"Da hängt meine Existenz dran" - Kassel: Kita soll Buchhandlung verdrängen
Im Kasseler Stadtteil Kirchditmold sorgt ein geplanter Kita-Bau seit Wochen für Konflikte. Das Problem: Wird die Kita so gebaut wie geplant, müssen mehrere Geschäfte ausziehen. Am Montag sollen deshalb Listen mit zahlreichen Unterschriften an den Magistrat in Kassel übergeben werden.
Eines der betroffenen Geschäfte ist die Buchhandlung von Sybille Walz. Die Pläne machen ihr sehr zu schaffen: „Da hängt meine ganze Existenz dran. Ich habe zwei Kinder. Ich bin teilzeit-alleinerziehend. Also das ist schon eine harte Nummer", sagt die Buchhändlerin im FFH-Interview. Sie gebe sich jedoch größte Mühe, ihren Laden mit guter Laune weiterzuführen.
Walz: Kein adäquater Alternativ-Standort
Bislang wurde Walz nur eine Kündigung angekündigt. Kommt es tatsächlich so, müsste sie wohl Ende Juli ihren Laden aufgeben - oder umziehen. Doch in der Nähe gebe es keine Immobilie, die geeignet und bezahlbar wäre. Die Unterstützung und der Wunsch nach einer Buchhandlung im Stadtteil aber seien riesig. "Kirchditmold will diesen Laden."
Gesammelte Unterschriften werden dem Rathaus übergeben
Zuletzt wurden daher zahlreiche Unterschriften gesammelt - es dürften deutlich über 1.500 sein, schätzt Walz. Die Unterschriften sollen am Montag dem Magistrat im Rathaus übergeben werden. Dann mit dabei ist Elisabeth König, Ortsvorsteherin von Kirchditmold. Sie weiß zwar, dass die Politik und die Stadt bei einer privatwirtschaftlichen Entscheidung wenig ändern können - sie will aber Aufmerksamkeit schaffen.
"Wir haben nichts gegen eine Kita"
"Wir möchten nämlich hier einen lebendigen Stadtteil", sagt König. "Für dieses Leben sind besonders die Geschäfte in den Erdgeschosszonen sehr wichtig.“ König betont: "Wir haben nichts gegen eine Kita, wir sind für eine Kita, weil Kita-Plätze gebraucht werden." Aber die Kita dürfe nicht die Läden verdrängen. "Das wäre ein Desaster."
Alternativen auf dem Prüfstand
Und es besteht offenbar noch Hoffnung. Der Eigentümer der Immobilie, die Firma CoCo Real aus Bayern, teilt am Donnerstag auf FFH-Anfrage mit, dass man erneut Alternativen prüfe, bei denen sowohl Kita als auch Ladengeschäfte möglich sind. "Gleichzeitig bemühen sich der Ortsbeirat und die Stadt darum, bestmögliche Ersatzflächen für die betroffenen Ladengeschäfte in der näheren Umgebung zu finden und zu evaluieren", so Sprecher Christoph Breher. Er betont zudem: Man arbeite daran, die bestmögliche Lösung für alle Parteien zu finden und verweist auf einen runden Tisch, den es schon gab und der auch künftig nochmal zusammenkommen soll.
Zeitpunkt für Entscheidung unklar
Für Elisabeth König etwa wäre denkbar, dass die Kita zwar in das Gebäude kommt, aber so gebaut wird, dass die Läden trotzdem erhalten bleiben können. "Wir wünschen uns eine Lösung, die für beide verträglich ist." Wann die endgültige Entscheidung fällt, ist aber noch nicht klar.