Metzger-Azubi im FFH-Interview - Darum fehlen Nachwuchskräfte im Handwerk
Der Fachkräftemangel bereitet handwerksbetrieben seit einigen Jahren immer massivere Probleme. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks meldete derzeit um die 150.000 offenen Stellen – Tendenz steigend. Vor allem der Nachwuchs fehlt. Im Juli waren deutschlandweit noch mehr als 30.000 Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt.
Dabei sind 91% der Handwerkerinnen und Handwerker in Deutschland stolz auf ihren Beruf und ihre Leistung, bestätigt eine Studie der Universität Göttingen. So auch der 20-jährige Paul. Er ist bereits im zweiten Lehrjahr seiner Ausbildung zum Fleischer.
Julia Nestle aus FFH Guten Morgen, Hessen hat den Azubi bei seiner Arbeitsstätte, der Metzgerei DER LUDWIG in Schlüchtern, gesprochen. Obwohl Paul mit seiner Berufswahl mehr als zufrieden ist, hat er auch eine Vermutung, warum sich immer weniger Menschen für eine Karriere in seiner Branche entscheiden: „Ich glaube, weil es sehr harte Arbeit ist – man muss sehr früh aufstehen zum Teil“, sagt Paul, „Die meisten Metzger fangen schon um 4 oder 5 Uhr morgens an. (...) Wenn der Laden anfängt zu bedienen, muss alles schon bereit sein.“
Doch Paul kennt auch einige Gründe, warum es sich lohnt den Beruf des Metzgers zu erlernen: „Wenn man Fleisch isst und auch mal selber wissen will, wie man es zu schneidet, wie man es vorbereitet, dass es auch gut aussieht und am Ende auch gut schmeckt – dann ist Metzger perfekt!“ Weiter erzählt er: ,,Man weiß woher es kommt. Du weißt, welche Schweine das sind, (...) hast sie selber eventuell geschlachtet.“
Gratis Tablet zum Start
In Pauls Betrieb gibt es kostenlos Kaffee und Obst. Meister und Chef Dirk Ludwig schenkt seinen Azubis als Anreiz sogar ein iPad. Ob dieses Geschenk auf irgendeine Weise zur Ausbildung beigetragen hat oder einfach nur noch ein nettes Extra war, sagt Paul: „Ich wusste gar nichts davon. Ich hatte mich bei mehreren Metzgereien beworben, aber am Ende hat es mir hier einfach am meisten gefallen. Man fühlt sich wertgeschätzt und bekommt etwas Cooles und kann mit der Sache auch wirklich etwas anfangen.“
Die Arbeit des Fleischers
Paul ist einer von 109 Fleischern in Hessen. Dabei handelt es sich um eine staatlich anerkannte Berufsausbildung, die in der Regel drei Jahre dauert. Unter den Hauptaufgaben fällt das Beurteilen der Fleischqualität, die Zerlegung und Verarbeitung des Fleischs mit den entsprechenden Werkzeugen sowie der Verkauf. Ob bei der Zerlegung des Tieres oder der Herstellung von Wurstwaren - zimperlich sollte man in dem Beruf auf jeden Fall nicht sein. Was viele jedoch nicht wissen - das Schlachten steht gar nicht mehr im Mittelpunkt der Ausbildung. Viel wichtiger wurden in den letzten Jahren der Verkauf oder der Partyservice.