Es kommt in der warmen Jahreszeit immer wieder vor: Wer bei Wanderungen oder im eigenen Garten einen vermeintlich...
Gepostet von Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) am Montag, 27. Juni 2022
Tierklinik Gießen hat Platznot - Waschbären werden zum Problem
Süße Knopfaugen und kleine Stupsnase: So putzig Waschbären auch sind, für die Tierklinik Gießen werden sie immer mehr zum Problem. Dort sind die Aufzuchtstationen in den Sommermonaten meist völlig überfüllt.
Besorgte Tierliebhaber finden im Wald oder im Garten die vermeintlich hilflosen Waschbär-Babys. Sie sehen einsam aus, krank oder verletzt. Also ab damit zur Tierklinik: Dort werden immerhin andere Wildtiere auch wieder aufgepäppelt und dann wieder in die freie Wildbahn entlassen. Bei Waschbären geht das aber nicht, sie gehören zu den invasiven Tierarten. Das heißt, sie dürfen nicht wieder ausgewildert werden.
Ewige Gefangenschaft für aufgesammelte Waschbären
Wer sich unsicher ist, ob der gefundene Waschbär wirklich Hilfe braucht, sollte im Zweifel die Finger davon lassen, rät Prof. Dr. Axel Wehrend, der Leiter der Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere, deren Kapazitäten zur Aufnahme von Wildtieren immer wieder erschöpft sind. Denn statt die Waschbären nach der Behandlung auszuwildern, beginnt eine beschwerliche Suche nach einem freien Platz im Tierheim.
Waschbären gelten als gebietsfremd
Dort oder an einem ähnlichen Ort muss das Tier bis zu seinem Lebensende bleiben. Auch wenn Waschbären seit vielen Jahren in Deutschland zu finden sind, kommen sie ursprünglich aus Nordamerika. Die Allesfresser könnten eine Gefahr für Teile der heimischen Tierwelt darstellen, heißt es in einer EU-Verordnung und einer Richtlinie vom Land Hessen. Waschbären sind somit eine invasive Art, also eine gebietsfremde Art, die nicht wieder ausgesetzt werden darf.
Kein Weg zurück in die freie Wildbahn
„Die Frage, die sich bei allen kranken oder verletzten Wildtieren stellt – nämlich ob es besser für sie ist, sie aufzunehmen und ihnen zu helfen oder sie in ihrer natürlichen Umgebung zu belassen – ist bei Waschbären von besonderer Brisanz. Einmal der Natur entnommen können sie nicht mehr in ihren gewohnten Lebensraum zurückkehren“, sagt Prof. Dr. Stephanie Krämer, Tierschutz-Professorin an der JLU. Und Professor Wehrend ergänzt: "Einschläfern, nur weil wir Platznot haben, kommt für uns nicht in Frage!"
Im Zweifelsfall beim Jäger nachfragen
Dennoch sollten Sie immer genau abwägen, ob Sie den Waschbär vom Wegenrand wirklich mitnehmen und abgeben sollten. Die Mutter von vermeintlich hilfslosen Waschbärbabys ist oft nur auf Nahrungssuche und schnell wieder zurück. Sollte der Waschbär aber sichtlich verletzt sein, dann kann die Tierklinik natürlich helfen! Sie sind sich unsicher? Prof. Dr. Axel Wehrend rät in Zweifelsfällen, sich zunächst an den zuständigen Jäger zu wenden, statt das Tier voreilig mitzunehmen.