrümmel oder ein Mini-Fetzen Fleisch würden wir ja gerne abgeben. Aber stattdessen fliegen Wespen minutenlang scheinbar planlos hin und her, bis sie sich endlich zur Landung entscheiden.
Das machen sie aber nicht aus Bosheit, sondern weil die Natur ihnen keine besonders guten Augen verpasst hat. Mit ihren Facetten-Augen können Wespen Entfernungen nur sehr schlecht einschätzen. Damit sie sich trotzdem ein gutes Bild von ihrer Umgebung machen können, nutzen sie einen Trick: Sie betrachten Objekte aus allen möglichen Blickrichtungen und gleichen dabei ab, wie es sich der Hintergrund dabei ändert.
Etwa vergleichbar mit einem Menschen, der vor einem Zaunpfosten steht und einen weit entfernten Berg betrachtet. Tritt man nun einen Schritt zur Seite und behält dabei den Pfosten im Blick, hat sich die wahrgenommene Position des weit entfernten Bergs deutlich im Vergleich zu den näheren Objekten verändert. Diesen Effekt nutzen Wespen, um Entfernungen einzuschätzen.
Um den leckeren Kuchen also genau orten zu können, müssen sie das Objekt der Begierde aus allen Richtungen betrachten, um nicht aus Versehen volle Kraft voraus in die Sahne zu fliegen.
Gute Wespen, böse Wespen
Für den schlechten Ruf der Wespen sind hierzulande vor allem die "gemeine Wespe" verantwortlich. Diese häufig auftretende Wespenart ist in der Regel der Übeltäter, wenn wir im Freien genervt werden. Weit verbreitet ist aber auch noch die Feldwespe, die leicht an ihren langen, im Flug hängenden, Hinterbeinen zu erkennen ist. Im Gegensatz zur gemeinen Wespe kann man sich bei Feldwespen etwas entspannen. Sie sind friedfertiger und haben es normalerweise nicht auf unser Essen abgesehen.