70.000 Menschen demonstrierten am Wochenende in Hessen
Frankfurt, Kassel, Offenbach - 70.000 Menschen demonstrierten in Hessen
Knapp 70.000 Menschen sind am Wochenende in Hessen auf die Straßen gegangen, um sich für die Demokratie und gegen rechts stark zu machen. Die größte Kundgebung im Land gegen Rechtsextremismus und gegen die AfD gab es am Samstag in Frankfurt, an der laut Polizeiangaben vom Sonntag rund 40.000 Menschen teilnahmen.
Der Platz am Römer war randvoll, konnte unsere FFH-Reporterin vor Ort beobachten. Von allen Seiten strömten Menschen herbei: Kinder und Ältere. Viele waren bunt angezogen und haben Regenbogenfahnen geschwenkt. Auf der Bühne sprach unter anderem Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef. Die Veranstalter sprechen gegenüber HIT RADIO FFH von rund 50.000 Teilnehmer. Die Polizei geht von rund 35.000 Menschen aus.
Mindestens 35.000 allein in Frankfurt
Das Koala-Kollektiv, als Organisator der Kundgebung, ist eine Klimagerechtigkeitsgruppe aus Frankfurt. Ihr hatten sich zahlreiche weitere Organisationen angeschlossen. Die Demo war Teil der bundesweiten Aktionswoche, die die Bürgerbewegung Campact unter dem Hashtag #zusammengegenrechts ausgerufen hatte.
Römer komplett überfüllt
Wegen Platzmangels musste die Polizei den Versammlungsbereich erweitern, zwischenzeitlich erstreckte sich die Demonstration vom Mainkai bis zum Liebfrauenberg, wie ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Stimmung unter den Demonstrierenden war demnach friedlich. Im Anschluss an die Kundgebung gab es noch einen Demonstrationszug zur Alten Oper.
Viel mehr Teilnehmer in Kassel
Auch in Kassel fiel eine Demonstration gegen rechts mit rund 12.000 Teilnehmern sehr viel größer aus als ursprünglich erwartet - gerechnet worden war mit rund 1.000 Teilnehmern. Als Redner trat der Kasseler Oberbürgermeister Sven Schöller (Grüne) auf. "Wir werden für die Demokratie und unsere Werte kämpfen, und wir werden diesen Kampf gewinnen", sagte er bei der Veranstaltung. Teilnehmer trugen Plakate bei sich mit Aufschriften wie "Nazis und Antisemiten müssen ausgebürgert werden" und "Zusammen gegen Extremisten für Demokratie".
12.000 Demonstrierende in Gießen
Mehr als 12.000 Menschen gingen laut Polizei auch in Gießen auf die Straße, auch hier waren das rund zwölfmal so viele wie ursprünglich erwartet. Aufgerufen zu der Kundgebung unter dem Motto "Gießen wehrt sich! Nie wieder ist jetzt!" hatte das Bündnis "Gießen bleibt bunt."
Auch in Limburg und Offenbach
An einer ähnlichen Demonstration in Limburg beteiligten sich rund 2.800 Menschen. Ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Parteien und Jugendverbänden hatte zu dem Protest in der Domstadt aufgerufen. Die Ergebnisse der hessischen Landtagswahl vom 8. Oktober vergangenen Jahres hätten gezeigt, "dass sich auch hier Teile der Gesellschaft vom demokratischen Konsens lösen und die AfD nicht nur ein Problem der ostdeutschen Bundesländer ist", hatte die Anmelderin der Versammlung, die Vorsitzende des DGB-Kreisverbandes, Viktoria Spiegelberg-Kamens, erklärt. "Daher wollen wir auch in Limburg ein deutliches Zeichen setzen."
Aus 50 wurden 3.000
Am Sonntag gingen weitere rund 3.000 Menschen in Offenbach unter dem Motto "Demo gegen Rechts - Kein Fußbreit dem Faschismus" auf die Straße. Die Aktion verlief friedlich, wie die Polizei gegen Mittag mitteilte. Ursprünglich hatten die Veranstalter demnach mit nur 50 Teilnehmern gerechnet und die Zahl der Anmeldungen im Vorfeld mehrmals erhöht.
Informationen über einen genauen Verlauf aller Demos in Hessen gibt es hier.
Rechtsextreme diskutieren über "Remigration"
Anlass für die Demos waren Berichte des Medienhauses Correctiv vorige Woche über ein bis dahin nicht bekanntes Treffen von Rechtsradikalen mit Politikern von AfD und CDU in einer Potsdamer Villa vom 25. November. Dabei hatte der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, im vergangenen November nach eigenen Angaben über "Remigration" gesprochen. Damit meinen Rechtsextreme in der Regel, dass eine große Zahl Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang. Die AfD hatte nach den ersten Veröffentlichungen zu dem Treffen vergangene Woche entschieden, einen Vertrag mit Roland Hartwig aufzulösen, der daran teilgenommen hatte. Hartwig ist ehemaliger Bundestagsabgeordneter der AfD. Der Jurist war zuletzt als Berater Weidels tätig gewesen.
AfD: "Demos sind Grundrecht"
Zu den Demos gegen Rechtsextremismus jetzt am Wochenende sagte Robert Lambrou, AfD-Fraktionschef im Hessischen Landtag: "Das ist das Grundrecht der Bürger, dass sie gegen uns demonstrieren." Genauso sei es ganz normal in einer Demokratie, dass etwa 14 Millionen Menschen bundesweit die AfD als ihre Partei betrachteten.
AfD weiter im Umfragehoch
Gleichzeitig steigen die Zustimmungswerte der AfD und sie könnte laut Umfragen bei den Landtagswahlen in den drei ostdeutschen Bundesländern Brandeburg, Sachsen und Thüringen in diesem Jahr stärkste Kraft werden. Ihr politischer Einfluss könnte sich also im Herbst vervielfachen.